Hohe Inflation: Warum der Staat profitiert
Jahrelang hielt die Europäische Zentralbank an ihrer lockeren Geldpolitik fest, um die Inflationsrate auf einen Wert nahe 2 % zu bringen. Dieser Wert wird aus Gründen der Preisstabilität angestrebt.
Im Aufschwung nach dem Corona-Tief lief dann die Inflationsrate der EZB davon. Laut Eurostat, dem statistischen Amt der Europäischen Union, wird die Inflationsrate im Juni auf 8,6 % geschätzt, im Mai waren es noch 8,1 % gewesen. In Deutschland wird im Juni eine Inflationsrate von 7,6 % erwartet, nach 7,9 % im Mai. Insbesondere die Energiepreise steigen spürbar. Viele Produkte werden durch die Materialknappheit und die Lieferengpässe verteuert.
Als Sparerin oder Sparer erleiden Sie aktuell einen großen Kaufkraftverlust, weil Sie sich aufgrund der steigenden Preise immer weniger leisten können.
Staat ist Inflationsgewinner
Betrachten Sie die Inflation dagegen aus Sicht des Staates, ergeben sich für eben diesen durchaus Vorteile. Denn: An den höheren Preisen verdient der Staat über die Mehrwertsteuer kräftig mit. Laut tagesschau.de stiegen die Einnahmen aus der Mehrwertsteuer im Jahresvergleich rund 30 % an. Könnte die hohe Inflation also vom Staat gewollt sein?
„Höhere Preise und höhere Löhne sind natürlich Mehreinnahmen für den Staat“, räumt CDU-Haushälter Christian Haase auf tagesschau.de ein. Allerdings müsste ein Teil davon an die Bürger zurückgegeben werden.
Den Mehreinnahmen des Staates durch eine hohe Inflation stünden immer höhere Ausgaben gegenüber, erklärt SPD-Finanzpolitiker Michael Schrodi. Zum einen würden Entlastungspakete auf den Weg gebracht. Zum anderen würden auch die Kosten für den laufenden Staatsbetrieb steigen. Für Kommunen, für die Länder und für den Bund würden beispielsweise die Investitionen in die Digitalisierung und den Klimaschutz deutlich höher ausfallen. Darüber hinaus sind Bauinvestitionen vielfach teurer geworden. Zudem könnten in absehbarer Zeit die Gehälter von Staatsbeamten steigen.
Gerne verschwiegen wird, dass höhere Löhne und Gehälter auch die Steuereinnahmen des Staats erhöhen. „Man verdient also rein von der Zahl her mehr Geld, aber gleichzeitig sagt Vater Staat wegen des Progressionstarifes: Wir kriegen aber anteilig mehr“, kritisiert FDP Haushälter Otto Fricke, dessen Partei eine Absenkung des Prozentsatzes fordert.
Was für Schuldner gilt
Während die Sparer unter den Bürgerinnen und Bürger leiden, freuen sich die Schuldner über die Entwertung des Geldes. Schließlich sind dann auch die Schulden weniger wert. Hier profitiert wieder der Staat, denn als Großschuldner zählt dieser vorerst zu den Gewinnern. Dieser Vorteil könnte allerdings nur von kurzer Dauer sein, weil langfristig höhere Zinsen anfallen.
Laut tagesschau.de sind innerhalb weniger Wochen die Zinsen so stark angestiegen, dass der Bund in diesem Jahr mit mindestens fünf Milliarden Euro höheren Zinsausgaben rechnet. Die Rendite für 10-jährige Bundesanleihen liegt jedoch weiterhin bei rund einem Prozent und deshalb deutlich unter der Inflation, was für den Staat vorteilhaft ist.
Gehen Sie aktiv Ihren Vermögensschutz an
Wie sich die brisante Lage in Deutschland beziehungsweise im Euroraum weiterentwickelt, ist völlig ungewiss. Sie sollten jedoch nichts dem Zufall überlassen und Maßnahmen für Ihren Vermögensschutz einleiten. Rechnen Sie beispielsweise mit höheren Steuerausgaben, aber wenn Sie sich jetzt richtig aufstellen, können Sie diese kompensieren. Selbst in schwierigen Krisenzeiten können Sie attraktive Gewinne mitnehmen, wenn Sie es richtig angehen.