AstraZeneca schluckt kanadische Fusion Pharmaceuticals
Am gestrigen Dienstag (19.03.2024) hat der britisch-schwedische Pharmakonzern AstraZeneca in einer Presseerklärung bekannt gegeben, dass er den kanadischen Krebsspezialisten Fusion Pharmaceuticals übernehmen möchte.
Beide Unternehmen haben eine endgültige Übernahmevereinbarung unterzeichnet. Darin hat sich AstraZeneca bereit erklärt, bis zu 2,4 Mrd. US-Dollar (USD – entspricht 2,21 Mrd. Euro) in bar an die Anteilseigner von Fusion Pharmaceuticals zu zahlen.
Übernahmen aus dem Pharmasektor sind für Investoren besonders interessant, denn hier werden häufig hohe Übernahmeaufschläge bezahlt. Doch bevor ich weitere Details aus der Übernahmevereinbarung erläutere, möchte ich Ihnen die beiden Pharmaunternehmen kurz vorstellen.
Die Unternehmen im Kurzporträt
Das im kanadischen Hamilton (etwa 70 km südwestlich von Toronto) und Boston (USA) ansässige Biopharmaunternehmen Fusion Pharmaceuticals Inc. ist ein onkologisches Unternehmen im klinischen Stadium, das sich auf die Entwicklung von Krebsmedikamenten (Radiopharmazeutika) der nächsten Generation konzentriert.
Konkret entwickelt Fusion Pharmaceuticals Radiokonjugate (RCs), die ein radioaktives Isotop direkt zu den Krebszellen bringen. Dadurch können die so gekennzeichneten Krebszellen im Rahmen einer Strahlentherapie gezielt bekämpft werden.
Besonders weit fortgeschritten ist die Entwicklung des von Fusion RCs mit der Kennnummer RCs FPI-2265. Dieses zur Bekämpfung von Prostatakrebs entwickelte RCs wird laut Fusion Pharmaceuticals voraussichtlich im kommenden Jahr in die finale Phase 3-Zulassungsphase gehen.
Fusion wurde 2014 gegründet und beschäftigt etwa 100 Mitarbeiter, die im Geschäftsjahr 2022 (neuere Zahlen liegen noch nicht vor) einen Umsatz von 1,46 Mio. USD sowie einen operativen Verlust (EBIT) von 87 Mio. USD erwirtschaftet haben.
Die 1999 aus einer Fusion zwischen der britischen Zeneca PLC und der schwedischen Astra AB entstandene AstraZeneca PLC hat ihren Hauptsitz in der englischen Universitätsstadt Cambridge (etwa 100 km nördlich von London). Die Entwicklungs- und Forschungsabteilung des Pharmaunternehmens sitzt im schwedischen Södertälje südlich von Stockholm.
Das biopharmazeutische Unternehmen konzentriert sich auf die Entwicklung und Vermarktung von Medikamenten in den Bereichen Onkologie, Seltener Krankheiten und Bio-Pharmazeutika. AstraZeneca ist in über 100 Ländern tätig.
Die etwa 90.000 Mitarbeiter des Unternehmens haben im Geschäftsjahr 2023 einen Umsatz von 45,8 Mrd. USD (etwa 42,2 Mrd. Euro) und einen operativen Gewinn (EBIT) von knapp 8,5 Mrd. USD (etwa 7,8 Mrd. Euro) erwirtschaftet.
AstraZeneca bietet hohe Übernahmeprämie
AstraZeneca bietet den Anteilseignern von Fusion laut Übernahmevereinbarung 21,00 USD pro Aktie in bar an. Das entspricht einem Übernahmeaufschlag von stolzen 97 % auf den Schlusskurs der Fusion-Aktie von 10,64 USD am 18.03.2024. Mit dem Barangebot bewertet AstraZeneca Fusion Pharmaceuticals mit etwa 2 Mrd. USD.
Zusätzlich können sich die Fusion-Aktionäre noch über eine mögliche Meilensteinzahlung in Höhe von bis zu 3 USD freuen, wenn das Unternehmen bestimmte, im Vorfeld vereinbarte Meilensteine, erreicht. Einschließlich der möglichen Meilensteinzahlungen beläuft sich der Transaktionswert auf etwa 2,4 Mrd. USD. Dies entspricht einem Aufschlag von 126%.
Durch die Übernahme von Fusion will AstraZeneca seine onkologische Pipeline deutlich ausbauen. Darüber hinaus stärkt die Übernahme auch die Präsenz und das Engagement des Unternehmens in Kanada.
So reagierten die Börsen
Wie bei einer derartig hohen Übernahmeprämie nicht anders zu erwarten, sprang der Kurs der Fusion Pharmaceuticals-Aktie am gestrigen Dienstag in die Höhe. Konkret legte er an der US-Technologiebörse Nasdaq stolze 99% zu und ging 21,18 USD aus dem Handel.
Damit stieg der Kurs leicht über die von AstraZeneca gebotenen 21,00 USD, lag aber noch deutlich unterhalb der möglichen 24,00 USD. Offensichtlich gehen die Investoren von einer problemlosen Abwicklung der Übernahme aus.
Der Kurs der AstraZeneca-Aktie hingegen verlor leicht. An der Londoner Börse fiel er um 0,6% und lag bei Börsenschluss bei 10.228 britischen Pence (GBP).
So soll es weitergehen
Die Transaktion wird laut Unternehmensangaben voraussichtlich im 2. Quartal 2024 abgeschlossen. Zuvor müssen noch die üblichen Abschlussbedingungen, einschließlich der Zustimmung der Fusion-Aktionäre und der behördlichen Freigaben, erfolgen.
Nach Abschluss der Transaktion wird Fusion eine hundertprozentige Tochtergesellschaft von AstraZeneca werden, wobei die Aktivitäten in Kanada und den USA fortgesetzt werden.