Wirecard Aktie verliert ein Drittel an Wert

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Wirecard kommt nicht zur Ruhe: Ein Bericht der britischen Finanzzeitung „Financial Times“ hat die Aktie des deutschen Finanzdienstleisters erneut erheblich unter Druck gesetzt.

Innerhalb kürzester Zeit hat die Wirecard Aktie ein Drittel an Wert verloren, fiel in mehreren rasanten Abstürzen zurück von knapp 170 Euro Ende Januar auf zuletzt nur noch rund 100 Euro.

Hintergrund sind Vorwürfe um angeblich gefälschte Dokumente und Kontomanipulationen in Singapur, durch die sich das Unternehmen in Asien zusätzliche Lizenzen habe erschleichen wollen. Auch höhere Managementebenen bei Wirecard hätten zumindest Kenntnis von diesen Vorgängen gehabt, so die Berichte.

Wirecard weist Vorwürfe zurück

Wirecard selbst bestätigt Untersuchungen in den Fällen, weist die Vorwürfe jedoch als substanzlos zurück und sieht sich einmal mehr einer gezielten Attacke ausgeliefert. Es wäre nicht das erste Mal: Bereits in der Vergangenheit war die Wirecard Aktie mehrfach durch Gerüchte massiv unter Druck geraten, letztlich konnte bislang keiner der Vorwürfe nachgewiesen werden. Der Vorstand spricht von Shortseller-Attacken.

Tatsächlich haben sich auch diesmal gleich mehrere große Hedgefonds mit Short-Positionen gegen Wirecard in Stellung gebracht und wetten auf fallende Kurse. Demgegenüber halten viele Bankanalysten dem Dax-Neuling (noch) die Treue und raten zum Kauf, allerdings stutzten sie angesichts der jüngsten Kursturbulenzen häufiger ihre Kursziele zurecht.

Sammelklagen aus den USA?

Neuer Ärger droht unterdessen aus den USA: Dort bereiten gleich mehrere Kanzleien Sammelklagen von Anlegern gegen Wirecard vor. Es geht um mögliche Verstöße gegen Wertpapiergesetze aufgrund der aktuellen Entwicklungen. Nach gleich vier ruckartigen Kursstürzen innerhalb einer Woche wegen der erwähnten Medienberichte rund um die Vorwürfe in Singapur hat unter anderem die US-Kanzlei Hagens Berman, die auch schon gegen Volkswagen in der Dieselaffäre vor Gericht zog, damit begonnen, potenzielle Kläger zu sammeln.

Die Münchener Staatsanwaltschaft untersucht unterdessen gemeinsam mit der deutschen Finanzaufsichtsbehörde Bafin, ob an den Vorwürfen etwas dran ist oder ob es sich erneut um eine gezielte Attacke von Seiten der Spekulanten handelt. Bislang sehen die Ermittler keinen hinreichenden Anfangsverdacht gegen verantwortliche Manager bei Wirecard.

Wirecard Aktie: hochriskantes Investment

Privatanleger sollten angesichts der insgesamt dennoch unklaren Lage besser vorerst die Finger von dem Papier lassen – es sei denn, Sie suchen den Nervenkitzel. Extreme Kursschwankungen, insbesondere nach unten, scheinen derzeit wahrscheinlich. Es kann aber, je nach Nachrichtenlage, auch wieder schnell aufwärts gehen, wie die bewegte Vergangenheit der Wirecard Aktie unter Beweis gestellt hat.

Eine solche Volatilität, die eine Investition als Hochrisikogeschäft erscheinen lässt, ist für einen im Dax gelisteten Wert eher ungewöhnlich.

Der Finanzdienstleister, der im vergangenen Herbst die Commerzbank aus dem Leitindex verdrängt hat, galt als eine Art Shootingstar der hiesigen Finanzbranche. Das Geschäftsmodell basiert auf digitalen Zahlungsvorgängen, also einem wachstumsträchtigen Zukunftsfeld.

Kritiker bemängeln allerdings die bislang geringe Transparenz, das vor allem durch Neu- statt durch Bestandskunden generierte Bilanzwachstum sowie die regionale Fokussierung auf Schwellenländer als Risikofaktoren.