Digital-Offensive bei Siemens: Können Anleger profitieren?

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Investitionen in hippe Technikunternehmen sind in. Meistens steckt eine vielversprechende, zukunftsweisende Idee dahinter, welche Anlegerinnen und Anleger fasziniert. Alten Industrieunternehmen fällt es im Vergleich deutlich schwerer, Begeisterung zu wecken. Die Traditionsunternehmen können hinter den Kulissen hochmodern arbeiten und neue Technologien entwickeln: Sie sind jedoch in reifen Märkten unterwegs und weniger sexy als Meta, Alphabet oder Nvidia.

Siemens hat deshalb darüber nachgedacht, wie aus dem deutschen Traditionsunternehmen ein Digitalunternehmen werden könnte. Die Lösung: Die Übernahme des amerikanischen Softwareunternehmens Altair. Dafür legt Siemens knapp zehn Milliarden Euro auf den Tisch. Das entspricht etwa dem 100-fachen des erwarteten Gewinns von Altair. Das ist ohne Frage teuer, auch weil das Unternehmen nur um die 10 Prozent jährlich wächst.

Grundsätzlich kann Siemens sich den Kauf leisten. Der Konzern hat im letzten Jahr 8,5 Milliarden Euro Gewinn gemacht.

Siemens AG, Quelle: Aktien Screener Investor Verlag

Rechnet sich der teure Preis?

An der Börse wurde der Kauf verhalten aufgenommen, der Aktienkurs zeigte keine größeren Ausschläge. Das ist verständlich, denn der teure Kauf muss sich natürlich auch rechnen. Lassen Sie uns für eine genauere Einschätzung einen Blick auf Altair werfen. Altair ist stark in den Bereichen Simulation, KI und Datenwissenschaft.

Autokonzerne können mit der Software Modelle von Autos simulieren. In der echten Welt sind mithilfe der Simulationen für Verbesserungen deutlich weniger Tests erforderlich. Das spart Kosten. Simulationen im Bereich des autonomen Fahrens können ebenfalls erstellt werden.

Siemens möchte durch die Übernahme digitaler werden. Die digitalen Umsätze werden durch die Übernahme direkt um 8 Prozent steigen. Ein wichtiger Schritt, wenn aus dem Industrieunternehmen Siemens ein Digitalunternehmen Siemens werden soll. Die Transformation wird von den Aktionären unterstützt, denn die Margen in der Sparte „Digital Industries“ sind fast 10 Prozentpunkte höher als in den anderen Bereichen, die Siemens bedient.

Siemens Weg zum Digitalunternehmen begann bereits vor knapp zwei Jahren mit einer Investition von 1,5 Milliarden Euro in den Softwarekonzern Brightly. Dieser ist spezialisiert auf den Betrieb und die Wartung von Gebäuden und Energieanlagen.

Warum es vorteilhaft ist, ein Digitalunternehmen zu sein

Digitale Umsätze sind nicht nur wegen höherer Margen interessant. Sie stehen oft auch für wiederkehrende Umsätze sowie eine höhere Bewertung an der Börse. Die Übernahme von Altair könnte dazu führen, dass Investoren Siemens verstärkt als Digitalfirma wahrnehmen. Dadurch könnte der Börsenwert von 140 Milliarden Euro stark nach oben getrieben werden.

Ein kurzer Blick auf Siemens Mitbewerber zeigt, dass die Hoffnung auf eine höhere Bewertung durchaus realistisch sein könnte, denn: Siemens wird nur mit dem 17-fachen des erwarteten Gewinns bewertet. Der Schweizer Konkurrent ABB und die Franzosen Schneider Elektric haben ein KGV von 21 beziehungsweise 27. Ein Grund für die höhere Bewertung könnte sein, dass ABB und Schneider Elektric sich mehr auf Zukunftsbranchen fokussieren.

Ein Blick auf Siemens lohnt auf jeden Fall. Sie entscheiden dann, ob die Aktie etwas für Ihr Depot wäre.