Inflation steigt wie erwartet: Anleger hoffen auf den Herbst
Mit 6,4 Prozent ist die Inflationsrate in Deutschland im Juni erstmals seit 3 Monaten wieder gestiegen. Nach 6,1 Prozent im Vormonat ging die Teuerungsrate nun – wie erwartet – leicht nach oben. Der Hauptgrund: Im Juni des letzten Jahres haben staatliche Maßnahmen wie das bundesweit eingeführte 9-Euro-Ticket die Inflation beeinflusst.
Ohne diese Einmaleffekte aus dem vergangenen Jahr wären die aktuelle Inflationsrate vermutlich deutlich geringer ausgefallen. Und hier liegt auch die Hoffnung der Anleger begründet, die auf eine sinkende Inflationsrate und einer damit verbundenen veränderten Notenbank-Politik setzen. Die Anzeichen verdichten sich, dass die Teuerungsrate in den kommenden Monaten weiter sinken könnte.
Inflation ist noch immer zu hoch – was ist die Hoffnung der Märkte?
Eine Teuerungsrate von 6,4 Prozent ist noch immer sehr weit entfernt von der vonseiten der Notenbanken vorgegebenen Zielmarke von rund 2 Prozent. Viele Anleger hatten zu Beginn des Jahres 2023 gehofft, dass die Inflation schneller sinken würde – denn damit wäre auch der Weg frei für eine veränderte Zinspolitik.
Durch die staatlichen Maßnahmen zur Entlastung der Bürger im vergangenen Jahr, dürfte die Teuerungsrate auch in den nächsten 2 Monaten noch leicht verzerrt sein. Die Hoffnung: Viele Experten rechnen damit, dass sich auch die Strompreise bald auf niedrigerem Niveau stabilisieren und die Preise für Lebensmittel über den Sommer sinken. Die Folge wäre eine deutlich geringere Inflationsrate ab dem Herbst.
Notenbanken sind noch nicht am Ziel
Aufgrund der aktuellen Situation ist im Juli – und vielleicht auch noch im Folgemonat August – eher nicht mit einer veränderten Zinspolitik zu rechnen. Derzeit rätseln viele Beobachter, ob es im Juli zu einer weiteren Anhebung der Leitzinsen kommen wird. Für die US-Notenbank Fed ist das durchaus denkbar. Für die EZB, deren Leitzinsen mit 4 Prozent noch deutlich unter dem Niveau der US-Zinsen (zwischen 5,0 und 5,25 Prozent) liegen, ist es sogar sehr wahrscheinlich.
Sollte sich die Hoffnung der Anleger bewahrheiten und sich die Inflation im Herbst mit großen Schritten in Richtung der gewünschten 2 Prozent bewegen, wird das auch die Zinspolitik der Notenbanken verändern. Anleger sollten zwar noch eine Menge Geduld mitbringen. Doch wenn sich der Wind dreht – und erstmals wieder Zinssenkungen im Gespräch sind – kann es schnell gehen mit einer Rally. An der Börse wird bekanntlich die Zukunft gehandelt.