Frankreich-Wahl: Rechtsextreme legen zu, die Börsen aber auch

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Frankreich hat Sonntag nach der überraschend einberufenen Neuwahl für das Parlament die erste Tour hinter sich gebracht. Die Ergebnisse auf einen Blick:

• Rassemblement National (RN), rechtsextrem Partei von Marine Le Pen: 33,15%

• Nouveau Front Populaire, neue gegründete Volksfront, die verschiedene Parteien von den Grünen, Sozialdemokraten bis extrem Linken, vereint: 29,99%

• Ensemble, Parteienbündnis von Emmanuel Macron: 20,83%

• Les Républicans, konservative Partei des ehemaligen französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy: 6,57%

Der französische Präsident hat sich verzockt

Das Kalkül des noch bis 2027 amtierenden Präsidenten Macrons einer pädagogischen Wirkung nach der für ihn enttäuschenden Europawahl ist nicht aufgegangen. Er hat sich schlicht verzockt. In seine Entscheidung einer vorzeitigen Parlamentswahl hat er selbst engste Vertraute nicht eingebunden. Macron steht nun als blamierter Casinospieler dar, der im neuen Parlament zunehmend mit extrem Kräften regieren muss. Damit hat er das Gegenteil von dem erreicht, was er eigentlich vorhatte – eine stabile Mehrheit.

Rechtsextreme steuern auf eine absolute Mehrheit zu

Stattdessen steuert nun die rechtsextreme RN auf eine absolute Mehrheit zu, was für Frankreich ein absoluter historischer Einschnitt wäre. Wenn man das Macron-Lager und die Volksfront zusammenzählt kommen sie auf knapp über 50%. Das Ergebnis der ersten Abstimmung sagt aber nichts über die endgültige Verteilung der Sitze im Parlament aus. Das wissen wir erst nächsten Sonntag. Klar ist aber: Die RN ist nicht mehr weit von der absoluten Mehrheit entfernt. 

Französischen Leitindex reagiert zunächst erleichtert

Interessanterweise preist der CAC 40 genau dieses Szenario aktuell nicht ein. Der französische Leitindex ist nach einer wochenlangen Abwärtsfahrt heute nach oben gesprungen. Die Anleger sind erleichtert, dass die RN im ersten Anlauf keine absolute Mehrheit bekommen hat. Die Macron-Partei wird bei der zukünftigen Regierung nur noch eine untergeordnete Rolle spielen. Dafür werden die extremen Ränder im Parlament gestärkt. Dieses Szenario haben die französischen Börsen noch nicht eingepreist. Rechnen Sie deshalb in nächsten Tagen und Wochen mit hohen Schwankungen, auch bei anderen europäischen Börsen.

Die Entscheidung fällt nächsten Sonntag

Fazit: Politische Börsen haben kurze Beine, lautet eine Redensart, also nur kurzfristige Auswirkungen. Börsen können ohne weiteres auch mit schlechten Nachrichten umgehen. Das haben Sie bei Trump gesehen. Was Börsen aber überhaupt nicht mögen, ist Unsicherheit über die zukünftige Richtung. Ob die Le-Pen-Partei die absolute Mehrheit erreichen kann, lässt jetzt noch nicht sagen. Und ob eine Links-Regierung stabil ist, genauso wenig.