Energiewende-Metalle: Ist dieses Startup der Gamechanger?
Das Identifizieren neuer Lagerstätten ist eine der wohl größten Herausforderungen im 21. Jahrhundert. Das hat zwei wichtige Gründe, die Sie als Anleger definitiv kennen sollten.
Erstens: Der Bedarf an kritischen Rohstoffen nimmt im Zuge der Energiewende drastisch zu. Ohne diese grundlegenden Stoffe sind ökologische Technologien wie Windkrafträder, Solaranlagen, Wärmepumpen oder Elektroautos nicht vorstellbar. Zweitens: Weltweit sind viele Erzvorkommen gerade in der Nähe der Oberfläche bereits entdeckt oder gar ausgebeutet. Die Branche muss also im wahrsten Sinne des Wortes immer tiefer graben, um an die wichtigen Ressourcen zu gelangen.
KoBold Metals: Milliardäre und Großkonzerne an Bord
Ein Startup aus den USA will nun beide Fliegen mit einer Klappe schlagen. Vielleicht haben Sie in den Medien bereits von dem Unternehmen KoBold Metals gehört. Die kalifornische Firma wurde 2018 gegründet und gilt als eines der begehrtesten Startups der Welt. Über mehrere Finanzierungsrunden ist die Bewertung von KoBold inzwischen über die 1 Milliarde-Dollar-Schwelle angestiegen.
Es sind aber vor allem die Namen der Unterstützer, die dem Jungunternehmen enorm viel Aufmerksamkeit verschaffen. Zu den prominentesten Geldgebern von KoBold gehören Amazon-Gründer Jeff Bezos, Microsoft-Gründer Bill Gates, Virgin-Gründer Richard Branson und Alibaba-Gründer Jack Ma.
Hinzu kommen große Konzerne, die sich ebenfalls als Helfer des Startups engagieren. Darunter: die Rohstoffriesen Rio Tinto und BHP, der Öl- und Gasgigant Equinor und das mächtige Konglomerat Mitsubishi. Und nicht zuletzt wird das Startup von Wissenschaftlern unterstützt – etwa von Forschern der NASA oder von Apple. Keine andere Firma auf diesem Planeten vereint im Explorationsbereich ein so großes F&E-Budget (Forschung und Entwicklung) mit einer so enormen wissenschaftlichen Expertise.
KoBold will Lithium stärker berücksichtigen
Vor wenigen Tagen hat KoBold nun seine Strategie geschärft und damit abermals für Furore gesorgt. Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters betonte Firmenchef Kurt House eine Ausweitung der Aktivitäten im Bereich Lithium. Bis dato habe KoBold Erfolge mit der Suche nach Nickel und Kupfer in Quebec und Sambia erzielt. Nun solle auch Lithium stärker in den Fokus gestellt werden.
Konkret will CEO House vor allem in Afrika nach Lithium suchen – etwa in Namibia oder der Demokratischen Republik Kongo. Die Exploration solle jedoch im Prinzip auf sämtliche Kontinente ausgeweitet werden. Doch allein mit der Rohstoffsuche gibt sich der Manager offenbar nicht zufrieden. KoBold werde die entsprechenden Minen selbst erschließen und in den kommenden 10 bis 15 Jahren zum größten Lieferanten kritischer Metalle aufsteigen. Das mag auf den ersten Blick überambitioniert klingen. Doch ruft man sich die Marktlage, die Finanzierung des Unternehmens und nicht zuletzt dessen Technologie ins Gedächtnis, könnte dieses Ziel zumindest im Rahmen des Möglichen sein.
Energiewende: Die Welt braucht neue Rohstoffquellen
Tatsächlich gibt es rund um die Energiewendemetalle eine gravierende Lücke, die KoBold schließen will. Viele große Bergbauakteure konzentrieren sich aktuell auch angesichts der makroökonomischen Hindernisse eher auf die Verschlankung ihrer Prozesse statt auf Investitionen in neue Minen. Zwar gibt es rund um den Globus viele Junior-Miner, die neue Projekte forcieren. Doch deren Finanzierung ist oftmals auf Kante genäht.
Gleichzeitig ist die perspektivische Nachfrage nach den Energiewenderohstoffen extrem hoch. Die Welt braucht also dringend neue Rohstoffquellen – und vor allem neue Methoden zur Identifizierung und Erschließung von Lagerstätten. KoBold sieht sich hier als Retter in der Not.
Wie KoBold nach Rohstoffen sucht
Das Unternehmen greift bei seiner Exploration auf die Künstliche Intelligenz zurück. Zunächst: KoBold sammelt sämtliche verfügbaren Daten zur chemischen und physikalischen Beschaffenheit der Erdkruste. Aus diesen höchst fragmentierten und inkonsistenten Informationen erstellt die Firma dann einen strukturierten Datensatz – mithilfe von Machine Learning und KI. Das sich immer weiter verbessernde System kann nach Angaben des Startups die Unsicherheitsfaktoren im Zuge jedes Explorationsschritts minimieren.
Das heißt: Dank der Verarbeitung großer Datenmengen durch die Künstliche Intelligenz sollen sich sicherere Angaben zu möglichen Lagerstätten machen lassen, die sich teils tief unter der Erde befinden. Das sorgt auf der einen Seite für eine Verringerung der Investitionsrisiken der Bergbaubranche und zum anderen trägt das System im Erfolgsfall dazu bei, kommenden Rohstoffengpässen entgegenzuwirken.
In der von KoBold veröffentlichten Grafik sehen Sie die in den letzten Jahrzehnten gefundenen Mineralressourcen am Beispiel von Nickel, Lithium und Kupfer:
Quelle: KoBold Metals (https://www.koboldmetals.com/partnership/)
Deutlich erkennbar ist, dass sich die Funde im 20. und bisherigen 21. Jahrhundert vor allem auf die oberen Schichten der Erdkruste bezogen haben (durchgezogene Kreise). Mit Unterstützung der KI will KoBold nun auch die tieferliegenden Bereiche erkunden und später ausbeuten (gestrichelte Kreise).
Mein Fazit für Sie
KoBold Metals hat meiner Meinung nach das Potenzial, bei den anstehenden Herausforderungen rund um die Energiewende maßgeblich zu helfen. Die Unterstützung, die das junge Unternehmen erfährt, ist jedenfalls beachtlich und im Explorationssektor beispiellos.
Wollen Sie als Anleger auf diese Story setzen, müssen Sie jedoch Umwege gehen. Denn: KoBold ist aktuell nicht an der Börse notiert. Ob es alsbald zu einem IPO kommen wird, bleibt angesichts der ohnehin starken Finanzierung abzuwarten. Zum Beispiel über die BHP-Aktie können Sie sich aber indirekt an dem aufstrebenden Unternehmen beteiligen. Der australische Rohstoffgigant unterstützt KoBold Metals finanziell und operativ. Im Gegenzug erhält BHP die Perspektive, dank der KI-Lösungen der Kalifornier an neuen Bergbauprojekten beteiligt zu werden.