VW Aktie: Umwälzungen kommen bei Anlegern gut an
Plötzlich ging alles ganz schnell: Innerhalb weniger Tage hat der weltgrößte Autokonzern Volkswagen nicht nur einen Personalwechsel an der Spitze, sondern auch Pläne für einen tiefgreifenden Umbau bekanntgegeben.
Die Kommunikation der Neuerungen verlief dabei etwas holprig. Erste Details waren öffentlich geworden, das Unternehmen sah sich gezwungen, eine Erklärung abzugeben – und die kam für viele durchaus überraschend, zumindest mit Blick auf das vorgelegte Tempo.
Umstrittene Machtfülle
Mit einem Abgang des bisherigen Konzernchefs Matthias Müller hatten zwar die meisten Beobachter gerechnet, aber eher im Laufe des Jahres als im Laufe der Woche. Nun soll der bisherige VW-Markenchef Herbert Diess – zusätzlich zu seinem bisherigen Posten – die Funktion des Vorstandsvorsitzenden bekleiden, und womöglich darüber hinaus noch Chefaufseher der Premiummarke Audi werden.
Eine solche Machtfülle, die zuletzt sein Vorvorgänger Martin Winterkorn auf seine Person hatte vereinigen können, ist nicht unumstritten, kommt an der Börse aber gut an: Die im Dax notierte VW Vorzugsaktie legte in der vergangenen Woche um mehr als 8 Prozentpunkte zu und kostete am Freitag zum Schlussgong gut 177 Euro.
Für Diess spricht, dass er erst vor rund drei Jahren von BMW (BMW Aktienlage) nach Wolfsburg wechselte und somit persönlich nicht belastet ist durch den Diesel-Skandal, der das Unternehmen und seine Aktie nach wie vor belastet.
Neue Konzernstruktur
Doch nicht nur der Führungswechsel wurde am Parkett positiv aufgenommen, auch die angekündigte Verschlankung der Konzernstrukturen trifft bei den Anlegern auf Zustimmung. Demnach sollen die zahlreichen Fahrzeugmarken in vier Gruppen gebündelt werden: Volumen (Volkswagen, Skoda, Seat), Premium (Audi), Super-Premium (Porsche, Bentley, Bugatti, Lamborghini) und Nutzfahrzeuge (MAN, Scania).
Besonders interessant: Die Nutzfahrzeug-Sparte soll so aufgestellt werden, dass sie eigenständig an die Börse gebracht werden kann. Sie wäre damit ein heißer Kandidat für den Aufstieg in den Dax. Zwar will Volkswagen wohl die Mehrheit der Anteile selbst behalten, bis zu 25 Prozent könnten aber in Streubesitz gehen – und bis zu 7 Milliarden Euro in die Konzernkasse spülen.
VW Aktie: Analysten optimistisch
Analysten werteten die angekündigten Neuerungen sowie den Führungswechsel mehrheitlich positiv. Etliche Experten bekräftigten in der vergangenen Woche ihre Kaufempfehlungen, die Kursziele bewegten sich dabei nicht selten jenseits der 200 Euro.
Viele sehen den Konzern nach den schwierigen Jahren der Abgasaffäre nun wieder in der Offensive und hoffen angesichts von Diess‘ Erfolgen als VW-Markenchef auf eine stärkere Fokussierung auf die Profitabilität.
Vereinzelt wird jedoch auch darauf verwiesen, dass die vorab an die Presse durchgestochenen Informationen auf „anhaltende interne Spannungen“ hindeuten könnten. So rät das Analysehaus Jefferies lediglich dazu, die VW Aktie zu halten mit einem Kursziel von 180 Euro.