Die Zinsen werden sinken – mehr als gedacht

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Ich halte den US-Notenbankchef Powell bekanntlich für eine unfähige Fehlbesetzung, weil sein Timing bei Zinszyklen bisher stets katastrophal war.

Aber der Markt preist derzeit eine Wahrscheinlichkeit von 73,5 % für eine GROSSE Zinssenkung durch die Fed von 50 Basispunkten im September ein. Das war vor wenigen Tagen noch undenkbar.

“Die Fed sollte die Zinsen um mindestens 1,5 Prozent senken!”

Jetzt werden sogar schon Stimmen für eine zusätzliche Not-Zinssenkung im Vorfeld laut. Zuletzt hatte der prominente Finanzprofessor Jeremy Siegel angesichts des jüngsten Kursrutsches die US-Notenbank zu einer sofortigen Notfallzinssenkung um 75 Basispunkte aufgefordert, gefolgt von einer weiteren Zinssenkung um 75 Basispunkte im September.

In einem Interview mit dem Finanzsender CNBC sagte Siegel, der Grund für seine Forderung sei, dass die Fed bei ihren Prognosen im sogenannten Dot Plot im Juni auf lange Sicht selbst einen Leitzins von 2,8 % vorhergesagt habe, bei einer [PCE-]Inflationsrate von 2 % und einer Arbeitslosenquote von 4,2 %.

„Am Freitag haben wir die Beschäftigungszahl [die Prognose bei der Arbeitslosenquote] überschritten – wir liegen bei 4,3 [%]“, sagte er. „Was die Inflation betrifft, sind wir bei zweieinhalb Prozent. Wir haben 90 % des Wegs zum Ziel bei der Inflationsrate zurückgelegt. Wir haben das Ziel bei der Beschäftigung überschritten – das sind die beiden Ziele, die explizit von der Federal Reserve erwähnt werden“, sagte er. „Wie stark haben wir den Leitzins der Fed verändert? Null. Das ergibt absolut keinen Sinn“.

Besser zu viel als zu wenig

Anders als vielfach befürchtet werde eine Notfallzinssenkung die Finanzmärkte nicht verunsichern, sondern dürfte von diesen begrüßt werden, meinte Siegel. Falls die Fed nicht vor September handle, werde der Markt hingegen negativ reagieren.

Vor zwei Wochen (also noch vor dem letzten Fed-Zinsentscheid) hatte sich auch bereits Bill Dudley, der ehemalige Chef der Federal Reserve Bank von New York, für eine Zinssenkung VOR September ausgesprochen.

Die Preisfrage ist nun: will die US-Notenbank mit einem zu langen Abwarten tatsächlich unmittelbar vor einer US-Präsidentenwahl einen erneuten Crash riskieren und damit die Wahlchancen der amtierenden Partei endgültig zunichtemachen? Das wäre immerhin ein Novum in der US-Geschichte.

Die Befürchtung, dass die US-Wirtschaft in eine Rezession abgleiten könnte und die US-Notenbank Fed viel zu spät darauf reagiert, ist ein wichtiger Grund für den jüngsten Sell-off an den Aktienmärkten.

Die Zinsen werden bald deutlich sinken – und diese Werte explodieren

Fakt ist: die Zinssenkungen werden auf alle Fälle kommen. Nur der Zeitpunkt und das Ausmaß sind noch ungewiss. Die Zinsen mögen etwas später fallen, als es der Markt lange Zeit dachte. Aber sie dürften dafür deutlich schneller fallen, als es lange Zeit den Anschein hatte.