AstraZeneca weiter auf Einkaufstour

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Die Übernahmeaktivität im Biotechnologiesektor bleibt ungebrochen hoch – gestern lief der nächste potenzielle Milliarden-Deal über die Nachrichtenticker. Der britisch schwedische Pharma-Riese AstraZeneca schluckt den US-amerikanischen Impfstoffentwickler Icosavax.

Die Reaktion folgte auf dem Fuße. Auf Grund der hohen Übernahmeprämie schoss der Kurs der Icosavax-Papiere direkt zur Handelseröffnung um 48% in die Höhe.

AstraZeneca – Platzhirsch unter den Pharmakonzernen…

AstraZeneca ist ein weltweit führendes Pharmazieunternehmen, das in der Entwicklung, Produktion und der Vermarktung verschreibungspflichtiger Medikamente tätig ist. Die Forschung des Unternehmens konzentriert sich vornehmlich auf die Bereiche Atemwege und Immunologie, Herz-Kreislauf und Stoffwechsel, Krebs, entzündliche Erkrankungen, Infektionen und neurologische Störungen. Schließlich bietet das Unternehmen Medikamente für Erkrankungen wie Asthma, Herzinfarkt, Brust- und Prostatakrebs, Diabetes und für die Behandlung von Depressionen, Schizophrenie sowie bipolaren Störungen.

Das Unternehmen entstand 1999 durch die Fusion des bereits 1913 gegründeten schwedischen Konzerns Astra mit dem britischen Unternehmen Zeneca. Mit seinem Hauptsitz in London unterhält der Konzern Niederlassungen in Nord- und Südamerika, Europa, Asien, Afrika und Australien. In insgesamt 16 Ländern befinden sich Produktionsstätten, die Medikamente werden in über 100 Staaten vertrieben.

….legt bis zu 1,1 Milliarden Dollar für Icosavax auf den Tisch

Nun will der Pharma-Riese mit dem Kauf von Icosavax seine Impstoffpipeline stärken. Im Rahmen der Übernahme bietet AstraZeneca 15 Dollar in bar je Aktie zuzüglich erfolgsabhängiger Zahlungen von bis zu 5 Dollar pro Aktie in bar, wenn bestimmte Meilensteine erreicht werden. Der Vorab-Baranteil entspricht einem Aufschlag von 43% auf den Schlusskurs von Icosavax vor Bekanntgabe der Übernahmeofferte. Sollte die maximale Summe fällig werden, dann läge der Aufpreis auf den Schlusskurs vom 11. Dezember sogar bei 91% beziehungsweise auf den Volumen gewichteten Durchschnittskurs der letzten 60 Tage bei 130%.

AstraZeneca wird auch die Barmittel und marktfähigen Wertpapiere in der Bilanz von Icosavax erwerben, die sich zum 30. September 2023 auf 229 Millionen Dollar beliefen. Umsätze erzielt das Unternehmen bislang noch keine. Im zurückliegenden dritten Quartal fiel derweil ein Verlust von 22 Millionen Dollar an.

Neuartigen RSV-Impfstoff im Visier

Mit dem Zukauf sichert sich AstraZeneca den Zugriff auf einen neuartigen RSV-Impfstoff von Icosavax, der sich im fortgeschrittenem Stadium der klinischen Entwicklung befindet. Das Unternehmen konzentriert sich auf die Entwicklung von Impfstoffen gegen Infektionskrankheiten unter Verwendung seiner Plattform für virusähnliche Proteinpartikel (VLP). Da VLP-Impfstoffe das Erscheinungsbild natürlich vorkommender Viren für das körpereigene Immunsystem nachahmen, könnten sie gegenüber Nicht-VLP-Impfstoffen Vorteile bieten, darunter eine stärkere Immunreaktion, einen breiteren Schutz und eine längere Haltbarkeit.

Das Vakzin richtet sich sowohl gegen RSV als auch das Humane Metapneumovirus (hMPV), zwei Hauptursachen für schwere Atemwegsinfektionen und Krankenhausaufenthalte bei älteren Erwachsenen.

Laut Unternehmensangaben existieren bislang keine Behandlungs- oder Präventionstherapien für hMPV und keine Kombinationsimpfstoffe für RSV.

Übernahmeaktivität dürfte hoch bleiben

Für AstraZeneca ist der Deal nicht der Erste in diesem Jahr. Anfang des Jahres legte der Pharma-Gigant für Cincor (Herz- und Nierenmedikamente) 1,8 Milliarden Dollar auf den Tisch. Anfang dieses Monats schloss AstraZeneca zudem eine Kooperationsvereinbarung mit Absci im Wert von bis zu 247 Millionen Dollar ab, um ein durch künstliche Intelligenz entwickeltes Antikörpermedikament für ein bestimmtes onkologisches Ziel zu entwickeln.

Die Übernahmeaktivität dürfte hoch bleiben. Auf der Suche nach neuen Medikamenten sind die Pharma-Riesen seit geraumer Zeit auf der Käuferseite zu finden. Wachstum durch Übernahmen ist in der Pharmawelt ein probates Mittel, mit dem nicht zuletzt auch die Anleger glücklich gemacht werden sollen.