Kinder Morgan-Aktie: Neue Prognose ist da – Chance für Sie?
Hand aufs Herz: Haben Sie schon einmal von dem Unternehmen Kinder Morgan gehört? Vielen Menschen gerade in Deutschland dürfte dieser Name wohl kein Begriff sein. Tatsächlich aber ist der Konzern mit Sitz in Houston (Texas) einer der wichtigsten Akteure Nordamerikas, wenn es um die Lagerung und Verteilung von Energierohstoffen geht.
Das steckt hinter Kinder Morgan
Vor wenigen Tagen hat das Management von Kinder Morgan nun eine interessante Prognoseerhöhung angekündigt, über die Sie als Anleger Bescheid wissen sollten. Doch vergewissern wir uns es erst einmal, um was es hier eigentlich geht: Kinder Morgan besitzt Beteiligungen an bzw. betreibt insgesamt rund 132.000 Kilometer Pipelines, 140 Terminals sowie 700 Milliarden Kubikfuß Erdgasspeicherkapazität. Der Konzern transportiert über sein Leitungsnetz raffinierte Erdölprodukte, Erdgas, Rohöl, Kondensate, CO2, erneuerbare Kraftstoffe und andere Produkte. Die Terminals wiederum dienen als Lager- und Umschlagplatz etwa für Kerosin, Benzin, Dieselkraftstoff, Chemikalien, Metalle sowie andere Roh- und Treibstoffe.
Kinder Morgan ist also eine wichtige Lebensader der USA. Interessant ist, dass die Infrastruktur des Konzerns auch ein Hebel für die Energiewende ist. So erzeugt der Big Player zum Beispiel erneuerbares Erdgas und transportiert Biokraftstoffe sowie CO2.
Das Kohlendioxid wiederum wird zuvor von Partnern per Abscheidung gewonnen und schließlich in der tertiären Ölgewinnung (EQR) eingesetzt. Dabei wird das CO2 unter hohem Druck in die Erde gepumpt, um die restlichen Ressourcen älterer Öllagerstätten freizusetzen. Zudem kann das CO2 im Rahmen der CCS-Methode (Carbon Capture and Storage) dauerhaft und vollständig unter der Erde gespeichert werden. Kinder Morgan trägt also mit seinen Pipelines dazu bei, die CO2-Abscheidung voranzubringen und das Treibhausgas aus der Atmosphäre fernzuhalten.
2024: Pipeline-Player erwartet Gewinnschub
Kommen wir jetzt aber zu den harten Fakten: Wie erwähnt hat der Konzern kürzlich seinen Finanzausblick geschärft und den Anlegern eine optimistische Perspektive offenbart. Konkret erwartet das Management für 2024 einen Nettogewinn von 1,21 US-Dollar pro Aktie. Das wären 11 Prozent mehr im Vergleich zur Prognose für das Gesamtjahr 2023. Gleichzeitig soll das Betriebsergebnis (bereinigtes EBITDA) um 5 Prozent auf 8 Milliarden Dollar ansteigen.
Und: Das Management kündigte für 2024 eine jährliche Dividende von 1,15 US-Dollar pro Aktie an und damit die siebte Erhöhung der Ausschüttungen in Folge. Die erwartete Dividendenrendite liegt somit bei starken 6,4 Prozent (US-Schlusskurs vom 04.12.2023). Neue Aktienrückkäufe will das Unternehmen indes keine durchführen, auch weil hohe Investitionen für die ambitionierten Expansionspläne vorgesehen sind.
Was perspektivisch für Kinder Morgan spricht
Dadurch will sich Kinder Morgan zukunftsfähiger aufstellen – etwa über eine Kapazitätserhöhung bei der Erzeugung, Speicherung und dem Transport von nachhaltigen Treib- und Rohstoffen sowie CO2. Das Management rechnet damit, dass diese Dienstleistungen angesichts der staatlichen Regularien in den kommenden Jahren immer stärker nachgefragt werden, wodurch sich das Unternehmen Profitimpulse sichern will. Kinder Morgan spekuliert darauf, dass die Kunden praktisch dazu gezwungen sein werden, im Zuge der Energiewende höhere Preise zu bezahlen, was die Gewinnmargen unterstützen würde.
Zusätzliche Rückendeckung bekommt Kinder Morgan derweil vonseiten der Geopolitik. Wegen der Invasion Russlands in der Ukraine haben viele europäische Staaten – darunter Deutschland – ihre Energieversorgung neu aufgestellt und setzen mehr auf Flüssigerdgas (LNG). Dieses kommt häufig aus den USA, weshalb dort der Transport per Pipelines zu den Verflüssigungsanlagen an den Küsten intensiviert werden muss. Und davon profitiert der Konzern aktuell.
Mein Fazit für Sie
Schauen wir uns nun noch den Aktienkurs auf langfristige Sicht an (Stand: US-Schlusskurs vom 04.12.2023):
Quelle: www.aktienscreener.com
Wie Sie sehen, hat der Titel nach dem massiven Corona-Crash Anfang 2020 nicht gänzlich wieder zu alter Stärke zurückgefunden. Mögliche Probleme sind aktuell der hohe Schuldenberg, die teureren Investitionen durch die hohen Zinsen und nicht zuletzt die grundlegende Angst vor einem Ende des fossilen Zeitalters. Umso wichtiger ist es für Kinder Morgan, neues Geschäftspotenzial im Bereich der Dekarbonisierung zu entfalten.
Ich finde, diese Chancen werden im Kurs bis dato noch nicht vollständig eingepreist. Vor allem die CO2-Abscheidung hat in den USA meiner Meinung nach eine glorreiche Zukunft. Schließlich wollen große Player wie Exxon Mobil kräftig in diese Technologie investieren, was entsprechend fähige Pipelines voraussetzt.
Als Anleger sollten Sie bei dieser Aktie jedoch eine gewisse Risikoaffinität mitbringen und keine kurzfristige Ekstase erwarten, wenngleich die Dividendenrendite attraktiv ist.