Ionos: Internetdienstleister mit Potenzial
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht. Ich freue mich angesichts der negativen Nachrichtenlage, der vielen geopolitischen Krisen und der wirtschaftlichen Schwierigkeiten in diesem Jahr ganz besonders auf ruhige und besinnliche Weihnachtstage.
Die geopolitischen Spannungen (an erster Stelle ist der Ukraine-Krieg zu nennen) haben 2022 eine Kettenreaktion ausgelöst: Energiekrise, Inflationsschock und drastische Zinserhöhungen. In diesem negativen Umfeld haben Nebenwerte an der Börse gelitten, und Börsengange wurden aufgrund der schlechten Stimmung fast unmöglich.
Eine Ausnahme ist der deutsche Internetdienstleister Ionos, der im Jahr 2023 den Sprung auf das Börsenparkett geschafft hat. Nach einem schwachen Start, der der allgemeinen Nebenwerte-Schwäche geschuldet war, wurde die Ionos-Aktie doch noch zu einer spannenden Börsen-Story.
Finanzinvestor steigt aus
Vor dem Börsengang hatte Ionos zwei Großaktionäre: Der deutsche Internetkonzern United Internet besitzt noch immer über 60% der Aktien. Anders sieht es beim Finanzinvestor Warburg Pincus aus.
Vor dem Börsengang besaß der Investor rund 25% der Aktien und reduzierte im Zuge des IPO den Anteil auf 21%. Nach dem steilen Kursanstieg bis Sommer 2024 verkaufte Warburg Pincus im September und zuletzt vor wenigen Wochen weitere Aktienpakete und reduzierte so den Anteil auf unter 10%.
Der Ausstieg ist kein Misstrauensvotum gegen Ionos. Finanzinvestoren streben fast immer zeitnah nach dem Börsengang den Ausstieg an, um das Geld in neue Kandidaten zu investieren. Warburg Pincus ist bereits 2016 bei Ionos eingestiegen. Ohne die geopolitischen Krisen wäre der Ausstieg schneller gegangen.
Wenn dann aber der Ausstieg abgeschlossen ist, dürfte das den Aktienkurs von Ionos gleich doppelt antreiben: Zum einen entfällt dann der Bewertungsabschlag (aktuell niedrige Bewertung, da alle wissen, dass der Finanzinvestor weitere Aktien verkaufen will) und zum anderen steigt das Index-Gewicht, wenn die Zahl der frei handelbaren Aktien weiter steigt.
Lukratives Geschäftsmodell
Ionos bietet schwerpunktmäßig Internetdienstleistungen wie Webhosting und Cloud-Applikationen für kleine und mittelgroße Unternehmen an. Sie kennen vielleicht die Ionos-Tochter Strato. In diesem Geschäftsbereich sehe ich auch die künstliche Intelligenz (KI) als großen Wachstumstreiber.
Mithilfe von KI-Werkzeugen können Ionos-Kunden in Sekundenschnelle einen eigenen, optimierten Internetauftritt erstellen lassen. Besonders attraktiv: Die bereits über 6 Mio. Ionos-Kunden besitzen fast alle eine Art Abo-Vertrag mit relativ kleinen monatlichen Rechnungssummen. Die Vorteile: Aufgrund der niedrigen Kosten ist der Wechsel-Wunsch relativ gering und die Umsatzerlöse gut planbar.
Günstige Bewertung und spannender Großauftrag
Genau solche Geschäftsmodelle lösen in „normalen“ Börsenzeiten eine höhere Bewertung aus. Auf Sicht von zwei bis drei Jahren kann ich mir durchaus ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 20 vorstellen (das für 2025 erwartete KGV liegt bei nur 14).
Hinzu kommt ein spannender Großauftrag: Ionos hat in diesem Jahr den Zuschlag erhalten, eine sichere Cloud-Lösung für die Bundesverwaltung zu bauen. Der Rahmenvertrag läuft über fünf Jahre.
Die Überlegung: Wenn sich die Behörden einmal für eine Basisplattform entschieden haben, bleiben sie dauerhaft. Das wäre dann eine Gelddruckmaschine für den Internetdienstleister. Somit bietet die Ionos-Aktie gleich aus mehreren Gründen Potenzial nach oben.