Die fundamentale Neuordnung der Welt beginnt
Kurzfristig sehe ich die Entwicklung an den Börsen durchaus positiv. Die Stimmung ist hier derart schlecht, dass eine mehrmonatige Kurserholung geradezu überfällig ist.
Wahrscheinlich sind wir schon mittendrin in einer solchen. Der US-Leitindex S&P 500 stabilisiert sich seit Wochen und steht über 6 Prozent über seinen zuvor markierten Korrekturtiefs. Beim DAX sind es 4 Prozent (Stand jeweils Freitag zu Börsenschluss). Nicht viel, aber ein Anfang.
Die fundamentale Neuordnung der Welt beginnt – verliert der Westen?
Langfristig hängt die Entwicklung jedoch von ganz anderen Faktoren ab. So entgeht mir die fundamentale Neuordnung der Welt nicht, die jetzt beginnt.
Der Westen verrennt sich mit seiner Eskalation in Bezug auf das ebenfalls unnachgiebige Russland, was nur zu einer neuen Blockbildung führt. In einigen Jahren werden sich wohl zwei große Wirtschaftsräume gegenüberstehen: G7 (die sieben größten westlichen Industriestaaten) vs. BRICS (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika und ggf. weitere Schwellenländer, vornehmlich in Asien).
Wobei sich die G7-Staaten mit ihren Alleingängen bei den Russland-Sanktionen oder Klimapolitik immer mehr in eine Sackgasse aus Inflation und Mangelwirtschaft verrennen, an deren Ende ein drastischer Verlust an Wohlstand und Macht wartet. Hier hätte ich mir mehr Weitsicht und Diplomatie erhofft.
Sanktionen gingen bisher voll nach hinten los
So hat etwa der westliche Boykott russischen Öls durch die Verknappung hierzulande zu einer massiven Inflation geführt, während Russland seine Öleinnahmen sogar deutlich steigern konnte, da sich andere Großabnehmer wie Indien fanden. Das daraus vergleichsweise günstig Benzin und Diesel herstellt, um dieses mit hohem Gewinn als “indisches Benzin” auch nach Europa und in die USA zu liefern (siehe Bericht von n-tv.de vom 24.06.).
Der Dumme ist allein der Westen mit seinen Alleingängen, während Asien und leider auch Russland profitieren.
G7 Gipfel plant Milliarden-Investitionen – Börsen bisher nicht überzeugt
Immerhin sehen wir erste Ansätze von Vernunft. Der jüngste G7-Gipfel möchte mit Investitionen von 600 Mrd. USD in Infrastruktur- und Rohstoffprojekte in den Schwellenländern wieder eine Brücke schlagen. Ob das gelingt, wird maßgeblich die faire Umsetzung dieser Pläne zeigen.
Dass die geplanten Investitionen nicht zu einem Jubelfeuerwerk an den Börsen führten, sollte eigentlich skeptisch stimmen.
So bleiben Sie als Anleger auf der Gewinnerseite!
Derzeit ist das Bruttoinlandsprodukt in den G7-Industriestaaten noch über 50 % größer als in den Schwellenländern. Das dürfte sich bald zugunsten der BRICS-Staaten ändern, was neue Chancen für uns Anleger bringt. Sofern dieser Prozess geordnet verläuft oder nahezu abgeschlossen ist.
Dann werden wir natürlich auch in BRICS-Werte investieren. Bis dahin ist es jedoch noch ein Stück. Die jüngsten, sehr dramatischen Kursverluste von Anlegern in chinesischen Technologie-Aktien aufgrund von Staatseingriffen oder in Russland-Aktien infolge der westlichen Sanktionen zeigen Ihnen, dass dort die Risiken noch zu groß sind.
Aber die Zeiten ändern sich und ich bleibe hier für Sie immer am Ball!