Gerresheimer – Hohes Wachstumstempo auch wegen „Abnehmspritze”
Der vor allem für die Pharma- und Biotech-Branche tätige Düsseldorfer Verpackungshersteller Gerresheimer liefert solide Quartalszahlen im Bereich der Erwartungen ab. Die Aktie fällt dennoch, weil die Hoffnung einiger Analysten auf eine Prognoseerhöhung unerfüllt blieb.
Wachstumspfad intakt, aber leicht gebremst
Im am 31. Mai 2023 beendeten zweiten Quartal (Q2) des Geschäftsjahres 2023 setzte Gerresheimer seinen Wachstumskurs fort und erhöhte den Umsatz im Vorjahresvergleich um 12,4 Prozent auf 499,6 Millionen Euro. Im ersten Quartal war der Umsatz allerdings noch deutlich stärker gestiegen, weshalb sich in den ersten sechs Monaten ein Plus von 17,4 Prozent (organisch: 16,6 Prozent) auf 957,4 Millionen Euro ergibt.
Dabei profitiert der MDAX-Konzern nach eigener Aussage von globalen Megatrends im Pharma- und Biotech-Markt, speziell im Bereich der Biopharmazeutika mit der seit Monaten vieldiskutierten „Abnehmspritze” auf Basis des Peptidhormons GLP-1.
Am stärksten entwickelte sich in Q2 primär wegen der hohen Nachfrage nach Containment Solutions, Inhalatoren und Pens der Unternehmensbereich Plastics & Devices mit einem Wachstum von 16,4 Prozent auf 265,4 Millionen Euro. Um 8,6 Prozent nach oben auf 234,2 Millionen Euro ging es für das Segment Primary Packaging Glass. Im mit Abstand kleinsten Geschäftsbereich Advanced Technologies sank der Umsatz in Q2 um 9,1 Prozent auf 2,4 Millionen Euro; im ersten Halbjahr stieg er allerdings vor allem wegen des Absatzes von Mikropumpensystemen zur Behandlung von Parkinson um 11,0 Prozent auf 5,8 Millionen Euro.
Plastics & Devices-Segment als größter Gewinntreiber
Wie beim Umsatz erreichte Gerresheimer in Q2 auch bei den Gewinnkennzahlen ziemlich genau die von Branchenanalysten berechneten Werte. So verbesserte sich der bereinigte operative Gewinn (EBITDA) um 19,0 Prozent auf 107,2 Millionen Euro, die Marge stieg von 20,3 auf 21,5 Prozent. Das bereinigte Konzernergebnis lag mit 43,8 Millionen Euro aber nur minimal über dem Vorjahreswert von 43,4 Millionen Euro. Das bereinigte Ergebnis je Aktie sank leicht von 1,34 auf 1,30 Euro.
Den stärksten Gewinnbeitrag leistete das Segment Plastics & Devices, in dem der bereinigte EBITDA um 31,7 Prozent auf 69,4 Millionen Euro in die Höhe schnellte. Im Bereich Primary Packaging Glass betrug der Zuwachs 14,7 Prozent auf 49,4 Millionen Euro, wogegen das Segment Advanced Technologies einen bereinigten EBITDA von minus 3,2 Millionen Euro verbuchte.
Stabiler Ausblick, Aktie im Minus
Das Management von Gerresheimer behält seine Prognose für das gesamte Geschäftsjahr 2023 bei und geht damit währungsbereinigt sowohl beim Umsatz als auch beim bereinigten EBITDA jeweils von einem organischen Wachstum von mindestens 10 Prozent aus. Der bereinigte Gewinn je Aktie soll im niedrigen einstelligen Prozentbereich anziehen.
Auch mittelfristig zielt Gerresheimer auf ein organisches Umsatzwachstum von mindestens 10 Prozent ab, bei einer organischen bereinigten EBITDA-Marge zwischen 23 und 25 Prozent und einem Wachstums des bereinigten Ergebnisses je Aktie von mindestens 10 Prozent pro Jahr.
Die Gerresheimer-Aktie ist seit Jahresbeginn bereits um rund 60 Prozent gestiegen und damit erheblich besser gelaufen als der Markt. Insofern dürfte der Kursrückgang nach Bekanntgabe der Halbjahresbilanz neben enttäuschten Hoffnungen auf eine Prognoseerhöhung in erster Linie mit Gewinnmitnahmen zu erklären sein. Nachdem die Gerresheimer-Aktie nach den Zahlen zwischenzeitlich um über 6 Prozent abstürzte, hat sie sich bis zum späten Vormittag wieder deutlich erholt und liegt bei etwa 103,50 Euro nur noch 1,5 Prozent im Minus.