ETFs: Nicht jeder Index taugt für ein Investment
Gestern habe ich Ihnen hier im „Schlussgong“ beschrieben, warum Indexfonds (ETFs) so beliebt sind und wie sie funktionieren. Der Siegeszug der ETFs hat jedoch auch Schattenseiten: Die Zahl der ETFs steigt rasant, weil die Anbieter damit gutes Geld verdienen können. Aber nicht jeder Indexfonds ist ein sinnvolles Investment.
Groß und bunt ist das Universum der ETFs (Exchange Traded Funds). Und bei der Auswahl müssen Sie immer zunächst die wichtigste Entscheidung treffen: In welchen Index möchten Sie überhaupt investieren? Denn Sie wissen ja: In der Regel bilden ETFs einen Index ab. Und davon gibt es unzählige.
Aktien- oder Renten-Index?
Die meisten Menschen denken bei ETFs zunächst an Aktien-Indizes wie den DAX, den Euro Stoxx 50 oder den Dow Jones. Aber es gibt durchaus auch Renten-ETFs, also ETFs, die Rentenpapiere, sprich Anleihen, enthalten. Am bekanntesten in dieser Riege dürften etwa die iBoxx-Indizes sein, die sich auf Europa konzentrieren. Es gibt etwa iBoxx-Indizes für festverzinsliche Staatsanleihen oder für Unternehmensanleihen aus Europa bzw. der Euro-Zone.
Von Renten-ETFs rate ich Ihnen allerdings ab. Das Problem ist: Die Anleihen, die in solchen Indizes enthalten sind, müssen eine gewisse, einheitliche Restlaufzeit haben, die das „Strickmuster“ des Index vorgibt. Damit aber ist der Hauptvorteil der Investment-Klasse „Anleihen“ verloren: Nur, wer sie bis zum Schluss hält, erleidet keine Kursverluste, vorausgesetzt, der Emittent bleibt zahlungsfähig. Bei Renten-ETFs besteht diese Sicherheit somit nicht.
Aktien-Indizes: Auch da sind nicht alle ETFs gleich brauchbar
Bei Aktien-Indizes bieten sich zunächst diejenigen an, die bestimmte Länder oder ganze Regionen abdecken. Der MSCI World, der hierzulande zu den beliebtesten ETF-Investments gehört, ist sehr breit aufgestellt. Sie sollten aber bedenken: Nicht enthalten sind in diesem Index sämtliche Schwellenländer, auch nicht die großen wie China oder Brasilien. Außerdem ist dieser Index ausgesprochen US-lastig und damit keineswegs regional so weit diversifiziert, wie Sie sich das als Anleger vielleicht wünschen würden.
Was sind die Lehren daraus? Schauen Sie sich den Index genau an, der einem ETF zugrunde liegt. Beispiel Dow Jones: Bei diesem Dinosaurier unter den Indizes erfolgt die Gewichtung nach Kursen und nicht nach dem Börsenwert frei handelbarer Aktien. Auch gibt es in der Frage, welche US-Unternehmen es in diesen Index schaffen, keine klaren Kriterien. Das entscheidet beim Wall Street Journal die Kommission, die für den Index zuständig ist.
Weitaus transparenter ist da der Standard & Poor’s 500, kurz S&P 500. Hier geht es streng nach Gewicht, sprich nach dem Börsenwert (der Marktkapitalisierung) der frei handelbaren Aktien. Und insgesamt 500 Unternehmen sind in diesem US-Index enthalten. Klare Regeln – und eine breite Streuung, die diesen Index empfehlenswert macht.
Auch der DAX ist ein für Anleger guter Index. Er enthält 40 Mitglieder, aber keines kann ein Gewicht von mehr als 10% erreichen (im März 2024 steigt die Obergrenze auf 15%). Auch das ist sinnvoll. Denn es verhindert ein zu starkes Klumpenrisiko. Wenn Sie mit Ihrem ETF-Kauf in insgesamt 40 Unternehmen investieren, möchten Sie wahrscheinlich nicht, dass ein einziges davon mit 20 oder 30% gewichtet wird.
Mein Rat an Sie: Befassen Sie sich näher mit Indizes
Bevor Sie einen ETF kaufen, befassen Sie sich näher mit dem zugrunde liegenden Index. Vermeiden sollten Sie vor allem Klumpenrisiken. Haben einzelne Aktien oder Branchen oder Regionen ein zu hohes Gewicht, ist Vorsicht angebracht. Ansonsten aber gilt: Mit ETFs können Sie spielend einfach und vor allem kostengünstig ganze Märkte abdecken.
Für ein gut diversifiziertes Portfolio sind ETFs extrem günstig. Und dabei ist es weniger entscheidend, welchen ETF-Anbieter Sie wählen. Ob das beispielsweise iShares, Wisdom Tree, Lyxor, Amundi, SPDR, Vanguard oder xTrackers ist – das ist nebensächlich. Sie können ganz einfach den günstigsten Anbieter auswählen.