VW Aktie: Schon wieder eine Gewinnwarnung aus Wolfsburg

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Volkswagen kommt aus den Negativschlagzeilen nicht mehr heraus. Die vergangenen Wochen waren bereits geprägt von Schockmeldungen, nun folgte am Freitag die nächste Hiobsbotschaft: Die Wolfsburger gaben abermals eine Gewinnwarnung heraus.

Nächste Gewinnwarnung: VW kappt Jahresprognose erneut

Besonders schlecht läuft es bei der Kernmarke VW Pkw, aber auch die leichten Nutzfahrzeuge sowie das eigene Zuliefergeschäft schwächeln offenbar bedenklich. Hinzu kommen konjunkturbedingte Absatzprobleme, was auch die Finanzdienstleistungssparte des Konzerns in Mitleidenschaft zieht. Nachbörslich sackte die im Dax gelistete VW Vorzugsaktie am Freitag um knapp 3 Prozentpunkte ins Minus.

Ursprünglich hatte Volkswagen ein Absatzwachstum von 3 Prozent erwartet basierend auf 9,2 Millionen verkauften Fahrzeugen im vergangenen Jahr. Nun werden es mit rund 9 Millionen wohl sogar weniger Autoverkäufe sein als im Vorjahr. Anstelle eines Umsatzanstiegs um bis zu 5 Prozent dürfte damit auch der Umsatz geringer ausfallen als zuletzt: Im Jahr 2023 hatte Volkswagen noch 322 Milliarden Euro Umsatz gemacht, nun ist von nur noch 320 Milliarden Euro die Rede.

Hiobsbotschaften für Aktionäre und Angestellte

Die operative Ergebnismarge wird der Mitteilung zufolge ebenfalls geringer ausfallen als ursprünglich erhofft. War man bisher noch von 6,5 bis 7 Prozent Umsatzrendite ausgegangen, wurde die Prognose nun auf rund 5,6 Prozent abgesenkt. Es ist nach Juli bereits die zweite Gewinnwarnung innerhalb eines Quartals, die Volkswagen herausgeben musste.

Auch darüber hinaus gab es zuletzt reichlich Hiobsbotschaften aus Wolfsburg. Nicht nur Aktionäre, sondern auch Angestellte des Konzerns bangen aktuell um die zukünftige Entwicklung. Nach drei Jahrzehnten hat Volkswagen im September die Beschäftigungssicherung einseitig aufgekündigt, kurz darauf begannen vorgezogene Tarifverhandlungen mit Vertretern von IG Metall und Betriebsrat.

Werksschließungen und Warnstreiks: Heißer Herbst bei VW erwartet

Werksschließungen stehen offenbar ebenso zur Debatte wie betriebsbedingte Kündigungen. Zudem fordern die Gewerkschaften eine Lohnsteigerung, die Konzernspitze hingegen will an Sparplänen festhalten und weist die Gehaltswünsche zurück. Die Arbeitnehmervertreter schlossen Warnstreiks ab Anfang Dezember nicht aus. Es droht ein monatelanger harter Arbeitskampf bei VW.

Hintergrund für die wirtschaftliche Schwäche des Konzerns sind vor allem Absatzprobleme. Während sich die Verkäufe in Europa und den USA schon länger rückläufig entwickeln, bereitet seit einiger Zeit auch der einstige Wachstumsmarkt China immer mehr Probleme. Zum einen geht auch dort aufgrund der schwächelnden Konjunktur die Kauflaune der Autokunden zurück. Zum anderen aber steht VW hier vor hausgemachten Problemen – denn mit der erstarkenden Konkurrenz können die Wolfsburger kaum noch mithalten.

VW scheitert an Chinas Elektroautomarkt

In Sachen Elektromobilität, autonomes Fahren, Assistenz- und Entertainmentsysteme sind andere Hersteller Volkswagen meilenweit voraus. Bei elektrisch angetriebenen sowie bei Plug-in-Hybrid-Fahrzeugen spielen die Deutschen kaum eine Rolle am chinesischen Markt – doch gerade diese Segmente werden immer wichtiger im Reich der Mitte. Allein beim Verbrenner spielt VW noch eine gewisse Rolle, doch der Anteil von Benzinern und Dieselfahrzeugen am Gesamtmarkt in China ist seit Jahren rückläufig und lag zuletzt nur noch bei rund zwei Dritteln aller verkauften Neufahrzeuge. Sowohl Tesla als auch mehrere chinesische Elektroautobauer wie BYD haben im Elektrosegment mit Abstand die Nase vorn und Volkswagen locker abgehängt.

Gerade chinesische Hersteller punkten mit kostengünstigen Einsteigermodellen. Günstige Stromer hat Volkswagen dagegen gar nicht im Programm – und plant offenbar auch nicht, dies in naher Zukunft zu ändern. Stattdessen setzt das Unternehmen ganz auf saftige Margen im Luxussegment. Gerade in Deutschland als bekanntlich hochpreisigem Produktionsstandort mit starken Arbeitnehmerrechten, hohem Lohnniveau, steuerlichen Belastungen und zuletzt dramatisch gestiegenen Energiekosten ließen sich günstige Elektrofahrzeuge kaum rentabel herstellen, wie zuletzt Ex-VW-Chef Herbert Diess betonte.

Dauerkrise und kein Ausweg in Sicht

Einen Ausweg aus der Krise sucht man in Wolfsburg derzeit vergeblich. Stattdessen stehen wohl weitere turbulente Wochen und Monate bevor. Die im Dax gelistete VW Vorzugsaktie hat in den ersten 9 Monaten des Jahres rund 14 Prozentpunkte abgegeben und kostete zuletzt wieder unter 100 Euro.

In der vergangenen Woche hatte die britische Barclays Bank das Kursziel für die VW Aktie von 125 auf 110 Euro gesenkt, zugleich aber die Kaufempfehlung bestätigt. Die Berenberg Bank beließ ihre Einschätzung am Freitag unverändert bei einem Kursziel von 120 Euro, garniert ebenfalls mit einer Kaufempfehlung.