Easyjet – Billigflieger als Gewinner der Corona-Erholung?
Seitdem europaweit die Reisebeschränkungen fallen, geht das Geschäft der britischen Billigfluggesellschaft steil nach oben. Easyjet sieht sich Gewinner der Entspannung. Was macht die Aktie daraus?
Die täglichen Buchungen für den Sommer liegen nach den Angaben von EasyJet-Boss Johan Lundgren seit sechs Wochen sogar leicht über dem letzten Vor-Corona-Jahr 2019. Aber in der ersten Hälfte des Geschäftsjahr 2022 (das am 30. September endet) schrieb die Fluggesellschaft noch tiefrote Zahlen. Denn die Kosten klettern enorm, vor allem aufgrund der extrem teuren Preise für Flugbenzin.
126 % mehr als vor einem Jahr mussten die Airlines nach Angaben der IATA, der Internationalen Vereinigung der Fluggesellschaften, Ende März in Europa im Durchschnitt für Flugbenzin bezahlen. Die Spritpreise sind damit zum größten Kostenfaktor der Carrier geworden. EasyJet leidet zwar ebenfalls unter den hohen Kosten für Flugbenzin – aber das Unternehmen hat recht gut vorgesorgt.
Für fast zwei Drittel des Treibstoffs sind die Preise gehedged
Laut Lundgren sind für das zweite Halbjahr des Geschäftsjahrs immerhin 64 % der geplanten Flugbenzinmenge gehedged – und zwar zu einem Durchschnittspreis, der nur gut halb so hoch ist wie der Marktpreis vom 11. April. Das Hedging sei auch ein Grund dafür, dass die Ergebniserwartungen im ersten Halbjahr übertroffen werden konnten. Nach den vorläufigen Zahlen betrugen die Umsätze 1,5 Milliarden Pfund, die Kosten aber 2,05 Milliarden.
EasyJet konnte zwar die Preise für seine Flüge im Durchschnitt anheben, aber aufgrund des hohen Wettbewerbsdrucks nicht so stark wie die Kosten. Für das erste Halbjahr 2022 geht Lundgren deswegen von einem Verlust vor Steuern zwischen 535 und 565 Millionen Pfund aus. Aber er ist optimistisch, dass EasyJet „ als einer der Gewinner der Corona-Erholung“ hervorgehen wird. Dafür sprechen seiner Ansicht nach die ausgebaute Flugzeugflotte, die Rekordzahl an Ferienzielen und die gesunde Bilanz mit einer reduzierten Nettoverschuldung.
Zuletzt 1500 Flüge täglich
Insgesamt fliegt EasyJet 981 Routen in 35 Länder, wobei zuletzt vor allem Ferienflüge auf die griechischen Inseln mit fünf zusätzlichen Flugzeugen stark ausgebaut wurden. In den letzten 7 Tagen verzeichnete das Unternehmen 1500 Flüge täglich – ein Zeichen dafür, dass das Ostergeschäft exzellent angelaufen ist. Einen Ausblick auf das Gesamtjahr gab Lundgren nicht, das wird bei der Vorlage der endgültigen Zahlen fürs erste Halbjahr am 19. Mai erwartet.
Die Aktie von EasyJet hat, wie die anderen Airlines, unter der Corona-Pandemie stark gelitten. Vom Kurs von über 18 Euro unmittelbar vor dem Corona-Ausbruch ist die Notierung meilenweit entfernt. Im Vormittagshandel stieg sie aber in einem schwachen Marktumfeld leicht auf 6,50 Euro . Analysten bleiben mit Blick auf die hohen Treibstoffkosten überwiegend vorsichtig-optimistisch, erwarten aber eine Normalisierung des Geschäfts erst im Geschäftsjahr 2023.