Stellantis zieht die Reißleine: Opel kehrt nicht auf chinesischen Markt zurück
Zu riskant: Wegen der derzeitigen und künftig erwarteten geopolitischen Spannungen zwischen China auf der einen und Europa sowie den USA auf der anderen Seite wird Opel vorerst nicht an den chinesischen Automobilmarkt zurückkehren.
Stellantis fürchtet geopolitische Verwerfungen
Ursprünglich hatte Opels Mutterkonzern Stellantis, zu dem nach der Fusion von PSA und Fiat-Chrysler unter anderem auch Marken wie Peugeot, Alfa Romeo, Chrysler, Fiat oder Maserati gehören, geplant, Opel als reine Elektromarke in China zu platzieren.
Doch daraus wird nun nichts. Wie das Autokonglomerat kürzlich bestätigte, lässt man die Pläne vorerst ruhen – und verweist zur Begründung auf eben jene eingangs erwähnten geopolitischen Spannungen.
Unter Trump ging es bergab im Verhältnis zu Peking
Tatsächlich hatten sich die wirtschaftlichen Beziehungen vor allem zwischen China und den USA erheblich verschlechtert, als Ex-Präsident Donald Trump im Weißen Haus die Fäden zog – und dessen Rückkehr bei den nächsten US-Präsidentschaftswahlen ist keineswegs ausgeschlossen.
Doch auch zwischen Peking und Brüssel kommt es vermehrt zu Unstimmigkeiten. Dabei kommt erschwerend hinzu, dass zahlreiche Unternehmen in Europa – vor allem auch in Deutschland – längst unter chinesischem Einfluss stehen. In etliche Unternehmen unterschiedlichster Branchen haben sich in den vergangenen beiden Jahrzehnten chinesische Investoren eingekauft oder die Firmen gleich ganz übernommen.
China als wichtiger Absatzmarkt für Autobauer
Zugleich gilt China jedoch als wichtiger und wachstumsträchtiger Absatzmarkt, insbesondere für die Automobilbranche. Deutsche Autobauer erzielen hier inzwischen zum Teil ein Drittel ihrer Auslandsumsätze.
Stellantis ist traditionell stärker in Europa vertreten, die Kleinwagen sind vor allem in Frankreich und im Mittelmeerraum zu finden. Einige Modelle sind echte Verkaufsschlager – und manche der Marken aus dem Stellantis-Universum auch deswegen beliebt, weil sie im Schnitt etwas günstiger zu haben sind als deutsche Konkurrenzprodukte, etwa aus der Volkswagen-Familie.
Rückzug von China-Plänen – besorgniserregendes Signal?
Dass Stellantis nun aber ein prestigeträchtiges Projekt wie die Expansion der Marke Opel nach China aussetzt und dies mit geopolitischen Verwerfungen begründet, kann durchaus als besorgniserregendes Signal aufgefasst werden – weniger für den Konzern selbst, aus dessen Perspektive es sicherlich die richtige Entscheidung ist, mit einer ohnehin angeschlagenen Sparte wie Opel keine allzu waghalsigen Experimente einzugehen.
Doch wenn europäische Unternehmen den Schritt nach China nicht mehr wagen, weil sie politische Herausforderungen fürchten, spricht das Bände – und deutet möglicherweise auf eine globale Zeitenwende hin, die durch die Konfrontation zwischen Russland und dem Westen im Konflikt um die Ukraine noch verschärft wird.
China stärkt Putin den Rücken
Just in diesem Konflikt hält sich Peking zudem sehr bedeckt. Anfangs signalisierte die chinesische Führung ein gewisses Verständnis gegenüber dem Kreml und solidarisierte sich als einer der wenigen Staaten der Weltgemeinschaft mit Wladimir Putin – immerhin hegt China mit Blick auf Taiwan ganz ähnliche Ambitionen wie Putin in der Ukraine.
Als Putin jüngst aber mit einem Atomschlag drohte, mahnte auch China zur Räson. Absehbar ist jedoch bereits seit Längerem, dass die Chinesen Russland als Wirtschaftsmacht im globalen Osten wohl ablösen werden oder dies schon längst getan haben. Putin selbst versetzt der russischen Wirtschaft zurzeit den finalen Todesstoß, während China machtpolitische wie wirtschaftliche Lücken stets für sich zu nutzen weiß.
Stellantis Aktie seit Jahresanfang mehr als 25 Prozent im Minus
Ähnlich wie der Gesamtmarkt steht auch die Stellantis Aktie in diesem Jahr massiv unter Druck. Seit Beginn des Jahres hat der Kurs um fast 30 Prozent nachgegeben, zuletzt kostete das Papier rund 12,50 Euro.
In den Genuss eines Opel-Fahrzeugs waren interessierte Chinesen vor rund zehn Jahren schon einmal gekommen. Damals gehörte der ehemals deutsche Autobauer zum US-Mutterkonzern General Motors, der jedoch bereits im Jahr 2014 den Rückzug von Opel aus dem chinesischen Markt verkündete und vollzog.