James Hardie bietet 8,75 Milliarden Dollar für AZEK

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In der oft als solide und vorhersehbar geltenden Baustoffindustrie sorgt gerade eine Nachricht für Aufsehen: James Hardie Industries, der australische Gigant im Bereich Faserzementprodukte, plant die Übernahme des US-amerikanischen Outdoor-Produktherstellers AZEK für satte 8,75 Milliarden Dollar.

James Hardie: Vom Importeur zum Faserzement-Pionier

James Hardie Industries begann 1888 als bescheidenes Importgeschäft in Melbourne. Heute ist das Unternehmen ein weltweit führender Hersteller von Faserzementprodukten, die vor allem im Wohn- und Gewerbebau eingesetzt werden. Das Unternehmen betreibt 20 Produktionsstätten weltweit und produziert jährlich etwa 3,2 Milliarden Quadratmeter Faserzementprodukte, die hauptsächlich in den Märkten Nordamerika, Europa, Australien und Neuseeland vertrieben werden.

Mit einem Jahresumsatz von 3,96 Milliarden Dollar und einem Nettogewinn von 510,2 Millionen Dollar im abgelaufenen Geschäftsjahr hat sich James Hardie als Schwergewicht in der Branche etabliert.

AZEK: Meister der Outdoor-Ästhetik

AZEK hingegen hat sich einen Namen mit hochwertigen Outdoor-Produkten gemacht. Bekannte Marken wie TimberTech und StruXure stehen für langlebige und ästhetisch ansprechende Terrassenbeläge, Geländer und Pergolen. Diese Produkte sind besonders bei Hausbesitzern beliebt, die Wert auf Qualität und Design legen.

Der Preis der Liaison: 8,75 Milliarden Gründe zum Staunen

Die geplante Übernahme beläuft sich auf insgesamt 8,75 Milliarden Dollar, inklusive 386 Millionen Dollar Schuldenübernahme. AZEK-Aktionäre sollen 26,45 Dollar in bar plus 1,034 James-Hardie-Aktien pro AZEK-Aktie erhalten. Das entspricht einem Gesamtwert von 56,88 Dollar pro Aktie– ein saftiger Aufschlag von 37% auf den letzten Schlusskurs von AZEK.

Nach Abschluss des Deal werden die Aktionäre rund 74% bzw. 26% von James Hardie und AZEK zusammen besitzen.

Strategisches Kalkül: Mehr als nur ein Flirt

Hinter dieser Übernahme steckt ein durchdachter Plan: Beide Unternehmen bedienen den Markt für Außenverkleidungen und Terrassenbeläge, wobei ihre Produkte oft Hand in Hand gehen. Durch die Fusion entsteht ein umfassendes Angebot, das sowohl Bauherren als auch Renovierer anspricht.

Durch die Übernahme wird der größte Anbieter von Hausfassaden in den USA mit einem der größten Hersteller von Produkten für den Außenbereich zusammengeführt und es entsteht ein Unternehmen mit einem kombinierten Umsatz von 5,9 Milliarden Dollar (hauptsächlich in den USA) und einem bereinigten Vorsteuergewinn (EBITDA) von 1,8 Milliarden Dollar.

Die erwarteten Synergieeffekte sind ebenfalls enorm: James Hardie erwartet, dass die Übernahme die jährlichen Gewinne um mindestens 350 Millionen Dollar steigern wird, unterstützt durch 125 Millionen Dollar Kosteneinsparungen und 500 Millionen Dollar an Umsatzsynergien.

Marktreaktionen: Freud und Leid an der Börse

Während die AZEK-Aktie nach Bekanntgabe der Übernahme um 17 % zulegte, musste James Hardie einen Kursrückgang von 17 % hinnehmen. Solche Reaktionen sind nicht ungewöhnlich, da Investoren oft die kurzfristigen Kosten einer Übernahme höher gewichten als die langfristigen Vorteile.

Fazit: Eine Fusion mit Potenzial

In die Baubranche kommt ordentlich Schwung hinein. Letzte Woche hat der Bauproduktehändler QXO den Kauf von Beacon Roofing Supply für 11 Milliarden Dollar eingetütet. Letztes Jahr erwarb Home Depot das Dachdeckerunternehmen SRS Distribution in einem 18-Milliarden-Dollar-Deal.

Die geplante Übernahme von AZEK durch James Hardie könnte die Baustoffbranche nachhaltig beeinflussen. Durch die Kombination ihrer Stärken könnten sie neue Maßstäbe setzen und den Markt für Außen- und Outdoor-Produkte neu definieren. Ob diese Liaison von Dauer ist und den erhofften Erfolg bringt, wird die Zukunft zeigen.