HanseYachts – Schwere See
Der Greifswalder Sportboothersteller HanseYachts hat mit Verspätung seine Bilanz für das Geschäftsjahr 2021/2022 vorgelegt. Zwar konnte der Umsatz kräftig gesteigert werden, gleichzeitig wurden aber hohe Verluste geschrieben.
Hohe Nachfrage nach Segelyachten sorgt für Wachstum
In dem am 30. Juni 2022 beendeten Geschäftsjahr 2021/2022 gelang HanseYachts gegenüber dem Vorjahr eine Umsatzsteigerung um 22,8 Prozent auf 132,4 Millionen Euro. Diese war vor allem den nach Aufhebung vieler Corona-Beschränkungen stark nachgefragten Segelyachten zu verdanken, deren Umsatzerlöse sich um 29,4 Prozent auf 96,3 Millionen Euro erhöhten.
Die Geschäfte mit Motorbooten stagnierten dagegen weitgehend mit einem Plus von lediglich 3,1 Prozent auf 31,6 Millionen Euro, was auch mit Lieferengpässen begründet wird. Die sonstigen Umsatzerlöse (überwiegend Ersatzteile) schnellten um 62,1 Prozent auf 4,5 Millionen Euro nach oben. Der Anteil der Segelyachten an den gesamten Umsatzerlösen erhöhte sich somit im Vorjahresvergleich von 69 auf 72,8 Prozent.
Als Folge dieser Verschiebung hin zu günstigeren Booten sank der durchschnittliche Erlös je Schiff um 40.000 auf 233.000 Euro. Der Auftragseingang stieg um 3 Prozent auf 241,9 Millionen Euro und stellte damit eine Rekordmarke in der Unternehmenshistorie seit 1991 auf. Der Auftragsbestand lag am Bilanzstichtag um 68 Prozent über dem Vorjahreswert.
Umsatzanstiege in fast allen Regionen
Regional betrachtet verzeichnete HanseYachts das stärkste Wachstum in Großbritannien, wo die Umsatzerlöse um 87,8 Prozent auf 11 Millionen Euro nach oben sprangen. Auch in der Türkei (plus 62,7 Prozent auf 13,4 Millionen Euro), in Frankreich (plus 31,9 Prozent auf 10,7 Millionen Euro) und im sonstigen Europa (plus 43,9 Prozent auf 37,8 Millionen Euro) lief es gut.
Hingegen schrumpfte der Umsatz in den Niederlanden um 9,2 Prozent auf 6,1 Millionen Euro und in den sonstigen Staaten weltweit (ohne Europa) um 20,6 Prozent auf 7,6 Millionen Euro. Im wichtigen Heimatmarkt Deutschland wurde ein verhaltenes Wachstum von 4,4 Prozent auf 34,3 Millionen Euro verbucht.
Hohe Verluste
Im Gegensatz zu den Umsätzen sieht die Jahresbilanz von HanseYachts bei den Gewinn-Kennzahlen alles andere als rosig aus. So drehte das operative Ergebnis (EBITDA) von einem Gewinn in Höhe von 1,9 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2020/2021 deutlich ins Minus hin zu einem Verlust von 6,2 Millionen Euro.
Als Gründe dafür werden u.a. Währungseffekte, höhere Material-, Energie- und Personalkosten sowie Einmaleffekte als Folge des am 17. Oktober 2022 abgeschlossenen Verkaufs der französischen Katamaran-Marke Privilège benannt.
Das Konzernjahresergebnis weist einen Verlust in Höhe von 20,7 Millionen Euro aus, nachdem das vorherige Geschäftsjahr mit minus 9 Millionen Euro beendet worden war. Das Ergebnis je Aktie sank von -0,27 auf -0,82 Euro. Die ursprüngliche Prognose eines starken Anstiegs von EBITDA und Konzernergebnis vom 30. Juni 2021 wurde damit klar verfehlt, zumindest wurde aber die konkretisierte Prognose vom Juni 2022 erreicht.
Optimistischer Ausblick
Angesichts des hohen Auftragsbestands rechnet das Management für das Geschäftsjahr 2022/2023 trotz der zahlreichen wirtschaftlichen und geopolitischen Unsicherheitsfaktoren mit einer erneut „deutlichen” Steigerung des Umsatzes. Zudem wird ein Auftragseingang zwischen 130 und 170 Millionen Euro erwartet, und das EBITDA soll einen Wert im niedrigen positiven einstelligen Millionenbereich erreichen. Beim Konzernergebnis rechnet das Management mit einem Wert im niedrigen negativen einstelligen Millionenbereich.
Die HanseYachts-Aktie, die seit Jahresbeginn gut 45 Prozent an Wert verloren hat, liegt im deutschen Mittagshandel unverändert bei 2,85 Euro.