Die Schweden machen‘s vor – so geht Rente!
Ich bin ein riesengroßer Schweden-Fan. Was in meiner Kindheit mit Pippi und Michel begann, wurde in meinem Erwachsenenleben zu einer echten Begeisterung für die Menschen und das Land meiner Kindheitshelden. Erst letzten Sommer führte uns unser Familienurlaub wieder dorthin. Wir lieben die Weitläufigkeit, den Wald- und Wasserreichtum und die Stille.
Doch Schweden hat seinen Bürgern auch gesellschafts- und finanzpolitisch so Einiges zu bieten. Schweden finanziert beispielsweise im internationalen Vergleich eine intensive Bildungspolitik und betreibt eine sehr hohe staatliche Forschungsförderung über Steuern. Forschung und Entwicklung wird dort großgeschrieben. Kein Wunder also, dass der Nobelpreis, der wohl berühmteste Preis in der Welt der Wissenschaften (sowie Literatur und Weltfrieden), aus Schweden kommt.
Aber in Schweden gibt es seit vielen Jahren noch etwas, für dass ich die Schweden schon lange beneide: Den Staatsfonds. In Schweden werden jeden Monat direkt 2,5% der Rentenabzüge in eine „Prämienpension“ gespart. Dafür können sich die schwedischen Arbeitnehmer entweder für einen privaten Fondsanbieter entscheiden oder aber die Beiträge im staatlichen AP7-Fonds anlegen.
Mehrheit der Schweden setzt auf Staatsfonds, denn der liefert Top-Renditen!
Die Vorgehensweise bei der Kapitalanlage ist wie folgt. Der Staatsfonds setzt zunächst komplett auf Aktien und steigert erst langsam, nämlich nach dem 55. Lebensjahr der Anleger, den Anteil fest-verzinslicher Wertpapiere. Übrigens wählt das Gros der Schwed*innen für AP7. Kein Wunder: Denn wie die Fondsratingagentur Morningstar eruierte, zählte der schwedische Staatsfonds im vergangenen Herbst zu den besten Aktienfonds in Europa. Auch in den vergangenen zehn Jahren warf AP7 durchschnittlich zweistellige Renditen ab. Zudem sind die Kosten sehr günstig.
Ein Vorbild? Ja, aber…
Schauen wir uns zum Vergleich einmal unser Rentensystem an: Immer weniger Arbeitnehmer müssen einer immer größeren Zahl an Rentenempfängern ihre staatliche Rente finanzieren. Hinzu kommt das seit Jahren existente Niedrigzinsumfeld. Wer ein bisschen was von Verhältnissen und Mathe versteht, wird schnell den Fehler in der Rechnung sehen.
Nun aber will die Ampel-Koalition es angehen
Die FDP hat das Konzept schon lange in der Tasche und es besagt: Ein Staatsfonds nach schwedischem Vorbild, in das jeder deutsche Arbeitnehmer 2% seines Bruttoeinkommens einzahlen soll. Wir haben laut statistischem Bundesamt aktuell 33,6 Mio. sozialversicherungspflichtige Beschäftigte, der durchschnittliche Monatslohn liegt bei 3.975 Euro brutto – würde summa summarum rund 32 Mrd. Euro machen, die dem Kapitalmarkt künftig jedes Jahr zusätzlich zufließen.
Laut ersten Plänen der neuen Regierung soll es mit einem Kapitalstock von rund 10 Mrd. Euro aus Steuermitteln losgehen, der von einer unabhängigen, öffentlich-rechtlichen Stelle verwaltet wird – also eine Art Staatsfonds nach schwedischem Vorbild. Aber: wie sich die Aktienrente für Erwerbstätige dann zusammensetzen und auswirken wird, das wissen wir noch nicht. Es dürfte der bescheidenen Aktienkultur zumindest den längst überfälligen Schub verleihen.
Noch besser ist aber: Es selbst in die Hand nehmen!
Die eigene Altersvorsorge sollte man also besser immer noch selbstbestimmt übernehmen. Aber wenn ich Herrn Lindner eine erste Aktie für den neuen Staatsfonds empfehlen würde, dann wäre das aktuell Adidas. Die Aktie von Adidas hat seit August 2021 mehr als 30% korrigiert. Grund: Sind die Sorgen am wichtigen Absatzmarkt China. Ein Boykott, höhere Frachtraten und Produktionsstillstand in den Fabriken verhagelten die Zahlen. Aber die Aktie von Adidas hat mittlerweile den vierten drastischen Kursrücksetzer in den letzten 15 Jahren absolviert. Im Anschluss startete immer ein neuer Aufwärtstrend. Außerdem bleiben Sport und Lifestyle absolute Megatrends.