Heute ist Tag der Aktie – Ein Interview mit Jürgen Schmitt

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Heute ist der „Tag der Aktie“. Selbstverständlich dreht sich bei uns an diesem Donnerstag alles um das berühmte Wertpapier. Denn es gibt gute Gründe, die für Aktien sprechen – wie Sie gleich selbst sehen werden.

Aufmerksame Leser wissen, dass jedoch gerade im Hinblick auf die Aktienanlage hierzulande noch viel Aufklärungsarbeit notwendig ist.

Denn auf die Frage „Was ist eine Aktie?“ wissen nur wenige die richtige Antwort.

Während die meisten Aktien für hochgefährliche Spekulationsobjekte halten oder sie mit einer Art von Krediten in Verbindung bringen, die man einem Unternehmen gibt, hält so manch einer Aktien auch schlichtweg für Urkunden, die man sich wie eine „Trophäe“ an die Wohnzimmerwand hängt.

Sie sehen bereits an diesem kleinen Auszug an Fehldefinitionen was den Aktienbegriff angeht, dass hier noch viel zu tun ist.

Zum einen, um die Börse aus ihrem schlechten Licht zu rücken. Zum anderen, um Sparer von dem Irrglauben abzubringen, ihr Geld sei auf Tagesgeldkonten sicher.

DAX-Schwergewichte bieten traumhafte Renditen

Der Begriff Aktie definiert sich wie folgt: „Die Aktie ist ein Wertpapier, das den Anteil an einer Aktiengesellschaft, Kommanditgesellschaft auf Aktien oder Europäischen Gesellschaft verbrieft.“

Das möchte ich einmal auf das Verständlichste herunterbrechen. Nehmen wir an, Sie lagern ihr Geld – wie die meisten Deutschen – auf einem ganz normalen Konto bei einer Bank.

Wir gehen davon aus, dass Ihre Bank dabei noch(!) keine Strafzinsen (siehe jüngstes Beispiel flatex!) eingeführt hat. Sie bekommen auf Ihr bei der Bank gehortetes Geld also im günstigsten Fall 1% Zinsen jährlich.

Wenn auf Ihrem Konto beispielsweise 10.000 Euro liegen – plus 1% Zinsen – dann bekommen Sie also jährlich 100 Euro Rendite.

Schauen Sie sich im Vergleich dazu aber mal die Renditen an, die Sie bei DAX-Unternehmen erzielen können: Zu den stärksten Dividendenaktien aus dem deutschen Leitindex gehören etwa Unternehmen wie die Allianz, Munich Re, Siemens und BASF. Sie bieten Renditen von 4,7%, 4,9%, 3,2% oder 3,5%!

Und bei den genannten Konzernen handelt es sich dabei keinesfalls um irgendwelche wilden Spekulationen, sondern um DAX-Schwergewichte, die über eine starke Substanz und ein langfristig funktionierendes Geschäftsmodell verfügen.

Und das Allerwichtigste: Aktien machen aus Privatpersonen Miteigentümer eines Unternehmens.

Viele sehen immer nur die schwankenden Aktienkurse und bekommen zittrige Knie, wenn der Kurs einmal um einige Prozent zurücksetzt.

Na und? Noch immer haben Sie Anteil an einem Unternehmen, das im besten Fall lukrativ arbeitet, volle Betriebskassen hat und dessen Wachstumsperspektiven auch in Zukunft glänzend aussehen.

Interview mit Jürgen Schmitt – Wohin geht die Reise in diesem Jahr

Apropos Perspektiven… ich hatte Glück, ich habe Börsen-Experte Jürgen Schmitt gerade noch rechtzeitig erwischt, bevor er und sein Kollege Cliff Michel sich heute auf den Weg nach Köln machen, um am Tag der Aktie in der Rheinmetropole Anlegern aufzuzeigen, wie sie erfolgreich in Aktien investieren können.

Aber zurück zum Interview. Ich habe meinem geschätzten Kollegen und erfahrenen Börsenexperten einmal genauer auf den Zahn gefühlt, was er Privatanlegern am Tag der Aktie gern mit auf den Weg geben würde und was er den Märkten in diesem Jahr noch zutraut.

