Energiekosten: Auch dieser deutsche Konzern muss nun warnen!
Eigentlich wollte der Baustoffkonzern HeidelbergCement diese Tage nutzen, um sich ein neues Image zu verleihen. So hatte man kürzlich den Markenauftritt in „Heidelberg Materials“ geändert.
Der Konzern dahinter und die Aktie werden übrigens weiterhin unter „HeidelbergCement“ firmieren. Der neue Markenname jedenfalls soll die Zukunftsfähigkeit des Dax-Unternehmens in Sachen Klimaschutz unterstreichen. Ein gutes langfristiges Signal also.
Wegen hoher Energiekosten: Heidelberg Materials warnt vor Produktionsausfällen
Doch die kurz- bis mittelfristige Perspektive sieht weit düsterer aus. Sie werden es schon ahnen: Es geht natürlich um die exorbitanten Kosten, die derzeit schwer auf der deutschen Industrie lasten. Am Mittwoch musste HeidelbergCement bzw. Heidelberg Materials seinen Anlegern deshalb eine Hiobsbotschaft überreichen.
Demnach warnte der Baustoffspezialist vor temporären Werksschließungen in Deutschland. Die HeidelbergCement-Aktie krachte daraufhin am Mittwoch um 3 Prozent ein (Stand: 28.09.2022, 12:00 Uhr). Dass das Papier nicht noch stärker in sich zusammenbrach, ist dadurch bedingt, dass man in den letzten Monaten ohnehin schon größere Kursverluste einstecken musste. Der Markt hatte also solche Hiobsbotschaften zumindest zum Teil bereits eingepreist.
Heidelberg Materials begründet die Warnung indes mit den hohen Strompreisen. Sollten die diese nicht wieder dauerhaft sinken, seien Produktionspausen in Deutschland wohl nicht mehr abwendbar.
Mehrkosten von (mindestens) 1 Milliarde Euro in 2022
Dabei geben sich die Heidelberger alle Mühe, die Störfaktoren so gut es geht abzumildern. So lässt Heidelberg Materials seine Mühlen bevorzugt am Wochenende laufen, da dann die Stromkosten niedriger sind. Zudem nutzt man in den Zementöfen immer häufiger alternative Brennstoffe wie Altreifen oder Kunststoffabfälle. Dadurch will man die Abhängigkeit von Gas reduzieren.
Trotzdem: Finanzvorstand Rene Aldach musste einräumen, dass man allein im laufenden Jahr auf Mehrkosten für Energie in Höhe von 1 Milliarde Euro kommen werde. Der Manager machte zudem klar, dass die Kosten noch weiter steigen könnten, wenn die Politik nicht aktiv werde. So fordern Aldach und auch Konzernchef Dominik von Achten die Bundesregierung auf, Strom- und Gaspreise zu deckeln, um energieintensive Branchen zu entlasten.
Preisdeckel für Strom und Gas immer wahrscheinlicher
Tatsächlich rücken solche Maßnahmen in Berlin derzeit immer mehr in den Bereich des Möglichen. Bundeskanzler Olaf Scholz hatte am letzten Wochenende betont, dass es jetzt darum gehe, die Preise für Strom und Gas zu reduzieren. Der Politiker versprach hierzu „schnelle Ergebnisse“.
Für Heidelberg Materials ist das zumindest ein Hoffnungsschimmer. Auch wenn bis dato noch nicht bekannt ist, wie genau ein solcher Preisdeckel aussehen und wie genau der Baustoffkonzern davon profitieren könnte (Stand: 28.09.2022, 12:00 Uhr).
Mein Fazit für Sie
Die Warnung rund um mögliche Produktionspausen ist nicht nur an die Anleger gerichtet. Die Heidelberger zielen damit vor allem auf die Politik ab. Der Tenor: Wenn ihr uns jetzt nicht helft, dann müssen wir zu Maßnahmen greifen, die die Wertschöpfung und Arbeitsplätze in Deutschland erheblich gefährden. Schließlich ist Heidelberg Materials als Baustoffgigant für den hiesigen Wirtschaftsstandort unabdingbar. Gut möglich also, dass die Botschaft in Berlin verfängt.
Was man dem Konzern lassen muss, ist dessen langfristige Perspektive. Schauen Sie: Gerade in diesen Zeiten sollten Sie als Aktien-Anleger langfristig denken. Denn früher oder später werden sich die erheblichen makroökonomischen Störfaktoren auflösen und die Aktienkurse wieder steigen. Diesen Zyklus gab in der Geschichte schon etliche Male. Wann genau die Wende eintreten wird, kann mit Blick auf die Weltlage natürlich niemand seriös vorhersagen.
Heidelberg Materials jedenfalls hat das Zeug, sich auf lange Sicht zu behaupten. Im Rahmen des Rebrandings will man beispielsweise die CO2-Abscheidung stärker forcieren. Das heißt: Der Konzern will an seinen Produktionsstandorten das Treibhausgas einsammeln, bevor es in die Atmosphäre gelangt.
Anschließend soll das Kohlendioxid etwa über Pipelines zum Beispiel nach Norwegen transportiert und dort in der Ostsee in alten Öl- und Gaslagerstätten gespeichert werden. Damit will der Baustoffspezialist in Zeiten des Klimaschutzes relevant bleiben. Und das dürfte allemal gelingen, auch weil man hierfür staatliche Förderungen erhält.
Die Aktie bleibt meiner Meinung nach für risikoaffine Anleger interessant, die jetzt die niedrigen Kurse nutzen wollen, um sich langfristig zu positionieren.