Kursschub für Uran-Aktien: Lesen Sie hier die Hintergründe

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Ob NextGen Energy, IsoEnergy, Cameco oder Uranium Energy (UEC): In der letzten Woche, und insbesondere am Freitag, legten die Uran-Aktien deutlich zu, nachdem die Titel im Juli und Anfang August merkliche Rücksetzer hingenommen hatten.

Exemplarisch sehen Sie diese Gegenbewegung anhand der Aktie von Uranium Energy (Schlusskurs vom 23.08.2024, NYSE):

Quelle: www.aktienscreener.com

Der Titel hat demnach allein am Freitag im US-Handel in der Spitze um 15,3 % zugelegt. Damit setzte UEC seine Gegenbewegung zunächst fort, die seit dem Crash Anfang August anhielt.

Uranium Energy: Das steckt dahinter

Bevor wir uns die Hintergründe zu den Kurssteigerungen anschauen, zunächst ein paar Worte zu dem Unternehmen. Die Uranium Energy Corp. ist ein US-amerikanischer Explorateur und Produzent des namensgebenden Atomkraft-Rohstoffs Uran. UEC betreibt mehrere Projekte vor allem in den USA, aber auch in Kanada und Paraguay.

Das Unternehmen besitzt in den USA nach eigenen Angaben die umfangreichste ISR-Ressourcenbasis gemäß S-K 1300. Dabei handelt es sich um Uran-Ressourcen, die mit dem umweltschonenden In-situ-Rückgewinnungs-Verfahren (ISR) gefördert werden können. Im Prinzip ist UEC damit beschäftigt, in den Vereinigten Staaten historische Uranminen wieder zu aktivieren und diese über große Verarbeitungs-Hubs miteinander zu verknüpfen. Damit unterstützt das Unternehmen die Agenda der US-Politik, die eine Wiederherstellung der heimischen Uranproduktion fordert und fördert, um die prekäre Abhängigkeit vor allem von Russland und mit Abstrichen auch von Kasachstan zu reduzieren.

Uran inzwischen wieder deutlich wertvoller

Erst kürzlich hat UEC sein Projekt Christensen Ranch in Wyoming in Betrieb genommen. Dabei handelt es sich ebenfalls um eine historische Uranmine, deren Produktion 2018 gestoppt worden war. Seit der Übernahme im Jahr 2021 forciert Uranium Energy den erneuten Hochlauf des Standorts – auch mit Blick auf den in den letzten Jahren wieder deutlich gestiegenen Uranpreis. Der Atomkraft-Rohstoff war nach der Finanzkrise 2008 und spätestens nach der Katastrophe von Fukushima deutlich gefallen und notierte jahrelang auf einem wenig erträglichen Niveau.

Doch das Blatt hat sich inzwischen gewendet, da der Nuklearstrom in vielen Volkswirtschaften wieder an Bedeutung gewinnt – zum einen wegen der Klimavorteile der Technologie und zum anderen, weil viele Staaten per Atomkraft ihre Energiesicherheit angesichts der geopolitischen Konflikte verbessern wollen. Der Uranpreis hat deshalb seit Anfang 2022 um rund 240 % zugelegt (Stand: Schlusskurs vom 23.08.24). In der Spitze schoss der Rohstoff im Januar 2024 gar kurzzeitig über die Schwelle von 100 USD je Pfund U3O8. Jene chemische Verbindung, auch Triuranoctoxid genannt, ist das erste Zwischenprodukt, das beim Abbau von Uranerzen gewonnen wird.

Branchenprimus Kazatomprom lässt westliche Uran-Aktien hochschnellen

Schauen wir uns jetzt die Hintergründe zum neuerlichen Kursschub vom Freitag genauer an, die wie erwähnt auch andere westliche Uran-Titel beflügelten. Im Mittelpunkt steht der Mega-Konzern Kazatomprom. Dieser Bergbau-Akteur mit Sitz in Kasachstan ist mit Abstand der größte Uranproduzent der Welt und maßgeblich dafür verantwortlich, dass die ehemalige Sowjet-Republik ebenfalls mit hohem Vorsprung den Markt dominiert. Etwa 40 % des weltweiten Bedarfs an Uran wird von Kasachstan gedeckt. Heißt: In theoretisch mehr als jedem dritten Kernreaktor auf der Erde kommt kasachisches Uran zum Einsatz.

Da Kazatomprom der wichtigste Einzelakteur ist, ist dessen Aktivität ein wichtiger Indikator für den globalen Uranpreis. Heißt: Wenn der Konzern weniger produziert als gedacht, sinkt das weltweite Angebot deutlich, was den Markt verengt und den Preis unterstützt. Und eben ein solches Szenario scheint nun Realität zu werden. Kazatomprom hat vor wenigen Tagen angekündigt, im nächsten Jahr „nur noch“ 25.000 bis 26.500 Tonnen Uran hervorzubringen. Damit wären die Kasachen zwar über dem angepeilten Niveau von 2024 (22.500 bis 23.500 t), jedoch merklich unter den vorherigen Prognosen zu 2025. Zuvor hatte Kazatomprom für 2025 noch 30.500 bis 31.500 Tonnen in Aussicht gestellt. Zudem bliebe der Konzern damit unter den mit der dortigen Regierung vereinbarten Produktionsquoten.

Kazatomprom begründet die Prognosesenkung vor allem mit Verzögerungen beim Bau von Oberflächenanlagen und der Infrastruktur rund um das Joint-Venture Budenovskoye LLP. Hinzu kommt die anhaltende Unsicherheit bei der Versorgung mit Schwefelsäuere, die ein wichtiger Rohstoff in den In-situ-Anlagen des Konzerns ist.

Das Problem: Kazatomprom zeigte sich nun auch über 2025 hinaus eher zurückhaltend. So hat das Management explizit betont, zunächst keine Produktionsprognose für 2026 abgeben und sich nicht zu etwaigen neuen Minenerschließungen äußern zu können. Die Flaute beim weltgrößten Uranproduzenten könnte also mehrere Jahre lang andauern und das ohnehin knappe Angebot auf dem Markt zusätzlich einschränken.

Mein Fazit für Sie

Auch wenn Deutschland inzwischen den Stecker gezogen hat, ist die Atomkraft in vielen anderen Ländern wieder stark im Kommen. Ende 2023 haben insgesamt 22 Nationen eine Erklärung unterschrieben, die eine Verdreifachung der Kernenergie-Kapazität bis 2050 vorsieht. Darunter die USA, Frankreich und selbst das von der Fukushima-Katastrophe betroffene Japan.

In einem solchen Umfeld ist Uran ein extrem begehrter Rohstoff. Längst sei die Nachfrage nach dem Brennstoff größer als die Minenproduktion, heißt es etwa im „Uran Report 2024“ des Rohstoff-Analyseinstituts Swiss Resources Capital. Da nun offenbar auch der Branchenprimus Kazatomprom schwächelt, dürfte sich das Angebotsdefizit meiner Meinung nach perspektivisch intensivieren, was die Gewinnmargen westlicher Akteure unterstützt.