Wie das Italien-Problem und Ihr Vermögen zusammenhängen
Italien wird immer mehr zum Sorgenkind der EU. Darüber haben wir an dieser Stelle schon häufiger berichtet.
Der Spread, also die Zinsdifferenz zwischen deutschen Bundesanleihen und italienischen Staatsanleihen, war in den vergangenen Wochen auf knapp 2,5 Prozentpunkte angestiegen. Das zeigt, dass die Märkte Italien nicht vertrauen und deshalb Risikoaufschläge verlangen. Für Italien heißt das: Der Schuldendienst wird teurer, was bei dem gigantischen Schuldenberg des südeuropäischen Landes zu einem echten Problem werden könnte – und damit auch für Deutschland.
Denn: Fällt der EU-Staat Italien, könnte der gesamte Euroraum wie ein Kartenhaus zusammenfallen. Die Lage ist also äußerst brisant. Umso erstaunlicher war es, dass die Risikoaufschläge zuletzt von knapp 2,5 Prozentpunkten auf zeitweise 2,1 Prozentpunkte reduziert wurden.
EZB pumpt neue Milliarden in die EU-Krisenstaaten
Für Experten war klar: Eigentlich ist derzeit keine Entspannung möglich, zumal Italien nach dem Rücktritt von Ministerpräsident Mario Draghi aktuell (mal wieder) mit einer Regierungskrise zu kämpfen hat. Neuwahlen sind erst für den 25. September angesetzt und bis dahin war keine Beruhigung der Anleihemärkte erwartet worden.
Wie lässt sich dann die Reduzierung des Spreads erklären? Für viele Marktbeobachter waren die zuletzt gesunkenen Risikoaufschläge ein Rätsel, das jetzt gelöst werden konnte:
Laut tagesschau.de liegt der Nachrichtenagentur Bloomberg wohl ein Bericht vor, dass die Europäische Zentralbank Anleihekäufe in Milliardenhöhe getätigt hat, um Italien, Griechenland, Spanien und Portugal zu stützen. Insgesamt sollen sich die Nettoankäufe auf 17,3 Milliarden Euro belaufen. Rund 9,8 Milliarden Euro soll die EZB auf den Kauf italienischer Bonds verwendet haben.
„Gut möglich, dass der EZB der Spread zu hoch geworden ist, sodass sie sich gezwungen sah zu intervenieren. Damit könnte sie auch dem Markt signalisieren, dass die das Händchen im Spiel hat und bereit ist zu agieren“, wird Commerzbank-Devisen-Analystin Antje Praefcke auf tagesschau.de zitiert.
Zinserhöhungen und frisches Geld: Wie passt das zusammen?
Dass die EZB diese Maßnahme nicht an die Große Glocke gehangen hat, ist verständlich. Zum einen haben die Währungshüter die Zinswende eingeläutet, wollen die Geldmenge also reduzieren, um die Inflation in den Griff zu bekommen. Zum anderen wird wieder die Druckerpresse angeworfen, um in Not geratene Euroländer zu unterstützen. Das passt einfach nicht zusammen.
Die gesetzlichen Grundlagen für spontane Anleihenkäufe der EZB sind mit dem Pandemieprogramm PEPP weiter geschaffen. Zudem wird ein neues Programm mit dem Namen Transmission Protection Instrument (TPI) auf den Weg gebracht.
Mit diesem Instrument soll das Auseinanderdriften der Zinsen im Euroraum verhindert werden. TPI soll unbegrenzte Anleihekäufe einzelner hochverschuldeter Euroländer ermöglichen. So sollen auch diese Länder höhere Leitzinsen verkraften können. Diese hatte die EZB, wenn auch im Vergleich zu anderen Notenbanken zögerlich, zuletzt erhöht.
Noch vor dem ersten Einsatz des neuen Programms hagelt es bereits Kritik, es werden sogar Klagen angedroht, unter anderem weil die Bedingungen zur Inanspruchnahme sehr schwammig formuliert wurden. Eine solide Haushaltspolitik sowie eine nachhaltige makroökonomische Politik der Länder. Devisen-Experten Praefcke bestätigt auf tagesschau.de, dass die EZB die Latte für die Anwendung des TPI sehr niedrig gehängt hat.
Kann TPI die Märkte im Euroraum beruhigen? Oder droht trotz allem im schlimmsten Fall ein Italexit?
Was Sie jetzt tun sollten
Prognosen fallen aktuell schwer. Deshalb ist es wichtig, dass Sie sich jetzt richtig aufstellen und auf unterschiedliche Szenarien vorbereiten. Wir unterstützen Sie dabei.