Immer dasselbe Risiko – egal wie schön der Trade aussieht!
Heute sehen Sie ein Argument dafür, warum Sie nicht von Ihrem Money Management abweichen sollten. Wer immer dieselbe Prozentzahl seines Depots riskiert, den kann der Markt nicht austricksen. Denn ganz sicher werden Sie auch schon erlebt haben, dass Sie bei einem Trade ein „besseres Gefühl“ hatten, als bei einem anderen. Doch das interessiert die Kurse nicht und so ein Gefühl kann teuer sein.
Mit dem 1plus3Indikator hatte ich am Mittwoch ein Long-Signal im 30-Minuten-Chart im WTI Rohöl bekommen. Sie sehen im Chart gleich 2 Signale. Ich nehme in dem Fall immer das mit der größeren Kerze, solange diese nicht zu groß für meine Regel ist. Zu große Kerzen ergeben riesige Strecken, die ein Trade dann zurücklegen muss und fallen deshalb raus.
WTI im 30-Minutenchart mit dem 1plus3Indikator
Meine Regel ist hier: Wenn die Kurse nach einem Long-Signal über die 0-Linie steigen, suche ich nach einem Short-Einstieg. Aber auch nur, wenn die Kurse mindestens 2 Kerzen zwischen den 0- und -1-Linen handeln und danach wieder darunterfallen. Sollten die Kurse außerdem über die -3-Linie steigen (nicht mehr im Bild), ist die Short-Idee gestorben.
In unserem Fall hatten wir nicht nur ein Signal und die Kurse sind danach zwischen der 0- und -1-Linie gelaufen, sondern der daraus resultierende Trade hat sogar charttechnisch wunderschön ausgesehen.
Bei dem Trade gehen wir dann an der 0-Linie short: „Short Sell-Stop“. Unser Stoploss ist an der -2-Linie bzw. einen Schnaps darüber. Der Take Profit liegt bei der 4-Linie.
Wenn Sie sich jetzt die Kerzen vor dem Signal ansehen, passt das fantastisch zum Trade. Unser Stoploss ist über den letzten Hochs ganz links am Rand und der Take Profit liegt in einem Bereich, in dem die Kurse zuletzt fleißig gehandelt wurden. Das muss doch klappen!
Wir haben hier also nicht nur das Signal vom 1plus3Indikator, was uns einen Trade vorschlägt, der die meiste Zeit einen Gewinn abwirft, wir haben sogar im Chart die passenden Zonen, die diesem Trade Rückenwind geben.
Wie viel sollte man bei sicheren Trades riskieren?
Nicht mehr als sonst. Eher weniger, wenn die Trades unsicher sind. Der Trade oben sah richtig gut aus. Aber wie Sie als cleverer Leser schon dem Titel dieser Ausgabe entnommen haben, gab es keine Bonuspunkte für Schönheit.
Hier sehen Sie den Verlauf, den die Kurse danach nahmen. Es ging erst in die richtige Richtung. Kurz vor der gelben 2-Linie drehte WTI dann nach Norden und lief in den Stoploss. Aktuell notieren die Kurse in der Take Profit Zone, aber das ist jetzt nicht mehr relevant.
Wie müssen wir das Handelssystem jetzt anpassen?
Immerhin wurden wir ja ausgestoppt und die Kurse wären bei einem höheren Stoploss später ins Ziel gelaufen. Das wäre es doch sicher gut, in Zukunft den Kursen mehr Luft nach oben zu lassen.
Das ist ein gern gemachter Denkfehler beim Trading. Verluste gehören dazu. Es geht darum, das Maximum aus dem Markt zu holen, wenn der Trade funktioniert. Beim Backtest im Jahr 2023 war exakt dieses Setup 18 Mal erfolgreich! Jetzt kommt noch der entscheidende Faktor: Wenn ich es so trade, wie oben gezeigt, haben wir ein Chance-Risiko-Verhältnis von 2:1. Wir gewinnen knapp 200 Prozent, wenn der Trade aufgeht. Wenn wir verlieren, verlieren wir 100 Prozent unseres Einsatzes.
Wenn ich jetzt aber wegen des Trades von dieser Woche meinen Stoploss bis zur -3,5-Linie anhebe (die Kurse stiegen knapp über die -3-Linie), dann wäre das Chance-Risiko-Verhältnis bei jedem dieser 18 theoretisch gewonnenen Trades aus den Kursen vom letzten Jahr nur noch bei knapp 1.2:1. Das heißt wir hätten jedes Mal nicht mehr 200 Prozent Profit gemacht, sondern nur noch 120 Prozent.
Ja, die Gewinnquote wäre höher. Wir machen schließlich mindestens einen Verlust von dieser Woche weniger. Aber darunter schmilzt die Jahresrendite. Wir verzichten auf 80 Prozent bei jedem der 18 Gewinner, nur damit den WTI-Trade von Mittwoch nicht verlieren. Genau deshalb ist es sinnvoll sich auf ein erwiesenes System zu verlassen und egal, wie gut der Chart auch aussieht, immer prozentual dasselbe Kapital zu riskieren.
Der nächste Trade mag hier wieder aufgehen und dabei gibt es vielleicht überhaupt keine Unterstützung von der Charttechnik. Wir spielen hier einfach das Casino, das langfristig gewinnt, selbst wenn es zwischendurch ein paar negative Tage gibt. Solange wir profitable Handelssysteme nutzen und stur unser System handeln, sind wir erfolgreich. Emotionen und das Abweichen vom System lassen die meisten Trader scheitern.