Hypoport Aktie – Einstürzende Neubauten

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Die Hypoport Aktie hat es in den vergangenen zwölf Monaten regelrecht zerrissen. Was ist da los? Lohnt jetzt der Einstieg?

Profiteur des Immobilienbooms

Insbesondere als Vermittler von Baudarlehen konnte Hypoport in den vergangenen Jahren so richtig aus dem Vollen schöpfen. Baugeld war extrem billig. So zahlten Häuslebauer, die für ihr Darlehen eine Zinsbindung von zehn Jahren wählten, zwischenzeitlich noch nicht einmal 1 % Effektivzins. Die Folgen sind bekannt.

Der Immobilienmarkt speziell in Deutschland boomte, die Preise für Wohnungen, Einfamilienhäuser und auch Mietobjekte explodierten geradezu. Eine nicht unbedingt gesunde Entwicklung, wie wir heute wissen. Problem war lange Zeit, dass sich auch viele Normalverdiener Wohneigentum zulegten, obwohl sie sich dies aufgrund ihres Einkommens eigentlich nicht leisten konnten.

Von dieser Entwicklung profitierten Darlehensbroker erheblich. Kein Wunder, dass die Hypoport Aktie Ende September 2021 auf ihr All-Time-Hight von rund 600 Euro schoss. Beim aktuellen Kurs der Aktie (WKN: 549336) schießen Investoren, die noch immer engagiert sind und an die nie endende Erfolgsstory glaubten, allerdings die Tränen in die Augen.

Inflation, Zinsen, Energiepreise – die Angst geht um

Kurz und knapp: Das momentane Umfeld ist für viele Menschen zwischen Flensburg und Füssen offenbar nicht geeignet, längerfristige finanzielle Verpflichtungen einzugehen. Zumal wenn es sich dabei um Immobiliendarlehen handelt, die nicht selten 300.000 Euro oder mehr betragen.

Vermittler wie Hypoport trifft also die Gemengelage aus deutlich teurerem Baugeld, der rekordhohen Inflation sowie der explodierenden Energiekosten mit voller Wucht. Klar, es gibt immer noch Menschen, die Wohneigentum erwerben – ob nun als Käufer oder als Bauherr, als Selbstnutzer oder Investor. Aber eben nicht mehr so viele wie noch vor zwei oder drei Jahren. Zudem sind gute Tipps zur Baufinanzierung gefragter denn je.

Und – Hand aufs Herz – heutzutage erkennt man einen guten Berater auch daran, dass er dem potentiellen Häuslebauer und Kreditnehmer angesichts des wirtschaftlichen Umfelds und der individuellen Einkommenssituation vom Bau oder Kauf einer Immobilie abrät …

Hypoport – starkes erstes Halbjahr, aber dann…

Für das erste Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres meldete das Unternehmen tatsächlich sehr gute Zahlen. Der Umsatz wuchs um satte 23 Prozent auf rund 262 Millionen Euro. Überproportional legte der Gewinn zu – um 35 Prozent auf 22,5 Millionen Euro. Doch nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern, das habe ich an dieser Stelle schon mehrfach erwähnt.

Denn das Unternehmen hält die – wahrlich nicht positive – Kehrtwende schon im dritten Quartal dieses Jahres für möglich. Prognostiziert werden nämlich ein – wenn auch geringfügiger – Rückgang von Umsatz und EBIT (Gewinn vor Zinsen und Steuern).

Keine Prognose für dieses Jahr

Für Investoren noch gravierender: Der Vorstand hat für das gesamte Jahr keine Prognose abgegeben. Angedeutet wurde aber, dass die früheren Erwartungen bei Umsatz und Gewinn deutlich verfehlt werden könnten. Daraus könnte man entnehmen, dass nach dem schwächeren dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres ein geradezu schlimmes viertes Quartal folgt.

Zitat aus einer kürzlichen Pressemitteilung: „Trotz einer deutlichen Ausweitung des Immobilienangebots und leichter Preisrückgänge halten die Verbraucher sich in dem Hypoport-Hauptmarkt der privaten Immobilienfinanzierung wegen der Kombination aus sprunghaftem Zinsanstieg, extremer Inflation und Rezensionsängsten sowie Hoffnung auf stärker fallende Immobilienpreise mit Transaktionen zurück.“ Klingt fast so, als käme es in den letzten drei Monaten des laufenden Geschäftsjahres ziemlich schlimm.

Aktie jetzt kaufen?

Um nicht missverstanden zu werden: Ich halte Hypoport für ein solides, wenn nicht gar sehr gutes Unternehmen. In den vergangenen zehn Jahren konnten treue Investoren mit der Aktie mehr als 750 Prozent Gewinn einfahren. Wer aber im Herbst vergangenen Jahres eingestiegen ist, dürfte sich jetzt die Haare raufen.

Denn momentan notiert die Aktie bei rund 85 Euro – nach rund 600 Euro Ende September vergangenen Jahres. Im laufenden Jahr haben die Papiere mehr als 80 Prozent verloren. Sogar die Wochenbilanz mit minus knapp 50 Prozent mutet so schaurig an wie Mordor im „Herr der Ringe“.

Deshalb ist eine plausible Antwort, ob der Einstieg in die Hypoport Aktie jetzt lohnt, mit zahlreichen Unwägbarkeiten verbunden. Welche das sind, dürfte jeder wissen. Allerdings: Auf dem derzeitigem Kursniveau könnten längerfristig orientierte Investoren, und da reden wir von mindestens fünf Jahren, ein paar Stücke der Hypoport Aktie einsammeln. Selbstverständlich allein in der Hoffnung, dass sich die allgemeine Situation und das wirtschaftliche Umfeld allmählich wieder normalisieren.

Wie lange das dauert? Dies weiß derzeit niemand. Denn wenn wir dies wüssten, hätten wir kein Problem, an der Börse richtig viel Geld zu verdienen.