Hapag Lloyd – Rekordzeiten sind vorbei
Die Container-Reederei Hapag Llloyd AG hat 2022 zwar etwas weniger Güter transportiert als im Jahr zuvor – aber sehr viel mehr verdient. Die Aktionäre sollen eine Dividende von 63 Euro je Aktie erhalten.
Container-Frachtraten 2022 zeitweise stark gestiegen
Rolf Habben Jansen, Chef des in Hamburg ansässigen Rederei-Konzerns, sprach von „außergewöhnlich starken Ergebnissen“ im Geschäftsjahr 2022. Die steigenden Kosten für Treibstoff, Charterschiffe und Containerhandling konnten durch die zeitweise enorm hohen Frachtraten mehr als ausgeglichen werden. Sie waren im Jahresdurchschnitt mit 2863 Dollar je Standardcontainer (TEU) um fast 43% höher als 2021.
Dadurch kletterte der Umsatz trotz einer leicht rückläufigen Transportmenge um stolze 38% auf 36,4 Milliarden Dollar (das entspricht 34,5 Milliarden Euro). Staus an vielen Häfen und eine zeitweise sehr große Nachfrage nach Containern und Containerschiffen hatten die Frachtraten in Rekordhöhen getrieben. Allerdings gingen sie im Jahresverlauf wieder zurück – im vierten Quartal 2022 lagen sie mit 2625 Dollar nur noch um knapp 2% höher als ein Jahr zuvor.
11,1 Milliarden für die Aktionäre
Der Boom bei den Frachtraten ließ die Gewinne noch stärker anschwellen als die Umsätze. Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) wurde um 60% auf 20,5 Milliarden Dollar (19,4 Milliarden Euro) nach oben katapultiert, unter dem Strich verbesserte sich das Konzernergebnis um knapp 50 % auf 10,7 Milliarden Dollar (9,1 Milliarden Euro).
Das hat dazu geführt, dass das Eigenkapital der Hapag Lloyd AG auf 28 Milliarden Euro angestiegen ist und eine extrem hohe Eigenkapitalquote von über 70% erreicht hat. Der Vorstand schlägt deshalb vor, insgesamt 11,1 Milliarden Euro an die Aktionäre auszuschütten. Das entspricht einer Dividende von 63 Euro je Aktie. Großaktionär Klaus- Michael Kühne würde für seine Anteile davon allein rund 3,3 Milliarden Euro bekommen. Für das Geschäftsjahr 2022 hatte die Rederei noch 35 Euro je Aktie gezahlt.
Vorstand stimmt auf deutlichen Gewinnrückgang 2023 ein
Die ganz guten Zeiten sind für den Hamburger Konzern aber wegen der wieder gesunkenen Frachtraten, der konjunkturell bedingt schwächeren Nachfrage und der hohen Kostenbelastungen vorbei. Konzernchef Jansen hält deswegen einen deutlichen Ergebnisrückgang für „unausweichlich“.
Das EBITDA verortet er wegen der großen Unsicherheiten in einer sehr breiten Zielspanne von 4,3 bis 6,5 Milliarden Dollar (4 bis 6 Milliarden Euro). Einen Vorgeschmack auf magerere Zeiten hat bereits das vierte Quartal 2022 gegeben, als der Konzerngewinn mit 3,3 Milliarden Dollar um fast 20% gegenüber dem vierten Vierteljahr 2021 einbrach.
Der Aktienkurs von Hapag Lloyd hat sich nach den Zahlen, die zum Teil schon vorab bekannt waren, kaum bewegt. Mit rund 284 liegt er weit unter dem Rekordhoch von 470 Euro vom Mai 2022, aber auch deutlich höher als im Oktober vorigen Jahres mit 160 Euro. Die Notierungen bewegen sich im Prinzip mit den Frachtraten – und die hatten in den letzten Jahren extrem geschwankt.