Katastrophe bei Intel: Noch ist nicht aller Tage Abend!
Dass Börsenfirmen hin und wieder schwache Quartalszahlen vorlegen, ist durchaus üblich. Doch was der US-Chiphersteller Intel vor wenigen Tagen abgeliefert hat, ist schlicht ein Desaster.
Vielleicht haben Sie es auch schon in den Medien gelesen: Intel erlitt im zweiten Quartal praktisch an allen Ecken und Enden Rückschläge. Dabei wollte der Konzern im laufenden Jahr eigentlich starke Wachstumsimpulse setzen. Doch daraus wird nun offenbar nichts.
Intel: massiver Umsatzschwund in Q2
Aber schauen Sie selbst: In Q2 erzielte Intel einen Umsatz von gerade einmal noch 15,3 Milliarden Dollar. Das entspricht einem Rückgang von satten 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Als problematisch erwies sich unter anderem das PC-Geschäft. Hier krachten die Erlöse in Q2 um ein Viertel auf 7,7 Milliarden Dollar ein.
Über die Gründe lässt sich freilich spekulieren. In den letzten Jahren waren die Verkäufe von Computern jedenfalls stark gestiegen – angetrieben auch durch die Corona-Pandemie und den Homeoffice-Trend. Nun könnte die hohe Inflation dazu geführt haben, dass Verbraucher bei größeren Anschaffungen wie PCs zurückhaltender werden.
Doch nicht nur das: Auch bei den Chips für Rechenzentren musste Intel erhebliche Umsatzeinbußen hinnehmen. Hier fielen die Erlöse um 16 Prozent auf 4,6 Milliarden Dollar. Experten führen das unter anderem auf die starke Konkurrenz zurück, die offenbar mehr und mehr Marktanteile für sich beanspruchen kann.
Tief in den roten Zahlen
Katastrophal war auch das Ergebnis. So fuhr Intel im zweiten Quartal einen Nettoverlust von 454 Millionen Dollar ein. Zum Vergleich: Im Vorjahreszeitraum hatte man noch einen Überschuss von mehr als 5 Milliarden Dollar generiert.
Intel begründete die roten Zahlen übrigens nicht nur mit der schwachen Weltwirtschaft und den hohen Energie- sowie Personalkosten. Auch die Einstellung des Optane-Geschäfts habe zu erheblichen Abschreibungen in Höhe von knapp 560 Millionen Dollar geführt. Das Geschäft beinhaltet zum Beispiel den Phasenwechselspeicher „3D XPoint“, der unter anderem in SSD-Festplatten zum Einsatz kommt.
In den letzten Jahren fiel Optane nicht gerade mit positiven Nachrichten auf. Immer wieder musste Intel für den Geschäftsbereich eine schwache Nachfrage und rote Zahlen vermelden. Auch deshalb hatte man Teile des Geschäfts zwischenzeitlich verkauft. Nun soll die Sparte komplett eingestellt werden.
Intel kappt Umsatzprognose für 2022
Intel-Anleger brauchen nun sehr starke Nerven. Denn der Konzern ist angesichts der desaströsen Q2-Zahlen jetzt deutlich pessimistischer gestimmt. So schraubte Intel vor wenigen Tagen seine Umsatzprognose für 2022 massiv nach unten – auf eine Spanne von 65 bis 68 Milliarden Dollar. Zuvor hatte man den Aktionären hier noch rund 76 Milliarden in Aussicht gestellt.
Die Ergebnisse des zweiten Quartals seien unter den Standards gelegen, die man für das Unternehmen und die Aktionäre gesetzt habe, musste Intel-Boss Pat Gelsinger einräumen. Man müsse nun schlicht besser werden.
Hohe Förderungen möglich: Hoffnung auf Chip-Produktion in Magdeburg
Immerhin: Intel hat noch ein Ass im Ärmel. So will der Konzern in Europa massiv in die Produktion von Computerchips einsteigen. In Magdeburg etwa planen die Amerikaner gleich zwei gigantische Halbleiterwerke. Intel will mit den Fabriken näher an die europäischen Kunden heranrücken und sich dadurch Lieferaufträge etwa aus der Autobranche sichern.
Das Ganze ist durchaus ambitioniert, aber auch extrem teuer. Allein für den Standort Magdeburg forciert Intel Investitionen in Höhe von 17 Milliarden Euro. Umso mehr müssen die Amerikaner nun darauf hoffen, dass die EU sich daran beteiligt. Brüssel hatte unlängst angekündigt, außereuropäische Chiphersteller mit Subventionen nach Europa locken zu wollen.
Jener „EU Chips Act“ ist allerdings noch nicht in trockenen Tüchern. Beobachter rechnen damit, dass er im nächsten Jahr verabschiedet werden könnte. Intel jedenfalls glaubt an die Hilfe der EU und plant, mit dem Bau des Standorts Magdeburg noch im Frühjahr 2023 zu beginnen. Die Inbetriebnahme könnte dann 2027 erfolgen.
Mein Fazit für Sie
Die Enttäuschung an der Börse wegen der schwachen Q2-Zahlen war förmlich spürbar. Die Intel-Aktie krachte am Freitag (29.07.2022) zweistellig ein. Dabei hatte das Papier bereits zuvor ordentlich an Wert verloren.
Nun bleibt den verbliebenen Aktionären kaum etwas anderes übrig, als auf die langfristige Perspektive des US-Chipherstellers zu setzen. Diese ist prinzipiell gar nicht so schlecht. Denn der Markt für Halbleiter ist schlicht und ergreifend für das Funktionieren der Weltwirtschaft mittlerweile essenziell. Werden Computerchips doch immer häufiger in etliche Geräte, Maschinen und Autos verbaut.
Neben der weiteren Entwicklung der Konjunktur sollten Sie als interessierter Anleger jetzt vor allem auf die Politik achten. Sollte die EU tatsächlich hohe Fördersummen für Intel auf den Weg bringen, würde das das Risiko aus der Aktie mittelfristig etwas herausnehmen. Es bleibt auf jeden Fall spannend.