Historischer Zinsschritt: Welche Auswirkungen hat das für Sie?

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Der historische Zinsschritt der EZB ist in aller Munde, aber was genau bedeutet das eigentlich? Fakt ist: Die Europäische Zentralbank hat die Zinsen um 0,75 Prozentpunkte erhöht – einen solch großen Zinsschritt hat es seit der Einführung des Euro-Bargelds im Jahr 2002 noch nie gegeben.

Nachdem wir viele Jahre in der irren Zinswelt der negativen Zinsen lebten und Geld dafür bezahlen mussten, wenn wir unsere Ersparnisse zur Bank brachten oder dem Staat liehen, sieht es jetzt also wieder anders ist.

Mit den höheren Zinsen wollen Europas Währungshüter die hohe Inflation bekämpfen. Diese liegt in der Euro-Zone aktuell auf einem Rekordniveau von 9,1 Prozent.

Ob die Zinserhöhung die Inflationsrate kurzfristig senken kann, ist fraglich. Veränderungen wird es jedoch definitiv geben, vor allem für diejenigen, die einen Kredit aufnehmen wollen, um ein Haus zu kaufen.

Höhere Kosten für Banken. Höhere Kosten für Bankkunden.

Mit dem steigenden Leitzins steigen die Kosten für die Banken, wenn diese sich Geld beschaffen wollen. Die Kosten werden an die Kunden weitergegeben, so wie auch die Negativzinsen an die Kunden weitergereicht wurden.

Die Immobilienbranche rechnet wegen der kräftigen Leitzinserhöhung schon bald mit teureren Finanzierungen für Käufer. „In der Folge werden jetzt wohl Zinsen für Immobilienkredite weiter steigen und den Druck auf den Wohnimmobilienmarkt erneut erhöhen“, wird Oliver Wittke, Hauptgeschäftsführer des Zentralen Immobilien-Ausschusses (ZIA) auf tagesschau.de zitiert. Nach der EZB-Entscheidung geht laut tagesschau.de auch der Kreditvermittler Interhyp von steigenden Bauzinsen aus.

Zudem könnte es in Zukunft grundsätzlich schwieriger werden, einen Kredit zu bekommen. Da die Kreditaufnahme teurer wird, werden Banken und Sparkassen zunehmend genauer prüfen, ob Kunden sich den Kredit überhaupt leisten können.

Kein Inflationsausgleich in Sicht

Sparerinnen und Sparer begrüßen vielleicht die Zinserhöhung, freuen sich darüber, dass sie endlich wieder Zinsen auf die Ersparnisse bekommen, aber der Scheint trügt. Steigende Zinsen für Tages- oder Festgeld sind zwar zu erwarten, aber die gewonnene Kaufkraft wird durch die Inflation komplett aufgefressen.

Für einen wirklich spürbaren positiven Effekt müssten die Zinsen auf dem Sparkonto deutlich weiter steigen und die Inflation weiter zurückgehen. Danach sieht es aktuell jedoch nicht aus. Die Notenbank selbst hat die Inflationsprognose für das laufende Jahr auf 8,1 Prozent angehoben. Für das kommende Jahr prognostizieren die Währungshüter zwar einen Rückgang auf 5,5 Prozent. Experten sehen eine solch positive Entwicklung jedoch eher skeptisch. Emanuel Mönch, Professor für Geldpolitik und Finanzmärkte an der Frankfurter School of Finance & Management, geht laut tagesschau.de beispielsweise davon aus, dass die Inflation zunächst noch ansteigen wird. Zudem könnten mit einer Lohn-Preis-Spirale neue Probleme auf uns zukommen.

Theorie und Praxis weichen voneinander ab

In der volkswirtschaftlichen Theorie sollen höhere Zinsen die Inflationsrate senken, aber die Praxis könnte dieses Mal anders aussehen. Weil die hohe Inflationsrate auch die Folgen des Ukrainekriegs und der Lieferengpässe widerspiegelt. Die EZB kann jedoch weder Putin beeinflussen noch Chips herstellen, um den hohen Bedarf zu decken.

Es ist deshalb durchaus wahrscheinlich, dass wir nur die negativen Auswirkungen der Zinserhöhung zu spüren bekommen. Deshalb ist es jetzt wichtiger denn je, dass Sie Ihr Geld gewinnbringend anlegen, um die hohen Inflationsraten auszugleichen und darüber hinaus Ihr Vermögen zu mehren.