Jost Werke übernimmt Hyva für 360 Millionen Euro

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Vor rund vier Wochen meldete der hessische Nutzfahrzeug-Zulieferer Jost Werke eine bedeutende Übernahme. Für 360 Millionen Euro wurde der Kauf des Hydraulikspezialisten Hyva bekanntgegeben. Nun ist der Deal komplett in trockenen Tüchern. Jost Werke erwartet sich durch den Zukauf eine deutlich gestärkte Marktposition. Mit dem erweiterten Portfolio sollen neue Märkte erschlossen werden.

Das könnte Balsam auf die Seelen der Anleger sein. Immerhin wurde erst Ende letzter Woche die Jahresprognose aufgrund sinkender Nachfrage im Nutzfahrzeugsektor gekappt.

Jost Werke: Der Spezialist für Nutzfahrzeuge

Jost Werke bezeichnet sich als ein weltweit führender Hersteller und Lieferant von sicherheitskritischen Komponenten und Systeme für Nutzfahrzeuge, die unter den Marken JOST, Rockinger, TRIDEC, Edbro und Quicke vertrieben werden. Für die beiden Geschäftsbereiche Transport und Agriculture fertigt der Konzern Produkte, die nach drei Systemen unterteilt sind.

  • Vehicle Interface legt den Fokus auf Produkte, die für den Betrieb einer Nutzfahrzeugkombination aus Truck und Trailer benötigt werden (u.a. Sattelkupplungen und Stützwinden).
  • Handling Solutions sind mit der Containertechnik befasst.
  • Manoeuvering entwickelt und produziert Achsen für Sattelzugmaschinen, Sattelauflieger und Anhänger sowie Zwangslenkungssysteme.

Bei Vehicle-Interface-Systemen sieht sich Jost als Weltmarktführer. Mit einem globalen Vertriebsnetz und Produktionsstätten in über 20 Ländern auf fünf Kontinenten hat das Unternehmen direkten Zugang zu allen großen Herstellern von Nutzfahrzeugen sowie zu allen relevanten Endkunden.

Prognose nach unten geschraubt

Zuletzt war allerdings etwas Sand im Getriebe. Jost verspürte Gegenwind durch einen spürbaren Nachfragerückgang sowohl im Nutzfahrzeug- als auch im Landwirtschaftssektor. Entsprechend schwach fielen die Ergebnisse im dritten Quartal aus: Der Umsatz schmolz um 15,7% auf 246,3 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zusammen. Gleichzeitig sank das Vorsteuerergebnis von 33,4 Millionen Euro auf 26,5 Millionen Euro.

Für das Gesamtjahr stellt die Konzernführung nun einen Umsatzrückgang von rund 15% in Aussicht. Bislang war ein Rückgang im einstelligen Bereich avisiert worden. Für das bereinigte Vorsteuerergebnis (EBIT) wird eine Marge zwischen 10,5% und 11,0% erwartet.

Großübernahme stärkt Marktposition

Nun wechselt Jost mit einer Großübernahme auf die Überholspur. Für 398 Millionen Dollar (rd. 360 Millionen Euro) soll Hyva übernommen werden. Dahinter verbirgt sich ein Hersteller von Hydrauliklösungen für Nutzfahrzeuge. Zuletzt erzielte das Objekt der Begierde mit mehr als 3.000 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von 629 Millionen Euro. Kombiniert dürften beide Firmen damit auf einen Jahresumsatz von rund 1,8 Milliarden Euro kommen.

Wachstum in neuen Märkten

Der Zukauf soll Wachstum in Märkten wie Indien, Asien und Brasilien ermöglichen. Laut Firmenangaben ist Hyva der führende Hersteller von Frontkippzylindern mit mehr als 40% Weltmarktanteil. Darüber hinaus biete die Firma ein Sortiment an doppeltwirkenden Zylindern, Container-Hebesysteme (Abrollkipper und Absetzkipper), Müllsammelaufbauten und -verdichter sowie Autokräne an. Eingesetzt würden die Produkte vorwiegend in den Sektoren Transport, Landwirtschaft, Bau, Bergbau und Umweltdienstleistungen. Insgesamt bedient Hyva Kunden aus mehr als 110 Ländern.

Deal soll Synergien schaffen

Hyva erwirtschaftet den Angaben zufolge 54 Millionen Euro bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda). Entsprechend legt Jost rund das 6,7-Fache des Ebitda auf den Tisch. Zugleich sollen durch die Transaktion jährliche Synergien von mehr als 20 Millionen Euro realisiert werden.

Die Anleger scheint die Übernahme derweil noch nicht zu beeindrucken. Der Kurs der Jost Werke-Aktie tendierte in den letzten Tagen mit leichten Kursabgaben.