Etsy lässt den Rotstift kreiseln
In der Corona-Krise gehörte die Online-Plattform Etsy zu den eindeutigen Gewinnern: Während viele traditionelle Geschäftsmodelle mit enormen Gegenwind zu kämpfen hatten, erlebten digitale Geschäftsmodelle einen regelrechten Absatzboom. So auch die Internetplattform Etsy. Hier treffen sich Verkäufer und Käufer von handgemachten Produkten. Dass sich der Konzern erfolgreich gegen die „Amazon-Handmade“-Plattform durchsetzen kann, machte die Pandemie deutlich. In 2020 konnte der Umsatz mehr als verdoppelt werden.
Doch seither lassen die Wachstumsraten deutlich nach, was auch im Aktienkurs Spuren hinterlässt. Notierten die Papiere im November 2021 noch bei knapp 300 Dollar, so können sich Anleger momentan eine Aktie für rund 87 Dollar ins Portfolio legen.
Führende Internetplattform für Handgemachtes
Etsy ist eine 2005 gegründete E-Commerce-Website für den Kauf und Verkauf von handgemachten Produkten, Vintage und Künstler-Bedarf. Der Hauptsitz befindet sich in dem New Yorker Stadtbezirk Brooklyn. Das Angebot an handgemachten Produkten umfasst u. a.: Kunst, Fotografie, Mode, Schmuck, Kosmetik-Produkte und Spielzeug. Um als „Vintage“ zu gelten, müssen angebotene Artikel mind. 20 Jahre alt sein.
Hinzu kommen verschiedene Verkäufer-Services an, darunter Etsy Payments, die Werbeplattform Etsy Ads und Etsy Shipping Labels.
Umsatz steigt um 7%
Die gerade vorgelegten Ergebnisse konnten die Erwartungen der Analysten leicht übertreffen: Insgesamt wechselten im dritten Quartal Waren von 3 Milliarden Dollar den Besitzer (+1,2% vs. Q3 2022). Bei Etsy selbst erhöhte sich der Umsatz um 7% auf 636 Millionen Dollar. Damit wurden die Prognosen der Analysten um 5,9 Millionen Dollar (Quelle: Seeking Alpha) übertroffen. Der Umsatzanstieg ist vor allem auf die Erhöhung der Transaktionsgebühr bzw. der Gebühr, die ein Unternehmen für jeden Zahlungsvorgang eines Kunden zahlen muss, von 5% auf 6,5% zurückzuführen.
Etsy mit Wachstum bei den Käuferzahlen
Nun zu den Nutzerzahlen: Die Zahl der aktiven Käufer (mit Käufen innerhalb der letzten 12 Monate) erhöhte sich im Jahresvergleich um 4% auf 91,6 Millionen. Die Zahl der reaktivierten Käufer (Anm.: Käufer, die länger nicht aktiv waren) verbesserte sich unterdessen um 19% auf 6 Millionen.
Etsy kann Gewinnmargen steigern
Auch bei der Gewinnentwicklung macht die Onlineplattform Fortschritte: Unter dem Strich erzielte Etsy einen bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 182 Millionen Dollar. Für Sie zum Vergleich: Im Vorjahresquartal waren es lediglich 162 Millionen Dollar. Entsprechend wurde die EBITDA-Marge von 28,2% auf 28,6% verbessert.
Konzernführung lässt den Rotstift kreiseln
Für den weiteren Jahresverlauf ist die Konzernführung zurückhaltend. Das über die Plattform gehandelte Volumen soll im niedrigen einstelligen Bereich im Jahresvergleich zurückgehen. Für die bereinigte EBITDA-Marge werden 26 bis 27% angepeilt.
Gleichzeitig setzt der Tech-Konzern auf ein rigoroses Sparprogramm, um die Effizienz nachhaltig zu steigern. Im Rahmen des Umstrukturierungsplans trennt sich Etsy von rund 11% beziehungsweise in Summe 225 Mitarbeiter seiner Mitarbeiter. Hierfür dürften aber erst einmal Kosten in Höhe von etwa 25 bis 30 Millionen Dollar anfallen.
Analysten sind zurückhaltend
Schaut man auf die aktuellen Berichte der Analysten, so ist das Bild sehr durchwachsen. Von 33 Analysten, die sich mit der Aktie beschäftigen, raten nur 15 zum Kauf der Papiere. Weitere 13 Banker sehen in dem Papier eine Halteposition, während 3 Experten sogar eine Verkaufsempfehlung aussprechen (Quelle: marketwatch.com).
Basierend auf den Gewinnschätzungen von 4,80 Dollar je Aktie (Quelle: Seeking Alpha) handelt die Aktie derzeit mit dem 18-Fachen der für 2024 erwarteten Gewinne. Die Spanne der Kursziele reicht derweil von 45 bis 125 Dollar und weicht deutlich vom aktuellen Aktienkurs von rund 86 Dollar.