Französischer Meinungsforscher Ipsos will infas übernehmen
Kurz vor Beginn des Wochenendes ließ die französische Ipsos S.A., eines der weltweit führenden Marktforschungsunternehmen, die Katze aus dem Sack. Die Franzosen gaben in einer Börsenmitteilung bekannt, dass sie ein freiwilliges öffentliches Übernahmeangebot für die deutsche infas Holding AG unterbreiten wollen.
Durch seine 100-prozentige Tochtergesellschaft Alsterhöhe 15. V V AG will Ipsos den Aktionären der infas Holding AG 6,80 Euro für jede ihrer Aktie in bar anbieten. Ipsos teilte darüber hinaus mit, dass es bereits Andienungsvereinbarungen mit vier Großaktionären der infas Holding unterzeichnet hat.
Bevor ich jedoch ich näher auf die mögliche Übernahme der infas Holding durch Ipsos eingehe, möchte ich Ihnen die beiden Marktforschungsinstitute kurz vorstellen.
Die Marktforscher im Kurzporträt
Das 1959 in Bonn gegründete Institut für angewandte Sozialwissenschaft (kurz: infas) ist eines der führenden Marktforschungsinstitute Deutschlands. Zur Dachgesellschaft infas Holding AG gehören die 4 Tochtergesellschaften infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH, infas 360 GmbH, infas quo GmbH und infas LT GmbH. Die Töchter sind alle im Bereich der Markt-, Meinungs- und Sozialforschung tätig.
Bekannt wurde infas durch seine Wahlprognosen, die das Institut gemeinsam mit der ARD bis 1996 durchführte, sowie der Ermittlung der TV-Einschaltquoten, die in Zusammenarbeit mit dem Institut für Demoskopie Allensbach durchgeführt wurden.
Auch von der größten und ältesten Langzeitstudie – dem Sozio-Oekonomischen Panel (SOEP) –, die von infas durchgeführt wird, dürften Sie vielleicht schon gehört haben.
Die infas Holding AG hat aktuell 458 Mitarbeiter. Das Unternehmen ist seit 1998 an der Frankfurter Börse notiert. Im Geschäftsjahr 2023 erzielte Infas einen Umsatz von 50,6 Mio. Euro. Der operative Gewinn (EBIT) lag bei 376.400 Euro.
Die 1975 in Paris gegründete Ipsos S.A. ist ein weltweit tätiges Marktforschungsunternehmen. Ipsos ist in 90 Ländern vertreten und hat weltweit mehr als 5.000 Kunden. Gemessen am Umsatz war Ipsos in 2022 der viertgrößte Marktforscher der Welt.
Im vergangenen Jahr haben die etwa 20.000 Ipsos-Mitarbeiter einen Jahresumsatz von knapp 2,4 Mrd. Euro erzielt, davon 84 Mio. Euro in Deutschland. Das EBIT lag in 2023 bei 260 Mio. Euro.
Weitere Details zur möglichen Übernahme
In einer Ad-hoc-Börsenmitteilung hat Ipsos am 23. August 2024 angekündigt, ein freiwilliges öffentliches Übernahmeangebot über 6,80 Euro je infas-Aktie abgeben zu wollen. Damit bewertet Ipsos die infas Holding AG bei 9 Mio. ausgegebener Aktien mit etwa 61,2 Mio. Euro.
Das Angebot beinhaltet eine Übernahmeprämie von etwas mehr als 62%, bezogen auf den Schlusskurs der infas-Aktie vom 22. August 2024, dem letzten Börsentag vor Bekanntgabe der Übernahme-Absichten.
Des Weiteren teilte Ipsos mit, dass sie bereits mit vier Großaktionären der infas Holding AG, die insgesamt etwa 77,52% der infas-Aktien halten, Andienungsvereinbarungen abgeschlossen hat. Im Einzelnen handelt es sich dabei um die Investmentaktiengesellschaft für langfristige Investoren TGV, die PEN GmbH, Herrn Hans-Herbert Döbert und die Effecten-Spiegel AG.
Durch die Übernahme möchte Ipsos seine Marktposition in Deutschland weiter ausbauen, wie Ipsos-Chef Ben Page erklärte: „Das neue kombinierte Unternehmen wird nach Abschluss der Transaktion einer der größten Branchenakteure in Deutschland sein – einem wichtigen strategischen Wachstumsmarkt für Ipsos – und würde von verbesserter Expertise, erweiterter Kundenreichweite und signifikanten Synergien profitieren.“
So reagierte die Börse
Die Mitteilung über die mögliche infas-Übernahme kam bei den Anlegern gut an. Der Kurs der infas-Holding-Aktie sprang am 23. August 2024 um 62% in die Höhe und lag bei Börsenschluss bei 6,80 Euro.
Damit stieg der Kurs des deutschen Marktforschungsunternehmens genau auf die von Ipsos gebotenen 6,80 Euro. Die Anleger sind offensichtlich zuversichtlich, dass der Deal zustande kommen wird. Wenn Sie infas-Aktien in Ihrem Depot haben, werden Sie sich sicherlich auch über die Ankündigung des Übernahmeangebots gefreut haben.
Auch der Kurs der Ipsos-Aktie legte an der Pariser Börse zu. Er stieg am Freitag um 1,1% auf 56,05 Euro. Die Investoren begrüßen die mögliche Übernahme, die Ipsos näher an die deutschen Marktführer GfK und Kantar Deutschland heranrücken lässt.
So kann es weitergehen
Die Wahrscheinlichkeit, dass der Deal zustande kommen wird, ist aufgrund des bereits angedienten Aktienanteils von 77,52% als sehr wahrscheinlich zu bewerten. Wann das Übernahmeangebot offiziell erfolgen wird, wurde in der Ad-hoc-Mitteilung vom vergangenen Freitag jedoch nicht bekannt gegeben.