First Quantum-Aktie nach Panama-Schock: Wichtige News
Sie errinern sich bestimmt: Es war schließlich die Hiobsbotschaft schlechthin, die im letzten Jahr den Rohstoffsektor erschüttert hatte. Im Mittelpunkt stehen der Bergbaukonzern First Quantum Minerals und dessen gigantische Kupfermine Cobre Panama. Nun offenbaren sich nach und nach die Konsequenzen des Debakels.
First Quantum Minerals: Das Panama-Desaster
Aber der Reihe nach: Der Minenkomplex in dem mittelamerikanischen Land steht seit Jahren in der Kritik. Zunächst hatte sich der Widerstand vor allem auf Umweltbedenken konzentriert. Doch nachdem die panamaische Regierung einen neuen Vertrag mit First Quantum ausgehandelt hatte, intensivierten sich die Proteste im vergangenen Herbst massiv.
Laut den Kritikern bevorteile dieser den Bergbaukonzern enorm zulasten von Panamas Gesellschaft. In der Folge blockierten Demonstranten unter anderem eine wichtige Hafenanlage, von der aus die Kohlezufuhr zur Mine abgewickelt wurde. Schlussendlich hat dann im November das Oberste Gericht von Panama den Protestlern Recht gegeben und die Mine für verfassungswidrig erklärt, woraufhin First Quantum den ohnehin bereits strauchelnden Standort vollends auf Eis legen musste.
Im Chart von First Quantum sehen Sie sehr gut die verschiedenen Etappen des Panama-Desasters (Stand: 16.01.2024, 10:00 Uhr, Börse Stuttgart):
Quelle: www.aktienscreener.com
First Quantum auf Sparflamme
Kommen wir jetzt aber zu den neuen Infos, die First Quantum vor wenigen Tagen veröffentlicht hat. Kurzum: Angesichts der gravierenden Bedeutung des nun weggefallenen Kupferstandorts muss der Bergbauriese konzernweit auf die Bremse drücken.
So will First Quantum Kapital einsparen, Assets verkaufen, die Dividende aussetzen und Stellen streichen, um seine finanzielle Position nach der Produktionseinstellung in Panama abzusichern. Demnach prüft das Management aktuell den Verkauf kleinerer Minen und die Loslösung von Beteiligungen an größeren Bergbauprojekten.
Ohne Cobre Panama: Kupferproduktion eingebrochen
Gleichzeitig musste First Quantum einen beachtlichen Produktionsrückgang auf Konzernebene einräumen: Die Kupferproduktion krachte im vierten Quartal 2023 um 22% auf 160.000 Tonnen ein.
Entsprechend schraubte das Management auch die Prognose für 2024 nach unten: Der Rohstoffriese erwartet für das laufende Jahr ohne die Panama-Mine eine Kupferproduktion zwischen 370.000 und 420.000 Tonnen. 2023 hatte der Output noch bei 708.000 Tonnen gelegen (-9% ggü. 2022). Cobre Panama hatte vor der Betriebseinstellung jährlich 331.000 Tonnen Kupfer hervorgebracht.
Hoffnung auf Kansanshi – Risiko wegen Verschuldungsquote
Immerhin: In den darauffolgenden Jahren soll der Gesamtoutput schrittweise wieder steigen – allerdings auf deutlich niedrigerem Niveau. Für 2025 und 2026 erwartet First Quantum konzernweit eine Produktion von 400.000 bis 460.000 Tonnen. Das Management setzt aktuell vor allem auf den Ausbau seines Kansanshi-Projekts in Afrika. Durch die nun forcierten Kosteneinsparungen will sich First Quantum liquide Mittel sichern, um dieses Upgrade umsetzen zu können. Nach der Inbetriebnahme im nächsten Jahr werde der Cashflow vom Ausbauprojekt profitieren, so der Bergbaugigant.
Trotzdem: Aus dem Schneider ist First Quantum damit noch lange nicht. Die Ratingagentur Fitch hatte zuletzt davor gewarnt, dass die Nettoverschuldungsquote des Konzerns 2024 auf mehr als das Fünffache des Betriebsgewinns (EBIDTA) ansteigen würde, sollte die Panama-Mine dauerhaft geschlossen bleiben. Laut Fitch könnte das zu einem Covenant Breach führen (Vertragsverletzung bzgl. der Einhaltung von Finanzierungsbedingungen).
Mein Fazit für Sie
Das Desaster rund um Cobre Panama hat die Aktionäre von First Quantum im Herbst 2023 kalt erwischt. Zwar war bereits seit Jahren bekannt, dass es Widerstand gegen die Mine gibt. Doch dass der Standort schlussendlich für verfassungswidrig erklärt wird, hatten wohl nicht viele Anleger auf dem Schirm.
Klar: Ohne die Mega-Mine ist der Bergbaukonzern nun deutlich geschrumpft. Das Management muss jetzt, wo immer es Sinn macht, den Rotstift ansetzen, um das Unternehmen finanziell über Wasser zu halten. Meiner Meinung nach ist das nun veröffentlichte Maßnahmenpaket ein Schritt in die richtige Richtung, auch wenn es bis dato noch keine allzu konkreten Informationen hierzu gibt.
Gänzlich abschreiben sollte man den Konzern und dessen Aktie jedenfalls nicht. Noch immer ist First Quantum ein einflussreicher Rohstoffkonzern und auch beim Energiewendemetall Kupfer ein wichtiger Player. Möglich ist auch, dass das Unternehmen wegen des stark gesunkenen Börsenwerts nun als Übernahmeziel infrage kommt. Das könnte die Aktie je nach Kaufpreis beflügeln. Zuletzt sendete zum Beispiel Barrick Gold Avancen in Richtung First Quantum.