Goldener Oktober: Klettern Aktien nun weiter?
Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: Fast plus zehn Prozent für den Dax. Knapp neun Prozent für den S&P 500. Sogar gut 14 Prozent für den Dow Jones. Der Oktober war ein erfolgreicher Monat für die großen Indizes und auch den überwiegenden Teil der Aktien.
Einerseits kann der erfolgreiche Börsenmonat mit guten Quartalsergebnissen vieler Unternehmen begründet werden. Etliche Zahlen vielen besser aus als befürchtet – zum Beispiel im Bankensektor. Auf der anderen Seite enttäuschte Big-Tech Anleger und Analysten.
Im Vergleich zum Jahresstart steht beim Dax jedoch noch immer ein deutliches Minus zu Buche. Die Chancen, dass eine kleine Jahresendrally das Minus noch weiter reduzieren kann, stehen nicht schlecht. Aber gesichert ist das keinesfalls – die Märkte bleiben volatil und teilweise nervös.
Was spricht für eine Fortsetzung des Bullenmarktes?
Gerade Anfang November nimmt die Berichtssaison in Deutschland nochmal so richtig Fahrt auf. Viele Dax-Titel werden erst in den nächsten zwei Wochen ihre Quartalszahlen präsentieren. Können diese weiterhin positiv überraschen, dürfte das die deutschen Indizes stützen.
Darüber hinaus gibt es erste Gerüchte darüber, dass die Fed ihr Tempo bei der Zinswende drosseln könnte. Am Mittwoch erwarten nahezu alle Analysten noch einen Zinsschritt von 0,75 Punkten, jedoch ist unklar wie es danach weitergeht. Sollte die Fed eine Reduzierung des Tempos in Aussicht stellen, wird das aller Voraussicht nach auch den Aktien Auftrieb geben.
Das wohl wichtigste Argument, wieso sich der Aufwärtstrend fortsetzen könnte: Das Börsenjahr 2022 hätte bisher kaum schlechter laufen können. An der Börse handelt man bekanntlich die Zukunft, fast alle schlechten Nachrichten scheinen bereits eingepreist. Sei es die hohe Inflation, die drohende Rezession oder sinkende Unternehmensgewinne – gefühlt kann es nur bergauf gehen.
Was spricht gegen eine Fortsetzung des Bullenmarktes?
Für viele ist der Peak der Konjunkturdelle noch längst nicht erreicht. In Deutschland erwartet man erst ab Anfang 2023 eine Rezession, in den USA ist diese vielleicht erst Mitte nächsten Jahres denkbar. Bis dahin sind noch viele Schreckensmeldungen zu Inflation oder Insolvenzen möglich.
Die breite Erholung erscheint manchen daher eher irrational, wenn die schwierigste Zeit noch kommt. Zumindest in Europa wird der kommende Winter zudem geprägt sein von einer Energiekrise und galoppierenden Staatsschulden. Eine Reihe schlechter Nachrichten könnte in kürzester Zeit wieder die Bären nach vorne bringen.
Fazit
Sicher ist eigentlich nur, dass es unsicher bleibt an den Aktienmärkten. Die Volatilität dürfte Anleger noch länger begleiten. Doch angesichts der Umstände, dass die allermeisten Unternehmen bisher besser durch die Krise kommen als befürchtet, ist durchaus auch eine Fortsetzung des Bullenmarktes bzw. auch eine Jahresendrally denkbar. Eine große Rolle werden dabei – mal wieder – die Notenbanken spielen.