IVU Traffic – Die Bahn kommt, öfter, nicht
Der Software-Entwickler IVU Traffic ist wahrlich kein Big Player. Doch die Nische der Berliner – der ÖPNV – ist zukunftsträchtig.
Was macht IVU?
Das Unternehmen wurde bereits im Jahr 1976 gegründet. Die Berliner haben Software-Lösungen entwickelt, damit Busse und Bahnen – salopp formuliert – tatsächlich kommen. Zumindest öfter, als wir es gewohnt sind. Denn wer häufiger mit der Deutschen Bahn unterwegs ist, hat vielleicht die Erfahrung gemacht – möglicherweise sogar mehrmals –, dass hier durchaus noch Optimierungspotenzial vorhanden ist. Es gibt somit noch einiges zu tun für die rund 800 Ingenieurinnen und Ingenieure bei IVU Traffic.
Zwar ist das Bessere des Guten Feind, doch die Software der Berliner gilt als ausgereift und exquisit. Im Einsatz ist sie nach Firmenangaben bei mehr als 500 Verkehrsunternehmen. Diese nutzen die IT-Programme zur Betriebslenkung, für Planung und Disposition sowie – nicht zuletzt – für Fahrgastinformationen.
Beeindruckende Wachstumsstory
Fridays for Future, Energiewende, Nachhaltigkeit, 49 Euro-Ticket – woran vor ein paar Jahrzehnten noch niemand dachte, ist längst Realität. Wirtschaftliche Notwendigkeiten und gesellschaftliche Trends spielen dem Unternehmen in die Hände. Und dies nicht erst seit gestern.
So stiegen die Umsatzerlöse in den vergangenen fünf Jahren um 11 Prozent im Jahresschnitt, das Rohergebnis legte sogar um durchschnittlich 12 Prozent zu. In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2022 nahm das Wachstum weiter Fahrt auf. Der Umsatz stieg um 24 Prozent, das Rohergebnis um satte 30 Prozent. Nun warten Investoren gespannt, wie die Zahlen für das Gesamtjahr ausgefallen sind.
IVU Aktie auf Erholungskurs
Die Aktie (WKN: 744850) von IVU Traffic ist ein Long-Play. In den vergangenen zehn Jahren summierte sich der Gewinn auf mehr als 1.000 Prozent, in den vergangenen fünf Jahren ergab sich ein Plus von rund 250 Prozent.
Nicht ganz so toll sieht die kurzfristige Performance aus. Denn nach dem historischen Hoch von mehr als 20 Euro im Jahr 2021 halbierte sich der Aktienkurs und erreichte im September vergangenen Jahres ein zyklisches Tief von rund 12 Euro, seitdem haben sich die Papiere wieder erholt und notieren momentan bei gut 17 Euro.
Ob ich die Aktie von IVU Traffic jetzt kaufen würde? Ich bin da – noch – hin- und hergerissen. Das für das Geschäftsjahr 2022 im Analysten-Konsens erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von rund 25 scheint mir für einen Wachstumswert nicht zu viel. Zudem sind die Berliner in einem, wie bereits erwähnt, äußerst zukunftsträchtigen Markt unterwegs. Nach dem deutlichen Kursanstieg seit Herbst vergangenen Jahres würde ich mich wohler fühlen, wenn ich zu einem um 10 bis 15 Prozent niedrigeren Preis einsteigen könnte.
Hajo (Heinz-Josef) Simons, Jahrgang 1956, arbeitet seit gut 30 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalist.
