Hermès – Oligarchen bleiben treu
Der Luxusgüter-Konzern Hermès lieferte starke Zahlen für das erste Quartal ab. Die Aktie notiert auf dem historischen Hoch. Kann sie weiter zulegen?
Starker Kursanstieg seit Mitte 2022
Anfang August vergangenen Jahres hatte ich mich bereits einmal mit der Aktie des Luxusgüter-Herstellers Hermès beschäftigt (WKN: 886670). Schon damals hielt ich die Anteilsscheine des Unternehmens für ein langfristig ausgezeichnetes Investment.
Am Tag, als meine Analyse online ging, notierte die Aktie bei rund 1.360 Euro. Für meinen Geschmack seinerzeit ein wenig zu teuer. Ich wollte erst einen doch spürbaren Kursrücksetzer abwarten für den möglichen Einstieg.
Zu unsichere Lage
Zu unsicher war mir die allgemeine Lage an den Weltmärkten. Etwa aufgrund der hohen Inflation, insbesondere wegen der explodierenden Energiepreise nach Putins Überfall auf die Ukraine, der steigenden Zinsen sowie der allgemeinen wirtschaftlichen Unsicherheiten.
In der Rückschau komme ich zu dem Ergebnis: In einem hatte ich recht, denn die Hermès Aktie ist tatsächlich ein erstklassiges Investment. Im anderen aber täuschte ich mich, denn den erhofften Rücksetzer hat es nicht gegeben. Stattdessen hat die Aktie ordentlich Richtung Norden Tempo gemacht und notiert derzeit nahe dem historischen Top bei gut 2.000 Euro.
Offenbar sind Oligarch und Oligarchs Gattin nicht müde geworden. Im Gegenteil, sie stehen in Treue fest zum Luxus Schnick-Schnack der Franzosen. Ob man das ganze Gedöns tatsächlich haben muss – fragen Sie nicht mich, fragen Sie Oleg & Svetlana. Letztlich ist es mir lieber, Familie Oligarch gibt ihr Geld für Luxus von Hermès aus, als es Putin zu spenden. Kurz und gut: Die Zahlen, die die Franzosen für das erste Quartal des laufenden Geschäftsjahres präsentiert haben, sind gut, sehr gut, wenn nicht gar berauschend. Die Details.
Hermès mit tollen Quartalszahlen
Vor wenigen Tagen legte das Luxus-Label die Bilanz für die ersten drei Monate des laufenden Geschäftsjahres vor. Und die hatte es in sich. Denn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stiegen die währungsbereinigten Umsatzerlöse um 23 Prozent auf 3,38 Milliarden Euro. Mit diesem Wert übertraf das Unternehmen die an sich schon positiv-optimistischen Schätzungen der Analysten deutlich. Diese hatten nämlich Umsätze von „nur“ 3,17 Milliarden Euro vorausgesagt.
Verantwortlich für den Umsatzsprung waren – neben Oligarch und Oligarchs Gattin – insbesondere Maos Erben. Nach den schwindenden Pandemiebeschränkungen im Reich der Mitte kauften sie Luxus-Gedöns, als gäbe es schon morgen keines mehr.
Einen Teil des Umsatzanstiegs führt das Unternehmen auch auf die vermehrte Reiselust – erneut lässt Corona grüßen – der Menschen zurück. Vorzugsweise touren die Touris nach und durch Frankreich und Italien. Dort ist Hermès mit eigenen Läden besonders stark präsent.
Auffallend (positiv) ist die Entwicklung in Nord- und Südamerika. LVMH, eine der wichtigsten und potentesten Konkurrenten von Hermès, sieht ein sich dort abschwächendes Wachstum. Hermès hingegen konnte deutlich zulegen, was Analysten in der Hauptsache auf die Preissetzungsmacht des Unternehmens zurückführen.
Hermès Aktie – Wird die Luft jetzt dünn?
Nach den starken Quartalszahlen erreichte die Hermès Aktie ihr historisches Hoch bei gut 2.024 Euro. Das Momentum reichte jedoch nicht, um diesen massiven Widerstand zu überwinden. Dies wird wohl noch einige Zeit dauern. Zugleich war die sich anschließende Kurskorrektur nicht der Rede wert.
Das dürfte treuen Investoren vor Freude die Tränen in die Augen getrieben haben. Denn wer in den vergangenen zehn Jahren ununterbrochen engagiert war, kann jetzt einen kumulierten Gewinn von fast genau 700 Prozent bilanzieren.
Aber die erstklassige Performance-Historie ist vergleichsweise unwichtig für Anleger, die jetzt einsteigen möchten. Nun ja, die Bewertung mit einem für das laufende Geschäftsjahr geschätzten KGV von gut 53 sowie von knapp 48 für das kommende Jahr ist auch für einen Luxusgüter-Konzern durchaus sportlich. Sie scheint aber gerechtfertigt, falls – ja falls – Hermès das Wachstumstempo halten oder sogar noch einen auflegen kann. Aller Erfahrung nach wird es mehrerer Versuche bedürfen, bis das All-Time-High überwunden ist. Auch größere Kursrückschläge inbegriffen. Falls es denn unbedingt sein muss, können Anleger nach meiner Meinung auf dem jetzigen Kursniveau ein paar wenige Stücke einsammeln. Größere Korrekturen wären dann, so glaube ich, ideal, um stärker zuzugreifen.