Encavis: Übernahme vor Abschluss
Während der deutsche Aktien-Leitindex DAX die Rekordmarke von 20.000 Punkten geknackt hat, notieren viele Nebenwerte noch weit unter den alten Höchstständen. Immer häufiger nutzen Finanzinvestoren diese Schnäppchenkurse, um sich deutsche Top-Unternehmen aus der zweiten Börsenreihe günstig zu sichern. Ein Musterfall wird jetzt abgeschlossen.
Die Übernahme des deutschen Windenergie-Spezialisten Encavis steht kurz vor dem Abschluss. Das Bieterkonsortium rund um den US-amerikanischen Finanzinvestor KKR hat sich im Rahmen des freiwilligen öffentlichen Übernahme-Angebots gut 87% der Encavis-Anteile gesichert.
Encavis-Aktionäre erhalten nun die gebotenen 17,50 Euro je Aktie. Das Geld soll den Aktionären in diesen Tagen zufließen. Diese erhalten somit ein schönes vorgezogenes Weihnachtsgeschenk. Darunter befinden sich auch die Leserinnen und Leser meiner Börsendienste „Der Depot-Optimierer“ und „Morriens Depot-Brief“.
Bevor ich gleich mit Ihnen auf die Chronologie der Übernahme blicke, möchte ich mich kurz dem Geschäftsmodell von Encavis widmen.
Das Geschäftsmodell von Encavis
Die Encavis AG (ehemals Capital Stage AG) ist als Stromanbieter vornehmlich im Bereich Erneuerbare Energien tätig. Das Unternehmen erwirbt und betreibt Solarkraftwerke und (Onshore-)Windparks (an Land) in Deutschland sowie in weiteren europäischen Ländern.
Innerhalb der Encavis-Gruppe ist die Encavis Asset Management AG auf den Bereich Institutioneller Anleger spezialisiert. Mit der Encavis Technical Services GmbH verfügt das Unternehmen zudem über eine Service-Einheit für die technische Betriebsführung von Solarparks.
Die Chronologie der Übernahme
Am 6. März dieses Jahres kamen Gerüchte rund um eine mögliche Encavis-Übernahme durch KKR auf. Zunächst gab es einen Bericht des US-Nachrichtendienstes Bloomberg, in dem es hieß, KKR habe Interesse an einer Übernahme von Encavis. Am selben Abend hat das Unternehmen dann bestätigt, dass es Gespräche mit dem Finanzinvestor gibt.
Am 14. März wurde schließlich ein Übernahme-Angebot angekündigt. Das Bieterkonsortium rund um KKR bot 17,50 Euro je Encavis-Aktie. Das entsprach einer Prämie von ca. 33% auf den volumengewichteten Durchschnittskurs der drei Monate vor Ankündigung des Angebots. Die Mindestannahmeschwelle lag bei rund 54,3%.
Am 2. Mai haben Vorstand und Aufsichtsrat von Encavis eine gemeinsame Stellungnahme veröffentlicht, in der sie die Annahme des öffentlichen Übernahme-Angebots durch KKR empfohlen haben.
Rund einen Monat später (am 4. Juni) wurde gemeldet, dass das Angebot erfolgreich war und die Mindestannahmeschwelle von rund 54,3% überschritten wurde. Die Annahmequote des Angebots lag zu diesem Zeitpunkt bei knapp 69%. Am 25. November wurde schließlich bekanntgegeben, dass alle regulatorischen Freigaben für das freiwillige öffentliche Übernahme-Angebot vorliegen.
Der Börsenrückzug von Encavis soll so schnell wie rechtlich und praktisch möglich durchgeführt werden, teilt das Unternehmen weiter mit. Sollten Sie noch Encavis-Aktien besitzen, rate ich Ihnen, diese über die Börse zu verkaufen, bevor das Delisting erfolgt.