Die KI-Rallye ist im Gange, aber eine KI-Blase nicht in Sich
Wenn man Finanzartikel in den Medien oder im Internet liest, ist oft von einer KI-Blase die Rede. Übrigens nicht erst seit ein paar Wochen – ähnliche Kommentare habe ich schon vor einem Jahr gelesen. Die Tatsache, dass das Wort „Blase“ häufig verwendet wird, macht es aber in der Sache nicht richtiger. Zwar gibt es keine exakte Definition für eine Blase an den Märkten. Deshalb kann sie jeder ausrufen, der will. Für mich ist der Begriff aber nur dann zutreffend, wenn es zu völlig irrationalen Übertreibungen kommt, die zwangsläufig in einer massiven Korrektur enden.
Eine Blase, die vielen Anlegern noch gut in Erinnerung ist, ist die Dotcom-Blase, als Ende der 1990er Jahre immer mehr Investoren auf Internetfirmen setzten, die kein funktionierendes Geschäftsmodell hatten. Damals kam es nach der Euphorie zu einem starken Kurseinbruch: Der Nasdaq 100, der sich zwischen Oktober 1999 und März 2000 in weniger als einem halben Jahr mehr als verdoppelt hatte, verlor im Anschluss über 80 % seines Wertes.
Haben wir heute eine Situation wie Anfang 2000? Nein! Zwar haben viele KI-Aktien in letzter Zeit stark zugelegt. Aber ein Großteil der Kursgewinne ist aus meiner Sicht gerechtfertigt.
Gesunde Korrekturen sorgen für eine faire Bewertung
Vielleicht ist die Bewertung des einen oder anderen KI-Unternehmens inzwischen tatsächlich etwas zu hoch. Dann werden die Märkte das korrigieren. Dazu braucht es aber keinen Kurssturz wie nach der Dotcom-Blase. Eine gesunde Korrektur reicht, oder manchmal auch eine längere Seitwärtsbewegung, die dem Unternehmen die Chance gibt, in die Bewertung hineinzuwachsen. Dies war beispielsweise bei Nvidia zwischen August 2023 und Januar 2024 der Fall.
Verwechseln Sie kurzfristige Überhitzung nicht mit irrationaler Überbewertung. Kurzfristige Überhitzungen einzelner Aktien oder des Gesamtmarktes kommen in jeder Rallye vor. Meine Aufgabe ist es, dies für meine Leser zu beobachten und ihnen keine Aktien zu empfehlen, die in letzter Zeit zu stark oder zu schnell gestiegen sind. Bei Neuempfehlungen von Aktien oder Optionsscheinen ist es deswegen eines meiner Kriterien, nur Werte zu empfehlen, die gerade eine Konsolidierung hinter sich und damit Überhitzungen vollständig abgebaut haben.
So handeln erfahrene Anleger
Skeptiker und Blasen-Propheten sind ein ausgezeichneter Kontraindikator dafür, dass die KI-Rallye noch lange weitergehen kann. Erst wenn fast jeder Anleger von KI überzeugt ist und die Euphorie keine Grenzen mehr kennt, wird es gefährlich. Wenn mich ein Bekannter, der sich noch nie für Aktien interessiert hat, eines Tages fragt, wie er mit künstlicher Intelligenz an der Börse Geld verdienen kann, werde ich hellhörig. Denn in der Endphase einer Rallye verkaufen erfahrene Investoren ihre stark gestiegenen Aktien zu Höchstpreisen an unerfahrene Anleger. Meine Aufgabe wird es dann sein, dafür zu sorgen, dass meine Leser auf der richtigen Seite stehen: auf der Seite der erfahrenen Anleger, die rechtzeitig Gewinne mitnehmen.