Finanzinvestoren greifen nach Hargreaves Lansdown

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Verhandlungen gab es schon länger, nun ist es amtlich. Eine Gruppe von Private-Equity-Anbietern hat sich auf den Kauf von Hargreaves Lansdown geeinigt. Der Wert der britischen Investmentplattform wird auf 5,4 Milliarden Pfund geschätzt. Damit deutet sich ein weiterer hochkarätiger Abgang eines Unternehmens von der Londoner Börse an. Eine zuletzt wieder zunehmende Belebung der Geschäfte und die relativ günstigen Bewertungen hatten zuletzt die Deal-Aktivität beflügelt.

Hargreaves Lansdown – Finanzkonzern mit Tradition

Bevor wir auf die Eckdaten des Deals kommen, möchte ich Ihnen das Objekt der Begierde erst einmal näher vorstellen: Die Hargreaves Lansdown ist ein britisches Finanzdienstleistungsunternehmen, das sich auf die Bereitstellung von Anlageprodukten und -dienstleistungen spezialisiert hat. Das Unternehmen wurde 1981 gegründet und hat seinen Hauptsitz in Bristol, Großbritannien.

Das Geschäftsmodell basiert auf der Bereitstellung einer benutzerfreundlichen Online-Investmentplattform, die es den Kunden ermöglicht, ihre Anlagen selbstständig zu verwalten. Hargreaves Lansdown erzielt Einnahmen durch Gebühren, die auf den verwalteten Vermögenswerten basieren. Je mehr Vermögenswerte von Kunden auf der Plattform gehalten werden, desto höher sind die Einnahmen der Investmentplattform.

Größte britische Plattform für Privatanleger

Zuletzt zählte das Unternehmen fast 1,9 Millionen Kunden. Das verwaltete Vermögen lag  derweil bei 155 Milliarden Pfund. Damit war der Konzern die größte Investmentplattform für Privatanleger. Zum Vergleich: Beim Börsengang im Jahr 2007 lag die Anzahl der Kunden bei 218.000 und das verwaltete Vermögen betrug 10 Milliarden Pfund. 

In den vergangenen Jahren ließ die Wachstumsdynamik nach und der Konkurrenzdruck erhöhte sich. Vor allem Rivalen wie AJ Bell Plc und Interactive Investor haben versucht, mit niedrigeren Gebühren Marktanteile zu gewinnen.

Finanzinvestoren bieten 5,4 Milliarden Pfund

Nun bietet ein Konsortium von Finanzinvestoren unter der Führung von CVC für den Konzern. Neben CVC sind Nordic Capital und Platinum Ivy aus Abu Dhabi beteiligt. Konkret offerieren die Käufer 1.140 Pence je Aktie in bar. Darin ist eine Dividende von 30 Pence enthalten. Der Preis enthält eine Prämie von mehr als 50% auf den Schlusskurs vor Bekanntwerden des Übernahmeinteresses. Die Ankündigung erfolgt fast vier Monate, nachdem das Konsortium erstmals mit einem Angebot von 985 Pence pro Aktie an Hargreaves herangetreten war.

Analysten sehen günstigen Kaufpreis

Bezogen auf den für 2025 prognostizierten Gewinn legen die Bieter das 16,6-Fache auf den Tisch. In Relation zu den verwalteten Vermögenswerten bietet das Konsortium 3,5%. Geht es nach den Analysten Stuart Duncan und Robert Sage von Peel Hunt, dann ist der Kaufpreis nicht besonders hoch und spiegelt den Investitionsbedarf des Unternehmens wider.

Gründer machen Kasse

Bei den beiden Milliardäre und Firmengründern Peter Hargreaves und Stephen Lansdown klingelt mit der Übernahme die Kasse. Beide halten noch immer Anteile im Wert von fast 20% respektive 5,7%. In der Ankündigung wurde bestätigt, dass Hargreaves nur 50% seiner Anteile in das neue Unternehmen einbringen wird, was zu einer erwarteten Ausschüttung von 535 Millionen Pfund führt. Lansdown wird hingegen alle seine Anteile für 308 Millionen Pfund veräußern.

Aktie nähert sich Übernahmepreis

Unterdessen nähert sich die Aktie dem Niveau der Kaufofferte. Im gestrigen Mittagshandel notierten die Hargreaves Lansdown-Papiere mit 1.105 Pence nur noch knapp unter dem Niveau des Übernahmeangebots (1.140 Pence).