Gerresheimer – Aktie rutscht nach enttäuschender Gewinnentwicklung ab
Die Düsseldorfer Gerresheimer AG hat im dritten Geschäftsquartal 2023 die Erwartungen nicht ganz erfüllen können. Der Verpackungsspezialist für die Pharma-, Medizin- und Kosmetikindustrie hält aber dennoch an seiner recht optimistischen Prognose für das Gesamtjahr fest.
Starker Euro trägt zum langsameren Wachstumstempo bei
Das MDAX-Mitglied beendet sein Geschäftsjahr 2023 bereits am 30. November. Das dritte Quartal umfasst deshalb den Zeitraum von Anfang Juni bis Ende August. Und da lief es schlechter als erwartet, sowohl beim Umsatz als auch vor allem beim Gewinn. Die Verkaufserlöse erreichten mit 487,9 Millionen zwar noch ein Plus von 3,2%, aber die Prognosen der Analysten waren mit 491 Millionen Euro etwas höher angesiedelt.
Einen Strich durch die Rechnung gemacht hat Gerresheimer dabei der im Sommer noch starke Euro. Währungsbereinigt hätte das Wachstum immerhin 5,5% betragen. Aber auch das hätte eine Verlangsamung des Wachstumstempos bedeutet, denn in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahrs 2023 hat der Zuwachs mit 12,2% auf 1,445 Milliarden Euro deutlich mehr betragen.
In den beiden wichtigsten Segmenten verlief die Umsatzentwicklung recht unterschiedlich. Während der Bereich „Plastics & Devices“ aufgrund guter Nachfrage nach Pens (zum Beispiel für Abnehmspritzen) die Erlöse um 6,9% auf 260,7 Millionen Euro steigern konnte, gab es bei „Primary Packaging Glass“ ein Minus von 0,3% auf 228 Millionen Euro. Bereinigt um Währungsveränderungen wäre es ein Plus von 2,6% gewesen. Dieser Bereich hatte während der Corona-Pandemie von dem großen Bedarf an Injektionsfläschchen profitiert.
Gewinn je Aktie fällt deutlich zurück
Bei den Erträgen sieht es jedoch umgekehrt aus. Da hat der Glas-Bereich im dritten Vierteljahr beim bereinigten operativen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) mit 49,2 Millionen ein um 12,3 % (organisch sogar 19,8%) besseres Ergebnis erzielt als vor Jahresfrist. Im Bereich der Plastikverpackungen nahm das bereinigte EBITDA mit 8% (organisch 11,4%) deutlich schwächer zu.
Im gesamten Konzern lag der operative Gewinn im dritten Quartal mit exakt 100 Millionen Euro um 10,5% über dem Vergleichszeitraum. Analysten hatten jedoch rund eine Million Euro mehr prognostiziert. Unter dem Strich kam beim bereinigten Konzernergebnis ein Minus von 0,1% heraus und beim bereinigten Ergebnis je Aktie sogar ein Minus von 7% auf 1,07 Euro. Hier spielte unter anderem ein niedrigeres Zinsergebnis eine Rolle. Auch in den ersten neun Monaten ist der Gewinn je Aktie gefallen und zwar von 3,12 Euro auf 3,10 Euro.
Jahresausblick wird nicht gesenkt
Da jedoch die Aufträge für das Schlussvierteljahr robust waren, hält das Management an seiner Jahresprognose fest. Sowohl das Umsatzwachstum als auch die Steigerung des operativen Gewinns soll mindestens 10% betragen. Das Ergebnis je Aktie soll „im niedrigen einstelligen Prozentbereich“ klettern – was immerhin eine Verbesserung gegenüber der leichten Abnahme in den ersten neun Monaten bedeuten würde.
Nach den leicht enttäuschenden Zahlen rutschte die Aktie von Gerresheimer im frühen Handel um bis zu 6% ab, erholte sich aber dank des zuversichtlichen Ausblicks wieder etwas und pendelte sich im Vormittagshandel bei Kursen um gut 97 Euro ein – ein Minus von rund 2,5%. Der MDAX-Wert setzte damit seine vor gut einem Monat begonnene Talfahrt fort. Anfang September hatte der Kurs noch ein Allzeithoch von fast 123 Euro erreicht. Damals sorgten von Gerresheimer hergestellte Pens für Abnehm-Medikamente wie Wegovy für Phantasie und zeitweise sogar Euphorie.