Evonik – Sparprogramm soll Rezessionsfolgen mildern

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Der Essener Spezialchemie-Konzern Evonik hat dank höherer Verkaufspreise und Währungsgewinnen seinen Umsatz im dritten Quartal 2022 kräftig gesteigert, aber der Ertrag kann damit nicht Schritt halten. Die Aktie fällt leicht.

Über ein Viertel mehr Umsatz dank Preiserhöhungen

Ein Umsatzplus von über einer Milliarde Euro oder rund 26 % auf fast 4,9 Milliarden Euro in den drei Monaten bis Ende September kann sich sehen lassen, zumal die Analysten im Durchschnitt lediglich 4,4 Milliarden Euro prognostiziert hatten. Allerdings gehen die Erlössteigerungen mit einem rückläufigen Mengenabsatz einher. Positiv daran ist, dass die deutlich gestiegenen Energie-, Material- und Logistikkosten nach eigenen Angaben „über Verkaufspreisanhebungen mehr als kompensiert werden“ konnten und zudem Währungsgewinne anfielen. In den ersten neun Monaten summieren sich die Umsätze damit auf über 14,1 Milliarden Euro.

Das entspricht einem Umsatzplus von 30 %.

Auf der Ertragsseite sieht es in den ersten neun Monaten ganz gut aus. Das bereinigte operative Ergebnis (EBITDA) kletterte um 10 % auf knapp 2,1 Milliarden Euro und das Konzernergebnis sogar um 29 % auf 824 Millionen Euro. Aber im dritten Quartal war der Gewinn rückläufig. Beim bereinigten EBITDA betrug das Minus 5 % auf 615 Millionen Euro, beim Konzernergebnis 9 % auf 214 Millionen Euro. 

Ergebnis je Aktie im dritten Quartal rückläufig

Der bereinigte Gewinn je Aktie  fiel von Juli bis September um 7 % auf 54 Cents, lag damit aber immerhin noch leicht über den Erwartungen von 53,2 Cents. In den ersten neun Monaten verdiente Evonik mit 2,06 Euro um 26 % mehr als im gleichen Zeitraum 2021. Hier wirkten sich Zinsveränderungen positiv aus. Das Finanzergebnis verbesserte sich dadurch um 80 Millionen Euro auf minus 28 Millionen Euro, unter anderem durch die vorzeitige Kündigung einer Unternehmensanleihe.

Für das Gesamtjahr 2022 zeigt sich Evonik zuversichtlich: Der Umsatz soll nun mit 18,5 Milliarden höher als bisher mit 17 Milliarden bis 18 Milliarden Euro veranschlagt ausfallen, das bereinigte EBITDA unverändert 2,5 bis 2,6 Milliarden Euro betragen. Das entspricht einem Gewinnplus zwischen 5 % und 9 %.

Spezialchemiekonzern macht sich unabhängiger von Erdgas

Für 2023 ist Evonik-Chef Christian Kullmann pessimistischer gestimmt. Er bereitet das Unternehmen auf eine Rezession vor und hat deswegen ein Kostensenkungsprogramm eingeleitet, um die Aufwendungen in dreistelliger Millionenhöhe zu reduzieren. In diesem Jahr hat sich Evonik deutlich unabhängiger von Erdgas gemacht, vor allem durch eine Umstellung des neuen Gaskraftwerks am Standort Marl auf Flüssiggas. Die Aktie des MDAX-Werts gibt im Vormittagshandel leicht nach und verliert knapp ein Prozent auf Kurse um 18,75 Euro. Das ist deutlich unter dem Jahreshöchstkurs von knapp 30 Euro, aber höher als im Tief von rund 16,50 Euro.