Equifax Aktie – Wette auf sinkende Zinsen
Equifax ist gleichsam die Schufa Nordamerikas. Zumindest ähnelt das Geschäftsmodell dem des deutschen Pendants. Investoren haben die Aktie (WKN: 854618) nunmehr wieder auf dem Zettel. Das Kalkül: sinkende Zinsen (= Leitzinssenkungen in den USA) verstärken die Nachfrage nach Konsumentenkrediten. Entsprechend wächst der Bedarf an Bonitätsprüfungen durch Equifax.
Gestern & heute – was macht Equifax?
Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben die größte Wirtschaftsauskunftei der USA. Gegründet bereits im Jahr 1899 als „Retail Credit Company“ erfolgte im Jahr 1975 die Umbenennung des Unternehmens in Equifax.
In den USA, in dem Menschen wie kaum in einem anderen Land am liebsten auf Pump konsumieren, dürfte die Dienstleistung des Unternehmens der Lizenz zum Gelddrucken recht nahekommen. Klar, auch im God’s own Consumer-Country gibt es die eine oder andere P2P-Plattform, über die sich Privatleute von anderen Privatleuten Geld pumpen. Doch die Mehrheit der Kreditvergaben erfolgt nach wie vor über Banken und vergleichbare Finanzadressen.
Nicht anders also als in Deutschland, wo es jene „Peer-to-Peer-Plattformen“ zwar auch gibt, die aber oft unter dem Radar der Konsumenten fliegen. Nur hin und wieder lässt sich ein Häuslebauer seine Solaranlage auf dem Dach von einer privaten Crowd finanzieren.
Was Equifax mit den Zinsen zu tun hat
Equifax bietet Dienstleistungen, die bei der Kreditvergabe unerlässlich ist – nämlich Bonitätsprüfungen. Auf Grundlage von – gefühlt – unzähligen Finanz- und sonstigen Daten berechnet Equifax die Kreditwürdigkeit praktisch jedes Verbrauchers in Nordamerika. Oder, aus einer anderen Perspektive: die statistische Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem bzw. keinem Kreditausfall kommt.
Die Dienstleistungen des Unternehmens sind logischerweise umso mehr gefragt sind, je stärker die Menschen durch niedrige Zinsen zum Konsum ohne eigenes Geld motiviert werden. Und umgekehrt, denn höhere und hohe Zinsen sind gleichsam Gift für ein Unternehmen wie Equifax.
Fast mustergültige Entwicklung des Aktienkurses
Wie sensibel die Aktie eines Finanzdienstleisters von aufkommenden Hoffnungen und enttäuschten Erwartungen (hier in punkto Zinssenkungen) reagiert, zeigt fast mustergültig der Kursverlauf der Anteilsscheine von Equifax im Herbst vergangenen Jahres. Ende Oktober 2023 markierte die Aktie ein zyklisches Tief bei knapp 160 US-Dollar. Als dann die ersten Spekulationen aufkamen, die US-Notenbank werde bereits im Frühjahr ihre Zinsen senken, gab es für die Papiere kein Halten mehr.
Der Aktienkurs wurde auf mehr als 275 US-Dollar Ende Februar 2024 hochgetrieben. Um danach wieder abzustürzen, als sich die Spekulation auf eine frühe Leitzinssenkung pulverisierten.
Momentan notieren die Anteilsscheine von Equifax bei rund 226 Dollar – somit deutlich entfernt vom historischen Hoch Ende des Jahres 2021 bei nahezu 300 Dollar und vom zyklischen Hoch Anfang März 2024 bei 270 Dollar.
Quartalszahlen ohne Überraschungen
Vor wenigen Tagen hat Equifax die Zahlen für das erste Quartal des laufenden Geschäftsjahres vorgelegt. Überraschungen – ob gute oder schlechte – gab‘s nicht. So stiegen die Umsatzerlöse um 6,71 Prozent auf 1,39 Milliarden US-Dollar von 1,30 Milliarden Dollar während des Vergleichszeitraums. Die Zahlen waren somit „Inline“ mit den durchschnittlichen Analystenschätzungen, die bei 1,40 Milliarden Dollar lagen.
Der Gewinn je Aktie stieg in etwa proportional auf 1,50 Dollar nach 1,43 Dollar in den ersten drei Monaten des Geschäftsjahres 2023. Jedoch war dieser Wert spürbar besser als die Analysten-Schätzungen, die im Schnitt bei 1,44 Dollar Gewinn je Aktie lagen.
Equifax Aktie jetzt kaufen?
Zumindest auf den ersten Blick scheinen die Papiere nicht gerade preiswert. Nach einem tatsächlichen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von rund 56 in 2023 schätzen Analysten nun für das laufende Jahr ein KGV von knapp 40 und für das Geschäftsjahr 2025 von nahezu 29. Auch wenn hier spürbare Gewinnzuwächse erwartet werden – die Bewertung ist für ein Unternehmen aus der Finanzbranche durchaus anspruchsvoll. Hier gilt aber zu berücksichtigen, dass Equifax eher kein Finanzdienstleister im herkömmlichen Sinne ist. Nach meiner Meinung hat die Aktie ein durchaus interessantes Niveau erreicht, das zum behutsamen Einstieg motivieren könnte. Somit können risikobewusste Anleger jetzt erste Positionen aufbauen. Allerdings hängt der Erfolg eines Investments maßgeblich von der Zinspolitik der US-Notenbank ab. Also ob überhaupt und – falls ja – wann und wie oft die Leitzinsen gesenkt werden.