Heineken – Zu tief in die Flasche geschaut?
Dem Amsterdamer Brauereikonzern Heineken machen ein schwächelndes Asien-Geschäft und die Auswirkungen der Inflation auf die europäischen und amerikanischen Kunden stärker als erwartet zu schaffen. In der Folge wird der Jahresausblick nach unten korrigiert.
Asiatischer Markt bremst das Wachstum
Im am 30. Juni 2023 beendeten ersten Halbjahr (H1) des Geschäftsjahres 2023 erzielte Heineken zum Vorjahr ein Umsatzplus von 6,3 Prozent auf 17,44 Milliarden Euro. Das organische Wachstum betrug 6,6 Prozent bei einem Nettoumsatz (vor außerordentlichen Posten und Abschreibungen) von 14,51 Milliarden Euro. Der Bierabsatz – wir erinnern uns: das Getränk, das die meisten Männer in ihrer Freizeit gern genießen – ging organisch um 5,6 Prozent auf 120,1 Millionen Hektoliter zurück.
In drei von vier Regionen, in denen der größte europäische und zweitgrößte globale Brauereikonzern tätig ist, gelang Heineken im ersten Halbjahr ein Wachstum. So stieg der Nettoumsatz in der Region Afrika, Mittlerer Osten und Osteuropa organisch um 9,7 Prozent auf 1,97 Milliarden Euro. In der Region Europa ging es um 8,9 Prozent auf 6,04 Milliarden Euro nach oben und auf dem amerikanischen Kontinent um 8,6 Prozent auf 4,89 Milliarden Euro.
Schwach präsentierte sich hingegen die Region Asien-Pazifik, wo der Nettoumsatz wegen des generellen Wirtschaftsabschwungs sowie eines besonders enttäuschenden Abschneidens in Vietnam organisch um 6,9 Prozent auf 2,02 Milliarden Euro abnahm.
Gewinn fällt stärker als erwartet
Während Heineken dank früher Preiserhöhungen trotz inflationsbedingt sinkender Nachfrage den Umsatz steigern konnte, ging es beim Gewinn primär wegen des schwachen Asiengeschäfts in die andere Richtung. Das operative Ergebnis brach um 22,2 Prozent auf 1,61 Milliarden Euro ein.
Das organische Minus fiel mit 8,8 Prozent auf einen bereinigten operativen Gewinn von 1,94 Milliarden Euro (Marge: 13,4 Prozent) deutlich niedriger aus, jedoch hatten Analysten im Schnitt lediglich mit einem Rückgang um knapp 5 Prozent gerechnet. Unter dem Strich verblieb ein bereinigter Nettogewinn in Höhe von 1,15 Milliarden Euro bei einem organischen Rückgang von 11,6 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Das bereinigte verwässerte Ergebnis je Aktie verringerte sich entsprechend von 2,30 auf 2,03 Euro.
Ausblick gesenkt, Aktie klar im Minus
Angesichts des enttäuschenden ersten Halbjahres senkt das Management die Prognose für das gesamte Geschäftsjahr 2023. Ging man bisher noch von einem organischen Wachstum des bereinigten operativen Gewinns im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich aus, wird nun nur noch ein Ergebnis zwischen dem Vorjahresniveau und einem mittleren einstelligen prozentualen Zuwachs anvisiert.
Damit geht das Management aber weiterhin davon aus, dass das zweite Halbjahr besser laufen wird als das erste, was u.a. mit nachlassenden Inflationssorgen, Kostensenkungen und besseren Aussichten in den jüngst besonders schwach performenden Ländern Vietnam und Nigeria begründet wird. Anleger sind über die recht schwache Jahresbilanz und die gesenkte Prognose überhaupt nicht glücklich und schicken die Heineken-Aktie im deutschen Mittagsgeschäft um rund 6 Prozent ins Minus auf etwas über 90 Euro.