VW Aktie: Winterkorn zahlt Millionen an VW
Bald sechs Jahre ist es her, dass der Skandal um manipulierte Abgaswerte in Dieselfahrzeugen an die Öffentlichkeit gelangt ist und das Image von Volkswagen schwer beschädigt hat.
Mittlerweile schreibt der Konzern längst wieder Milliardengewinne, doch das Dieseltrauma ist noch nicht ausgestanden. Erhebliche Milliardensummen hat es bereits verschlungen. Teuer waren vor allem Rechtsstreitigkeiten und Bußgelder in den USA, in Europa kam man etwas kostengünstiger davon. Alles in allem summieren sich die Aufwendungen des Konzerns zur Beilegung der Dieselstreitigkeiten bislang auf rund 32 Milliarden Euro.
Ex-Manager zahlen Millionenbußgelder
Die Aufarbeitung ist noch immer nicht abgeschlossen. Gerade erst verständigte sich der Konzern mit seinem Ex-Chef Martin Winterkorn sowie drei weiteren ehemaligen Top-Managern auf Entschädigungszahlungen von insgesamt 288 Millionen Euro – eine in der deutschen Wirtschaftsgeschichte bis dato ungekannte Dimension.
Den Großteil der Zahlungen übernehmen allerdings Managerversicherungen. Winterkorn selbst überweist dem Konzern lediglich gut 11 Millionen Euro, was angesichts seiner langjährigen Top-Vergütung keinen größeren wirtschaftlichen Schaden bei ihm hinterlassen dürfte.
Mehrere Prozesse gegen Winterkorn
Bei den Vorwürfen geht es in erster Linie um aktienrechtliche Sorgfaltspflichtverletzungen. Doch darüber hinaus laufen weitere Verfahren gegen Winterkorn. Vor dem Landgericht Braunschweig ist er des gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs angeklagt. Die Berliner Staatsanwaltschaft kündigte zudem in dieser Woche an, Anklage zu erheben wegen Falschaussage vor dem Untersuchungsausschuss im Bundestag, der sich mit der Aufklärung des Skandals befasst hatte.
Vorgeworfen wird Winterkorn dabei insbesondere die zeitliche Abfolge der Ereignisse, oder konkreter: Ab wann der Manager was genau gewusst hat. Bisherige Ermittlungen legen nahe, dass er bereits Monate vor Bekanntwerden des Skandals im September 2015 Bescheid gewusst haben soll.
Für Winterkorn ist das Ganze somit längst nicht ausgestanden. Auch VW gerät immer wieder in die Schlagzeilen, wenn sich in der Dieselaffäre neue Erkenntnisse oder Prozesse ergeben. Dennoch hat sich der Konzern inzwischen weitgehend erholt – zumal er nicht der einzige, sondern lediglich der erste Autobauer war, dem entsprechende Tricksereien nachgewiesen wurden.
Dieselskandal: Ein branchenweites Phänomen?
Längst mussten auch Wettbewerber ähnliche Manipulationen einräumen, gerade erst gerieten diesbezüglich die französischen Hersteller Renault und Peugeot in den Fokus von Ermittlern. Demnach handelt es sich offenbar um ein in der Branche weit verbreitetes Phänomen, das nicht allein einem Konzern oder einer Marke zugerechnet werden kann. Auch das dürfte dabei geholfen haben, den Imageschaden für Volkswagen einzugrenzen.
An der Frankfurter Börse verzeichnen die Aktien der drei großen deutschen Autokonzerne nach deutlichem Auftrieb derzeit Gewinnmitnahmen. So gab die VW Aktie auf Wochensicht um rund 3 Prozentpunkte nach, liegt auf Monatssicht aber gut 8 Prozent im Plus. Die Daimler Aktie legt auf Monatssicht gut 6 Prozent zu, Anteilsscheine von BMW verteuerten sich innerhalb dieser Frist um mehr als 10 Prozent.