Kathrin Dörfeld: Heute ist wieder einmal der Tag der Aktie. Und in der Tat beschäftigen sich die Medien in diesen Wochen etwas aktiver mit der Aktienanlage als dies die letzten Jahre der Fall ist. Ist das nicht eher ein Alarmsignal oder findest Du diese Entwicklung gut?

Jürgen Schmitt: In der Tat war es in der Vergangenheit immer gefährlich, in Aktien zu investieren, wenn selbst die BILD-Zeitung damit anfing, Aktienempfehlungen zu geben.

Allerdings haben sich die Zeiten geändert. Den antizyklischen BILD-Zeitungs-Indikator sehe ich so nicht mehr. Die Quasi-Enteignung der Sparer durch die Niedrigzinspolitik der EZB hat die Sorgen der Bürger um ihre Altersvorsorge einfach zu einem wichtigen Thema gemacht.

Und wenn man nach Alternativen derzeit Ausschau hält, ist die Auswahl sehr gering. Klar, die eigene Immobilie steht ganz oben auf der „Wunschliste“ und das macht auch absolut Sinn, bei Fremdimmobilien sieht die Sache schon anders aus. Hier sind kaum noch attraktive Renditen zu erzielen.

Kathrin Dörfeld: Also Aktien? Oder doch eher Gold?

Jürgen Schmitt: Aktien oder Gold? Ich würde das gern erweitern wollen auf Sachwerte, wozu dann auch noch andere Edelmetalle und Rohstoffe zählen.

Bei Gold glänzen nach wie vor vielen Deutschen die Augen. Allerdings dient Gold aus historischer Sicht lediglich zum Vermögenserhalt, nicht zum Vermögensaufbau, das muss man wissen, wenn man hier investiert. Die Preise schwanken ebenso wie bei Aktien und können auch einmal tief in den Keller fallen, zumal es keine echten Bewertungsmaßstäbe gibt.

Aber als Beimischung von bis zu 10% im Gesamtportfolio kann man durchaus Goldmünzen, ein Gold-ETC oder etwas spekulativer auch solide Goldminen-Aktien kaufen. Das ist dann sozusagen eine Vermögensversicherung für alle Fälle – mehr aber nicht.

Kathrin Dörfeld: Sind aber nicht Aktien inzwischen wieder zu teuer?

Jürgen Schmitt: Aus historischer Sicht liegen die Aktienbewertungen in den USA mit einem Durchschnitts-KGV von 18 sicherlich über dem Mittelwert, während deutsche Aktien (DAX-KGV rund 13) sogar unterdurchschnittlich bewertet sind.

Nimmt man aber die Zinsen als Vergleichsmaßstab, was man eigentlich machen muss, um Über- oder Unterbewertungen festzustellen, ist grundsätzlich am Aktienmarkt noch viel Luft nach oben.

Kathrin Dörfeld: Was traust Du den Märkten in diesem Jahr noch zu?

Jürgen Schmitt: „Prognosen sind bekanntlich schwierig, vor allem wenn sie die Zukunft betreffen“, heißt ein passender Spruch. Und niemand von uns ist Hellseher. Doch wenn ich mir die grundlegend skeptische Haltung der Analysten anschaue, die fast allesamt auf eine Korrektur warten und dazu noch die globalen Rahmenbedingungen, kann ich mir sogar eine Übertreibungs-Rally nach oben vorstellen.

Der Anlagenotstand ist immens groß und sehr viel Kapital sucht nach attraktiven Renditen. Die gibt es derzeit nur an den Aktienmärkten. Von daher kann der DAX in diesem Jahr durchaus auf über 13.000 Punkte klettern und der Dow Jones 22.000 Zähler erreichen.

Doch nicht einmal das muss das Ende der Fahnenstange sein, auch wenn es zwischenzeitlich sicher auch wieder einmal eine Konsolidierungsphase geben wird. Doch darauf zu warten, kann im positiven Sinne gefährlich sein.

Kathrin Dörfeld: Vielen Dank für das Gespräch.