Evotec – Schwarzer Gründonnerstag

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Das Biotech-Unternehmen Evotec war kurz vor Ostern Ziel eines Hackerangriffs. Doch was für die Aktie zählt, sind die weiteren Wachstumschancen.

Hacker-Attacke kurz vor Ostern

Momentan hat das Unternehmen Stress, der so ärgerlich und überflüssig ist wie Pickel am Hinterteil. Denn die Hamburger wurden kurz vor Ostern Opfer eines Cyber-Angriffs. Gründonnerstag bemerkte man Ungewöhnliches im firmeneigenen IT-System.

Daraufhin nahm man die Server vom Netz, um die Sicherheit des Datenbestandes zu gewährleisten und Verstöße gegen den Datenschutz zu verhindern. Die forensischen Untersuchungen dauern (Stand: Dienstag, 12. April 2023) noch an. Nach Unternehmensangaben geht der Geschäftsbetrieb unverändert weiter.

Aktie verliert

Man arbeite unter Hochdruck an Lösungen, um das eigene Serviceangebot für Geschäftspartner ohne Abstriche aufrechtzuerhalten. Die Evotec Aktie verlor in einem ansonsten recht freundlichen Börsenumfeld um die 6 Prozent. Investoren und Analysten vermuten jedoch, dass das Unternehmen alsbald wieder zur Normalität zurückkehren kann.

Das im Jahr 1993 unter anderem vom Nobelpreisträger Manfred Eigen gegründete Unternehmen hat nach wie vor seinen Sitz in Hamburg. Seinerzeit handelte es sich bei dem Start-up um eine Ausgründung aus dem Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen.

Forschung, um Therapien effizienter zu machen

Die weltweit rund 4.000 Beschäftigten sind spezialisiert auf die (Er)Forschung pharmazeutischer Wirkstoffe. Zu diesem Zweck – was ziemlich von Beginn an zum Geschäftsmodell gehörte – geht Evotec strategische Allianzen mit Pharmafirmen und Biotech-Unternehmen ein. Bei denen handelt es sich teils um das „Who is Who” der Branche. Illustre Kooperationspartner sind etwa Bayer, Bristol Myers Squibb, Novo Nordisk sowie Takeda.

Kooperationsverträge bestehen zudem mit öffentlichen Einrichtungen und Stiftungen, etwa der University auf Oxford sowie der Bill & Melinda Gates Stiftung.

Für (neuen) Optimismus sorgte kürzlich die Ankündigung des Vorstands, dass die Partnerschaft mit Bristol Myers Squibb um weitere acht Jahre verlängert wird. Die beiden Unternehmen kooperieren bei der Entwicklung von Medikamenten zur Therapie neurodegenerativer Erkrankungen.

Zahlen für 2022 durchwachsen

Die gute Nachricht: Im Geschäftsjahr steigerte das Unternehmen seine Umsatzerlöse um mehr als 20 Prozent auf rund 750 Millionen Euro. Die Umsätze lagen somit höher als die – durchaus optimistischen – Schätzungen des Vorstands. Wermutstropfen: Das bereinigte EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) erreichte 102 Millionen Euro – immerhin 5 Millionen Euro weniger als im Geschäftsjahr 2021. Das Ergebnis unterschritt dabei die Prognose des Vorstands geringfügig.

Evotec nach dem Hack-Schreck

Die Evotec Aktie (WKN: 566480) ist sicher nichts für nervenschwache Investoren. Immerhin: Seit Jahresbeginn liegen die Anteilsscheine rund 23 Prozent vorn – trotz des Rückgangs nach dem Cyber-Angriff. Auch auf Sicht der vergangenen zehn Jahre können sich Investoren tatsächlich nicht beschweren. In dieser Zeit erreichte der kumulierte Gewinn um die 730 Prozent.

Nicht verheimlichen will ich indes, dass die Papiere zur Jahrtausendwende, als der Neue Markt hypte, überhitzte und dann zusammenbrach, knapp 90 Euro kosteten. Anleger mussten dann eine lange Durststrecke verkraften, die bis zum Jahr 2016 dauerte. In dieser Zeit notierten die Aktien nur ein paar Euro über der Nulllinie.

Ein zyklisches Hoch erreichte die Aktie dann im Jahr 2021 mit einem Kurs von nahezu 50 Euro. Seitdem tendiert sie Richtung Süden. Wobei der Abwärtstrend durch zwischenzeitliche Kurserholungen vorübergehend unterbrochen wurde.

Die aktuelle Notiz bei gut 18 Euro, die deutlich unter jenen knapp 21 Euro liegt und die Unsicherheiten der Cyber-Attacke spiegelt, könnte bald wieder Vergangenheit sein. Dazu muss aber die IT des Unternehmens die Probleme in den Griff bekommen. Momentan ist mir der Einstieg noch zu riskant. Interessant dürfte die Evotec Aktie aus meiner Sicht für Trader sein, die sich nach 5 oder 10 Prozent Kursplus wieder verabschieden. Für längerfristig orientierte Investoren scheint mir die Aktie – zumindest derzeit – ungeeignet.