Doppelschlag bei den Zinsen – Crash bei Aktien?
In den vergangenen beiden Börsentagen gab es einen regelrechten Doppelschlag der beiden wichtigsten Zentralbanken der Welt: Fed (USA) und EZB (Eurozone). Beide verlangsamten das Tempo ihrer Zinserhöhungen von jeweils 75 auf 50 Basispunkte, kündigten aber zugleich fortlaufende weitere Zinsschritte an.
Doppelschlag bei den Zinsen – Crash bei Aktien?
Das war nicht unbedingt das, was der Markt hören wollte. Im Vorfeld wurden bekanntlich überraschend gute Inflationsdaten gemeldet. So dass die Erwartung aufkam, dass die Zentralbanken allmählich ein Auslaufen ihrer Zinsschritte ins Auge fassen könnten. Daraus wurde erst einmal nichts.
Wo stehen wir aktuell? Die US-Notenbank Federal Reserve ist nach vier Leitzinserhöhungen um jeweils 75 Basispunkte (0,75 Prozentpunkte) und dem jüngsten Schritt von 50 Basispunkten nun bei einem Leitzins von 4,25 % bis 4,50 % angekommen.
Viele Beobachter rechnen ab ca. 5 % mit ernsten Problemen für die Wirtschaft. Der Aktienmarkt sieht das derzeit noch einigermaßen entspannt. Der Leitindex S&P 500 notiert immerhin rund 8 % über seinen Herbsttiefs, allerdings immer noch deutlich unter seinem Stand vom Jahresbeginn 2022.
Bei der etwas schlafmützigen Europäischen Zentralbank liegt der Leitzins (Hauptrefinanzierungszins) nach zwei Anhebungen um jeweils 0,75 Prozentpunkte (75 Basispunkte) und dem jüngsten Schritt um 0,50 Basispunkte nunmehr bei 2,50 %.
Wir haben also ein bedeutend niedrigeres Zinsniveau in der Eurozone, aber gleichzeitig eine deutlich höhere Inflation (nämlich um die 10 % vs. 7 % in den USA). Das liegt daran, dass die EZB mehr Geld gedruckt hat und sich dann weigerte, die Zinsen rechtzeitig anzuheben. Mit anderen Worten: inkompetentere Geldpolitik hat zum gegenwärtigen Desaster geführt. Dabei gab es genügend Warnungen von Experten.
Diese Gefahr droht Ihren Aktien jetzt von den Zentralbanken
Ich fürchte nun, die Zentralbanken werden neue schwere Fehler machen. Zuerst nahmen sie die Inflation nicht ernst, die sie erst selbst mit ihrer hemmungslosen Gelddruckerei im Zuge der „Corona-Rettungsmaßnahmen“ erzeugt hatten. Jetzt werden sie vielleicht die Zinserhöhungen so weit treiben, bis wir die nächste schwere Rezession bekommen.
Aber so weit ist es zum Glück noch nicht. Im Moment sehen wir das erstaunliche Phänomen, dass sich die Wirtschaftsdaten sowohl in den USA als auch in der Eurozone von einem sehr niedrigen Niveau aus deutlich erholen.
Normalerweise beginnt so ein neuer Aufschwung. Diesmal könnten die Zentralbanken allerdings das „Kunststück“ vollbringen, einen neuen Aufschwung mit einer zu straffen Geldpolitik ungewollt abzuwürgen.
Ich werde deshalb ganz genau die Wirtschaftsentwicklung im Auge behalten. Bis jetzt ist alles gut und auf dem richtigen Weg. Ab einem bestimmten Zinsniveau kann die Sache jedoch kippen. Zumindest die US-Notenbank hat diesen Punkt auf dem Schirm. Die EZB ist noch sehr weit davon entfernt.
Es gibt also eine gewisse Hoffnung, dass es diese Leute nicht übertreiben. Ein Ausbruch des US-Aktienmarktes nach oben wäre ein sicheres Zeichen, dass auch der Aktienmarkt diese Hoffnung teilt.