Jefferies – Bankenkrisen hinterlassen tiefe Spuren
Die amerikanische Investmentbank Jefferies hatte im zweiten Geschäftsquartal 2023 mit erheblichem Gegenwind zu kämpfen und konnte die Markterwartungen nicht ganz erfüllen.
Rund 5 Prozent weniger Nettoeinnahmen
Das in New York ansässige Finanzinstitut litt in dem am 31. Mai beendeten zweiten Geschäftsquartal 2023 unter den Folgen der Krise der US-Regionalbanken und der Beinahe-Pleite der schweizerischen Investmentbank Credit Suisse. Und auch das Gerangel um die Erhöhung der Schuldenobergrenze der USA belastete zeitweise das Geschäft. Das Nettoeinnahmen lagen auch deshalb mit 1,04 Milliarden Dollar um rund 5% unter dem Vorjahresergebnis. Die Entwicklung der beiden Sparten von Jefferies verlief dabei höchst unterschiedlich.
Während die Einnahmen im Investmentbanking um 26% auf 510 Millionen Dollar abnahmen, legten sie im Kapitalmarkt-Geschäft um 30% auf 543 Millionen Dollar zu. Im Investmentbanking gingen vor allem die Erlöse aus Fusionen und Firmenkäufen (Mergers and Acquisitions) sowie aus Neuemissionen massiv zurück. Im Handel mit Aktien, Anleihen und anderen Wertpapieren lief es zwar deutlich besser als ein Jahr zuvor – allerdings bei den Umsätzen dennoch um 15% schlechter als im ersten Vierteljahr 2023. Jefferies-Chef Brian Friedman verweist aber darauf, dass sein Finanzinstitut trotz des schwierigen Umfelds seinen Marktanteil erhöhen konnte.
Gewinneinbruch auch wegen Sondereffekte
Wesentlich schlechter als bei den Einnahmen sieht es bei den Gewinnen aus. Nach Einmaleffekten verdiente Jefferies im zweiten Geschäftsquartal mit 28 Cents je Aktie rund 38% weniger als ein Jahr zuvor, schlug aber damit immerhin knapp die durchschnittlichen Prognosen der Analysten von 27 Cents. Einschließlich der Sondereffekte betrug das Ergebnis je Aktie sogar nur 5 Cents. In den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahrs waren es mit einem Gewinn von 60 Cents je Aktie 65% weniger als zwölf Monate zuvor.
Trotz der schwachen Ergebnisse schüttet Jefferies aber eine Quartalsdividende von 30 Cents je Aktie aus und hat zudem im zweiten Vierteljahr für 67 Millionen Dollar eigene Aktien zurückgekauft. Für das laufende, am 1. Juni begonnene dritte Quartal ist Brian Friedman optimistisch, dass die Rückkehr zur Normalität gelingen wird. Im Juni verlief das Geschäft sowohl im Investment Banking als auch im Kapitalmarktgeschäft bisher sehr erfreulich. Die Zuversicht der Anleger und der Firmenkunden habe zugenommen.
Zusammenarbeit mit Sumitomo Mitsui bringt neue Chancen
Auf das stärkere Wachstum reagiert Jefferies mit einer deutlichen Aufstockung des Personals in seiner Investmentbanking-Sparte. Zusätzliche Impulse erhofft sich das Finanzinstitut auch von der Zusammenlegung seines Merger and Acquisitions-Geschäfts mit der japanischen Großbank Sumitomo Mitsui. Das eröffne zusätzliche Finanzierungsmöglichkeiten für die Kunden. Sumitomo Mitsui hat bei dem Deal den Anteil am Kapital von Jefferies von 4,5% auf 15% aufgestockt. Jefferies hat seine Quartalszahlen nach der Beendigung des gestrigen Handels an der Wall Street veröffentlicht. Im nachbörslichen New Yorker Geschäft verlor die Aktie daraufhin zunächst kräftig, um sich später aber wieder zu erholen. Im europäischen Vormittagshandel hielt sich die Aktie gut und notierte mit Kursen von knapp über 29 Euro sogar leicht über dem Vortagsniveau. Das Jahreshoch liegt mit gut 37 Euro deutlich darüber.