EZB setzt Zinswende fort – neue Anhebung nächste Woche?

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Der Leitzins in der Eurozone liegt derzeit bei 2,5 Prozent.

Was man in den 1990er Jahren noch als traumhaft günstig angesehen hätte, gilt derzeit als ziemlich hoch – immerhin liegt ein Jahrzehnt der Nullzinspolitik hinter uns, eine Ära des billigen Geldes, in der die Notenbanken die Märkte mit billigem Geld fluteten und damit vor allem die Aktienmärkte ankurbelten. Wer an der Börse ein glückliches Händchen hatte, konnte hier seit der Finanzkrise ordentlich Kasse machen. Nun aber ändern sich die Zeiten – nicht nur politisch kann von einer Zeitenwende gesprochen werden, auch an den Märkten sind die Veränderungen greifbar.

Historische Inflation führt zu massiven Einschnitten

Ursächlich für die Kehrtwende der Notenbanker ist die höchste Inflation seit 40 Jahren. Zwischenzeitlich wurden im vergangenen Spätsommer zweistellige Inflationsraten in Europa gemessen. Seit November scheint sich die Lage etwas zu entspannen, doch mit Werten jenseits von 9 Prozent fiel die Teuerungsrate im Euroraum weiterhin extrem hoch aus. Als Ziel für die Gewährung von Preisstabilität strebt die Europäische Zentralbank (EZB) eigentlich eine Inflationsrate von 2 Prozent an. Bis dieser Wert wieder erreicht wird, dürften wohl noch einige Jahre ins Land gehen.

Mit der Anhebung der Leitzinsen versuchen die Währungshüter nun, der Inflation etwas entgegenzusetzen. Dementsprechend fielen die Zinsschritte der vergangenen Monate vergleichsweise hoch aus und gingen zügig voran. Bis das Ganze aber seine Wirkung entfaltet und Unternehmen wie Verbraucher tatsächlich entlastet werden, dauert es eine ganze Weile. Zumindest aber dürfte der Peak der Inflationsentwicklung allmählich überwunden sein, so zumindest die Einschätzung diverser Ökonomen.

Fed legt vor, EZB zieht nach

Zudem ist die Zinswende noch nicht vorbei: Mehrere Vertreter der EZB kündigten bereits weitere Zinsschritte für die kommenden Monate an, dabei ist mit mehreren Anhebungen um jeweils 0,5 Prozentpunkte zu rechnen.

In den USA, wo die Federal Reserve bereits einige Monate früher mit den Zinsanhebungen begonnen hatte, liegt der Leitzins inzwischen bei 4,5 Prozent. Auch hier sind weitere Steigerungen wahrscheinlich. Manche Beobachter hoffen jedoch, dass in der zweiten Jahreshälfte bereits eine Gegenbewegung einsetzen und der US-Leitzins wieder leicht sinken könnte – vorausgesetzt natürlich, die Inflation bewegt sich bis dahin in die gewünschte Richtung.

Eurozone: Zinsentscheidung nächste Woche erwartet

Es ist ein riskantes Spiel der Währungshüter. Auf der einen Seite müssen sie Preisstabilität gewähren, also die Inflation eindämmen. Auf der anderen Seite dürfen sie mit ihrer Geldpolitik die Konjunktur nicht zu sehr abwürgen.

Für die EZB steht die nächste Zinsentscheidung in der kommenden Woche auf der Agenda. Am 2. Februar dürfte eine erneute Anhebung um 0,5 Prozent verkündet werden, sodass der Leitzins der Eurozone dann bei voraussichtlich 3 Prozent liegen wird.