Die Märkte befinden sich in einem Spannungsverhältnis

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Nach einem furiosen Wochenstart mit fast +3 % scheint der DAX am Dienstagmorgen erstmal durchzuatmen – vorbörslich wird aber ein weiteres, wenn auch nur kleines Plus erwartet. Damit bleibt der Leitindex nicht nur stabil über seiner charttechnisch bedeutenden 200-Tage-Linie (20.012 Punkte), sondern schnuppert auch an der psychologisch reizvollen 21.000er-Marke. Doch von Euphorie keine Spur: Analysten sprechen von einem „Marktumfeld zwischen Unsicherheit, Nervosität und Handlungspanik.

An den US-Börsen verläuft die Erholung ebenfalls verhalten. Der Dow Jones rettete am Montag immerhin ein Plus von 0,78 % ins Ziel, nachdem sich in der Vorwoche eine Art Rebound-Reflex gezeigt hatte. Der S&P 500 kletterte um 0,79 %, der Nasdaq 100 um 0,57 %. Der gefürchtete Angstindex VIX sank dabei auf Vorkrisenniveau – aber wehe, Trump twittert wieder. Wir sollten also die Märkte verfolgen…..

In Asien sorgt Hoffnung auf weitere Zoll-Ausnahmen für gute Laune: Der NikkeiKOSPI und Straits Times Index steigen um bis zu 1,3 %, auch Taiwan legt zu. Tech- und Autoaktien fahren vornweg, allerdings begleitet vom bekannten Bauchgefühl: „Das kann sich auch alles wieder ändern.“

Unternehmensnachrichten / Einzelaktien:

Nvidia denkt (noch) größer

Nvidia hat nicht gekleckert, sondern geklotzt: Bis zu 500 Milliarden Dollar sollen in die Produktion von KI-Technologie in den USA fließen – mit neuen Supercomputer-Fabriken in Texas (gemeinsam mit Foxconn und Wistron) und Chip-Produktion in Arizona. Dass Trump diese Ankündigung sofort als Beleg für seine erfolgreiche Zollpolitik feiert, passt zur Show – tatsächlich fußt das Milliardenpaket eher auf längst beschlossenen Biden-Subventionen.

Drägerwerk meldet für das erste Quartal einen Gewinneinbruch – Ebit nur noch 0,4 Mio. € statt 15,1 Mio. €, aber: Auftragseingang und Bruttomarge steigen, die Jahresprognose bleibt. Die Aktie reagiert gelassen (+1 % auf Tradegate).

Apple (+2,2 %)Micron (+2,1 %) und Intel (+2,9 %) profitieren von Trumps Zoll-Ausnahme für Elektronik. 

Ford (+4,1 %) und GM (+3,5 %) schnuppern Frühlingsluft: Trump denkt laut über Hilfe beim Umbau der Lieferketten nach. Wie genau, weiß noch keiner – aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Goldman Sachs (+1,9 %) erfreut mit starken Zahlen, während LVMH ein echtes Malheur passiert ist: Im ersten Quartal sank der Umsatz um 2 % auf 20,3 Mrd. €, das enttäuschte besonders in der Leder- & Modesparte. Die Aktie reagierte in New York prompt mit -5 %, und auch das Gesamtjahr sieht mit einem Minus von 17 % bisher nicht nach Frühjahrsrallye aus.

Politischer Einfluss: Trumps Zollroulette dreht sich weiter

Donald Trump bleibt das personifizierte Börsenrisiko. Zuerst schreckt er mit einem drakonischen Zollpaket die Märkte auf, ruft einen „Tag der Befreiung“ aus – dann folgen Ausnahmen für Elektronik, dann vielleicht für Autos, dann vielleicht wieder nicht. Statt Planbarkeit gibt es: Überraschungspakete aus dem Weißen Haus.

Besonders betroffen: Pharmawerte, denn neue Zölle auf Medizinprodukte stehen im Raum. Anleger flüchten sich in Spekulationen: Wer könnte kaufen, wer wird getroffen? Die Nervosität steigt – auch, weil der US-Handelsminister klarstellt: Die Zoll-Ausnahmen sind nur vorübergehend.